48: Von Schmerz, Liebe und Landwirtschaft

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In der dritten Nacht, wachte ich von einem Alptraum auf. Eigentlich kein richtiger Alptraum, bloß die Wiederholung von Roberts Tod. Drei Mal am Stück. Ich starrte eine Weile aus dem Fenster, eh ich letztlich auf stand. Irgendwer muss mich ablenken und er schläft vermutlich eh nicht. Also lief ich zu der Zimmertür, links neben meiner und klopfte leise. Unter dem Türschlitz schimmerte Licht hindurch. Wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet.

"Silver?", er blickte leicht verwundert auf mich herab. Ich biss mir etwas verlegen auf die Lippe.

"Ich konnte nicht schlafen und da du wach bist, dachte ich...", ja was eigentlich? Ackermann öffnete die Tür noch etwas weiter und ließ mich herein. Auf seinem Tisch stapelten sich einige Bücher. Er schloss die Tür, ließ sich wieder auf einen Stuhl fallen und begann das vor ihm aufgeschlagene Buch weiterzulesen. Welch Interesse. Ich begutachtete den Stapel und begann schließlich in den oberen Buch zu blättern. Als ich ein gewisses Interesse an dem Geschriebenen fand, ließ ich mich auf seinem Bett nieder. Das Buch handelte von der Natur außerhalb der Mauer und verschiedenen Landwirtschaftsmethoden, doch vor allem die Beschreibung der Landschaft faszinierte mich. Als ich irgendwo in der Mitte war, musste ich gähnen. Natürlich war ich müde aber die Angst hinderte mich am Schlaf.

"Du solltest dich ausruhen.", meinte Ackermann, ohne dabei aufzublicken.

"Ich bin nicht müde.", gab ich zurück wie ein trotziges Kind. Fast musste ich den Kopf über mich selbst schütteln.

"Vor allem bist du wirklich unvernünftig, Göre.", meinte er wieder. Ich seufzte innerlich.

"Und du ein Vollidiot.", ich musterte ihn. Im Kerzenlicht wirkten seine Augenringe noch tiefer. "Wenn ich schlafe, schläfst du auch, Captain Augenringe." Er blickte auf und musterte mich.

"Warum sollte ich? Hast du was gegen meine Augenringe, Trotzkopf?", gab er zurück.

"Nö aber die Hanji in mir will unbedingt wissen, wie du ausgeschlafen aussiehst.", er schmunzelte leicht.

"Hätte ich gewusste, dass da eine Hanji in dir ist, hätte ich nie angefangen dich zu mögen.", meinte er dann.

"Also wenn du jemanden langweilig willst, kann ich auch gehen.", ärgerte ich ihm. Er wirkte wieder etwas ernster und schüttelte leicht den Kopf.

"Ich mag dich, weil du so zickig und wiederspenstig bist.", ich hätte es beinah überhört, so leise sprach er.

"Das mit dem flirten üben wir noch.", ich schüttelte amüsiert den Kopf. "Jetzt hör schon auf zu bocken und geh dich umziehen. Beweg deinen Divahintern." Tatsächlich erhob er sich.

"Nenn mich noch ein Mal Diva und ich werde dich im Winter in Schlafkleidung aus Versehn aussperren.", er griff ein paar Sachen aus dem Schrank.

"Wenn du es ankündigst, ist es kein Versehen mehr.", meinte ich.

"Ach was, Klugscheißer.", konnte ich hinter der geschlossenen Badtür hören. Leicht lächelnd zog ich die Decke über mich. Es war ein ehrliches Lächeln.

"Lieber ein Klugscheißer als ein Hohlkopf!", rief ich und hörte ein Schnauben. Kurz darauf spürte ich eine Bewegung auf der anderen Seite des Bettes. Das Licht wurde gelöscht. Meine Gedanken schweiften zu den Träumen zurück. "Es ist alles meine Schuld." Ich rollte mich auf die andere Seite und erkannte, dass er mich schon die ganze Zeit musterte. "Ich habe meinen Bruder sterben lassen. Wäre ich eher da gewesen oder hätte ich nicht so lang auf der Mauer verharrt, dann wäre er vielleicht..."

"Hör auf damit.", er musterte mich finster. "Du kannst rein gar nichts dafür, also hör auf Reue für etwas zu entwickeln, dass nicht deine Schuld ist." Ich rückte etwas näher an ihn. Es war noch immer alles etwas merkwürdig.

"Ich weiß nicht ob ich einfach damit aufhören kann.", wisperte ich und spürte, wie er seine Arme um mich legte. "Ich fühle mich wie ein Wrack. Ich will diese Leere nicht. Ich will doch nur etwas anderes als Schmerz und Wut und Trauer fühlen."

"Glaub mir, es wird nicht leichter. Niemals.", murmelte er. "Der einzige Weg, die Leere zu besiegen kann, ist wieder das Lieben zu lernen." Es war, als wäre er ein anderer Mensch. Ein zerbrechlicher, verletzlicher, gebrochener Mensch, der versuchte gegen die Finsternis anzukämpfen. Das war Levi, der Echte, nicht der unnahbare, harte, emotionslose Corporal.

"Kannst du mir das denn beibringen.", nuschelte ich, fast vom Schlaf eingenommen.

"Nein. Ich fange selber gerade erst an es zu lernen.", ich spürte etwas wie Mitleid aber auch Wärme und den Wunsch, dass dieser Moment niemals vorbei geht.

"Dann lernen wir es zusammen.", ich gähnte. "Du machst aber auch alles immer schrecklich kompliziert." Der nächste Satz war der Letzte den ich hörte, eh mich der Schlaf überrollte.

"Zusammen...ja, das fände ich schön."

Danke Wattpad, du blödes Arschloch, dass du mir den unteren Teil des Kapitels weggelöscht hast. -_-

Black Beauty // Attack on Titan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt