Mitten in der Nacht klopft es an der Tür. Marvin und ich schrecken hoch als im nächsten Moment Constantin schon vor dem Bett steht. Er hält Lou auf dem Arm und sieht völlig verzweifelt aus. Marvin schaltet die kleine Lampe auf seinem Nachttisch ein und guckt Constantin etwas verärgert an.
„Tut mir leid! Lou ist, kurz nachdem du gegangen bist, aufgewacht. Seitdem ist sie die ganze Zeit am Schreien und schlägt um sich. Ich kriege sie einfach nicht ruhig!" Murmelt Constantin mir verschlafen zu.
Unter seinen Augen sind tiefe Schatten und er sieht völlig übermüdet aus.
Ich nehme ihm schnell Lou ab, die die ganze Zeit über schreit, weint und nach Constantin tritt.
Sie wird schlagartig ruhig als ich sie in meine Arme schließe.
„Das gibt es doch gar nicht! Bei mir schreit, weint und schlägt sie die ganze Zeit und kaum ist sie bei dir, ist sie auf einmal ruhig!"
Ein kleines Grinsen, das immer größer wird, huscht mir über die Lippen.
„Ja, ja. Ihr beiden! Ihr habt euch gegen mich verschworen. Das ist mir schon klar!" Noch während er spricht, muss er lachen.
Er setzt sich zu mir auf die Bettkante und zieht mich an sich. Lou, die bis gerade eben ruhig war, fängt sofort wieder an zu schreien.
Nun muss Marvin ebenfalls lachen.
„Lou! Ich bin es doch nur, dein Papa!" Constantin, der eben noch gelacht hat, sieht jetzt wiederum sehr verzweifelt aus.
Er löst sich von mir und Lou. Langsam erhebt er sich von der Bettkante und geht zu der Tür. Nachdem er das Zimmer verlassen hat, sind wir noch wach, doch bald darauf schlafen wir wieder ein.
Am nächsten Morgen werde ich durch kleine Hände, die in meinem Gesicht herumgrabbeln geweckt. Ich öffne langsam die Augen und sofort fängt Lou an zu strahlen, die mit ihrem Gesicht genau über meinem Gesicht ist. Ich erschrecke mich ganz leicht aber muss sofort lächeln.
„Guten Morgen, Julie." Flüstert Marvin mir zu.
„Guten Morgen, Marvin." Ich lächle ihm entgegen.
Wenig später sitzen wir alle um den Frühstückstisch herum und essen.
Nach dem Frühstück trägt Constantin mich zusammen mit Lou in mein Zimmer. In meinem Zimmer setzt er uns vorsichtig auf dem Bett ab. Er nimmt Lou aus meinen Armen und legt sie sanft in ihrem kleinen Bett ab. Dann setzt er sich zu mir und zieht mich auf seinen Schoß.
„Lou und du, ihr beiden seid das Wichtigste auf der Welt für mich."
Ich höre, was er sagt und reagiere nicht weiter darauf. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob er mit mir spricht oder ob er nur laut denkt.
„Weißt du auch warum ihr beide das Wichtigste für mich seid?"
Ich schüttle ganz leicht mit dem Kopf, weil ich mir immer noch nicht sicher bin, ob er mit mir spricht.
„Außer euch beiden habe ich keine weitere Familie. Einen Teil meiner Familie kenne ich nicht und der andere Teil ist bereits verstorben. Selbst meine Eltern sind bereits verstorben. Ich war sechzehn als ich meine Mutter verlor. Sie hatte einen schweren Autounfall und meinen Vater verlor ich, als ich ungefähr zwanzig Jahre alt war. Er verstarb an einem Tumor im Gehirn."
Er senkt seinen Kopf und ich höre ein leises Schluchzen hinter mir. Ich drehe meinen Kopf und sehe, dass sein Gesicht von Tränen überströmt ist.
Irgendwie tut er mir leid aber ich weiß auch nicht, was ich tun soll.
Constantin sitzt einfach nur da mit mir und weint minutenlang.
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Mein neues Leben mit einem fremden Mann - #Wattbooks2017 #WPOlymphics
Teen FictionJulie ist fünfzehn Jahre alt und lebt bei ihrem wohlhabenden Vater, der allerdings keinerlei Gefühle für sie übrig hat. Eines Tages beauftragt er eine Firma um sein Grundstück erneuern zu lassen. Julie fällt auf, dass sie von einem Bauarbeiter ständ...