Wohin mit meinen Gefühlen?

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Pov Stegi:

Es war kalt, sehr kalt sogar, doch das hielt mich nicht davon ab, durch den kleinen Park zu laufen, der direkt an meine kleine Wohngegend grenzte. Langsam lief ich den kleinen Weg entlang, der nur spärlich von Straßenlaternen beleuchtet war. Wahrscheinlich habe ich mich aus diesem Grund für diesen Weg entschieden. Ich wollte einfach nicht, dass jemand sah, das ich weinte. Tim und ich, haben gerade ein wenig geschrieben, da uns beiden ziemlich langweilig war. Wir beide sind einfach auf einer Wellenlänge, weshalb wir unzertrennlich sind und er mein bester Freund ist. Im Laufe unseres Chats kamen wir auf das Thema Fanfiction. Wir machen Beide Videos für YouTube und haben mittlerweile eine kleine Fangemeinde aufgebaut. Er hat mir geschrieben, dass er sich schon einige durchgelesen hatte und dass er sie schrecklich finden würde. Er kann nicht verstehen, wie sich Leute so etwas ausdenken können. Wieso sich so viele wünschen, dass wir beide zusammen kommen. „Abartig" hat er manche Szenen sogar genannt. Ich habe ihm darauf nicht geantwortet, denn seine Einstellung dazu zerriss mir mein Herz. Ich liebe diese Geschichten, die sich unsere Fans ausdenken. Jeden Abend lese ich mir welche durch und schlafe dann mit einem breiten Grinsen ein. Denn dadurch tauche in eine Welt ein, die ich mir so sehr wünschte. Eine Welt, in der ich mit Tim zusammen bin. In der wir glücklich zusammen leben, Spaß haben, studieren, uns gegenseitig unterstützten und vor allem, in der wir uns lieben. Ja, ich hatte mich in Tim verliebt. Niemand wusste davon und ich wollte auch nicht, dass es jemand herausfindet. Als sich jemand aus meinem Bekanntenkreis geoutet hatte, wurde er fertig gemacht. Er wurde beleidigt, von seinen Freunden verstoßen und von seinem Vater gehasst. Er ist damit nicht klar gekommen und hat sich schließlich das Leben genommen. Ich wollte nicht das gleiche Schicksal erleiden, denn ich wusste, dass ich niemals stark genug sein würde, um das auch nur einen Tag auszuhalten. Ich bin ziemlich schüchtern und brauche lange, bis ich mich Leuten öffnen kann und ihnen vertraue.

Plötzlich merkte ich, wie kleine, weiße Schneeflocken vom Himmel fielen. Ganz langsam tanzten sie durch die Luft, bis sie schließlich auf dem Weg und auf dem Rasen um mich herum liegen blieben. Zuerst waren es nur ein paar, doch dann wurden es immer mehr, die langsam einen weißen Teppich auf die Landschaft um mich herum legten. Ich blieb unter einer Laterne stehen und lauschte dem Rauchen der Autos in der Ferne. Trotz der Autos, konnte ich hören, wie die Schneeflocken auf meiner Kapuze landeten. Ich spürte den kühlen Wind, der um mich herum wehte und sogar, wie er kühl durch meine Nase in meine Lunge wanderte. Für einen kurzen Moment wünschte ich, dass Tim bei mir wäre, doch wie die Einsamen Fußspuren hinter mir verrieten, war ich ganz alleine. Ich seufzte und setzte dann meinen Weg fort. Irgendwann kam ich an einer kleinen Parkbank an, auf die ich mich setzte. Ich war müde und erschöpft vom Weinen und wäre am liebsten wieder nach Hause gegangen, doch dort, hätte ich es wahrscheinlich niemals ausgehalten. Ich musste wieder an Tim denken und wie er über die Fan-Fictions denkt. Mittlerweile waren die Schneeflocken ziemlich groß geworden und meine eigentlich schwarze Jacke, war mittlerweile weiß. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und fing vor lauter Verzweiflung und unerfüllter Liebe an zu weinen. Eine ganze Weile saß ich einfach nur da und weinte mir meine Augen aus, als ich plötzlich etwas an meinem Bein spürte. Erschrocken schaute ich zu meinen Füßen und erblickte einen kleinen, blonden Welpen, der mich neugierig beschnupperte. „Mauz, aus", hörte ich auf einmal jemanden rufen. Ich schaute in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein großer blonder Junge stand ein Stück von mir entfernt und schaute seinen Welpen ermahnend an. „Tut mir leid, er ist einfach viel zu neugierig", entschuldigte er sich nun bei mir. Ich schniefte einmal und sagte: „Schon ok." Das Lächeln was der Junge auf den Lippen hatte verschwand. „Ist alles in Ordnung?", erkundigte sich er Junge vorsichtig. „Ja, ist schon okay. Ich will dich nicht aufhalten", winkte ich ab und glaubte unser Gespräch sei hiermit vorbei, doch der Junge machte keine Anstalten zu gehen, im Gegenteil. Er kam langsam auf mich zu und setzte sich dann neben mich. „Wenn alles ok ist, muss es dir ja echt gut gehen, dass du so vor Freude weinst", meinte er ironisch. Ich konnte nicht anders, aber ich musste kurz schmunzeln. Sein kleiner Hund, der anscheinend Mauz hieß, hatte sich vor uns gesetzt und schaute neugierig von seinem Herrchen zu mir. „Hallo, mein Name ist Luca", stellte sich der Junge neben mir vor und hielt mir seine Hand hin. „Stegi", gab ich ihm nur knapp als Antwort und schüttelte kurz seine Hand. „Und was hast du auf dem Herzen, Stegi?", fragte Luca erneut. Ich seufzte einmal und erzählte ihm dann die ganze Geschichte. Zu meiner Überraschung lachte er mich nicht aus, oder machte sonst irgend eine Anstalt mich abstoßend zu finden. Luca hörte mir aufmerksam zu und schaute mich sogar verständnisvoll an, als könnte er genau verstehen, wie es mir erging. Als ich ihm alles erzählt hatte und mir wieder Tränen die Wange runter liefen, nahm er mich einfach in den Arm. „Ich weiß genau wie du dich fühlst. Ich habe vor zwei Jahren Max kennen gelernt. Unsere Schwestern sind gute Freunde und wollten sich einmal treffen, doch unsere Eltern wollten sie sich nicht alleine treffen lassen. Aus diesem Grund mussten die großen Brüder mit. So habe ich Max kennen gelernt und schnell hat es zwischen uns gefunkt. Ich wollte es mir nie eingestehen das ich schwul bin, weshalb ich mich am Anfang auch ziemlich abfällig über Homosexuelle geäußert habe. Doch dann habe ich mich in Max verliebt und akzeptiert, dass ich so bin. Ich habe ihm dann einen Brief geschrieben, indem ich ihm meine Liebe gestanden habe. Er ist sogar noch in derselben Nacht mit dem Zug zu mir gefahren und hat mich dann geküsst. Seitdem sind wir zusammen und uns kann niemand trennen. Vielleicht solltest du Tim erzählen, wie es in dir drinnen aussieht. Selbst wenn er deine Gefühle nicht erwidert, wird er zu dir stehen, wenn er dein bester Freund ist", erzählt Luca mir und legt tröstend eine Hand auf meine Schulter. „Und wenn er mich nicht versteht?", erwidere ich. „Dann hat er so einen tollen Jungen nicht verdient", lächelt er mir zu. „Aber so weit wird es bestimmt nicht kommen." Ich holte zögernd mein Handy aus der Hosentasche und öffne WhatsApp. Ich tippte auf den Chat von Tim und mir und fing an zu schreiben:

Wohin mit meinen Gefühlen? || Stexpert Oneshot feat. MauzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt