Kapitel V

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Als Sara aufwachte, trug sie ein weißes Nachthemd und etwas verdunkelte die Sonne. Es war Hagrid, der vor dem Fenster saß und beinahe aufsprang, als sie ihm in die Augen sah. „Du bist endlich wach!" rief er und lockte damit natürlich sofort Madam Pomfrey an.

„Wie fühlen Sie sich, Miss Crowfield?" fragte sie und fingerte an Saras Arm herum. Eine Antwort wollte sie anscheinend nicht abwarten. Wie es aussah, war alles wieder dran. Sie versuchte, ihn zu bewegen, aber einfach war das nicht. Auch das Aufsetzen fiel ihr schwer. War auch erst mal viel gemütlicher, liegen zu bleiben.

„Den können Sie noch ein paar Tage vergessen" sagte die Krankenschwester mit einem aufmunternden Lächeln. „Aber sobald Sie richtig wach sind, können Sie gehen." Schon wuselte sie wieder aus dem Raum.

„Was ist mit dem Jungen?" fragte sie und merkte, dass Draco Malfoy noch immer hier war und stöhnte, als hätte man ihm alle Gliedmaßen abgenommen.

Hagrid wurde auf einmal nervös und sah sich um, bevor er antwortete. „Hat Seidenschnabel beleidigt und der hat ihn dann gebissen. Dabei hab ich ihnen gesagt, sie sollen die Hippogreife mit Respekt behandeln, hab es ihnen gesagt. Alle andren ham sich dran gehalten, aber er hat Seidenschnabel Scheusal genannt."

Auf einmal verspürte Sara den Drang, diesem Jungen mal richtig die Meinung zu sagen. Sie wusste, dass Seidenschnabel Hagrids Liebling war und verstand auch nicht, wie man mit so einem herrlichen Geschöpf auf diese Weise umgehen konnte. „Hilf mir hoch, Hagrid. Dann zeig ich ihm, was wahre Schmerzen sind."

Dafür fing sie sich einen angsterfüllten Blick ein. „Oh, nein! Wir brauchen nicht noch mehr Ärger, bitte." Etwas in seinen schwarzen Augen und ihr Arm hinderten Sara daran, ihren Plan in die Tat umzusetzen.

„Schon gut." Sara lächelte, um ihn zu beruhigen. Wahrscheinlich sollte sie das Thema wechseln. Nach einem suchend, fiel ihr Blick auf eine Tafel Schokolade auf ihrem Tisch. Sie riss sie auf und biss ein großes Stück ab. Es half ungemein. „Wer war eigentlich noch hier?"

Hagrid schien einen Moment nachzudenken. „Harry, Ron und Hermine waren hier. Und Professor Lupin, wie du siehst. Professor Snape hat kurz nach dir gesehen. Wie geht es dir?" Er ließ den Blick an ihrem Arm entlang wandern, der neben ihr auf dem Laken lag und noch immer kribbelte. Wenigstens spürte sie den Stoff.

„Oh, ich bin okay. Wird ein bisschen schwierig, mit dem linken Arm zu zaubern. Aber sonst kein Problem." Sie machte sich viel mehr Gedanken darum, was aus Seidenschnabel werden sollte. Und aus Hagrid. Darum verschwand auch die Müdigkeit. „Würdest du bitte mein Kleid geben? Ich ertrage das Gejammer dieses Jungen nicht mehr." Und es war ihr auch egal, wenn Madam Pomfrey protestieren würde. In dieser Gesellschaft war Genesung unmöglich.

An diesem Abend besuchten Harry, Ron und Hermine Hagrid, weil sie sich schreckliche Sorgen machten. Er war mit Fang allein in der Hütte und neben ihm auf dem Tisch stand ein großer Becher.

Er schien ziemlich betrunken und auf ihre Fragen antwortete er höchst undeutlich. Sie versicherten ihm mehrfach, dass Malfoy die alleinige Schuld für diesen Vorfall trug und dass er sich keine Sorgen machen musste. Schließlich hatte er schreckliche Angst, entlassen zu werden.

Auf Hermines Frage, wo Miss Crowfield sei, deutete er zitternd nach draußen.

„Ganz ruhig, mein Lieber." Sara streichelte Seidenschnabels schlanken Hals und legte die Stirn an seinen kräftigen Schnabel. Sein Puls ging schnell und er schien sehr nervös. Anscheinend spürte er, dass es Probleme gab. „Du kannst nichts dafür und das müssen sie einsehen. Dieser Junge hat einfach keine Ahnung. Ich hätte dasselbe getan." Sie lächelte. Doch auch ihr war unwohl. Sie hatte davon gehört, was das Zaubereiministerium in solchen Fällen viel zu oft getan hatte. Und das sollte mit Seidenschnabel auf keinen Fall passieren.

Einen Moment erschien es ihr als gute Idee, einfach mit ihm zu verschwinden. Sie kannte Orte, an denen sie ihn niemals finden würden. Aber Hagrid hatte Recht, die Schule brauchte nicht noch mehr Ärger.

Zusammen mit Seidenschnabel zuckte sie leicht zusammen, als die Hintertür der Hütte geöffnet wurde. Sara stellte sich vor den Hippogreif und stellte erleichtert fest, dass es nur Hermine Granger war. „Hallo." Sie wischte sich die Wangen trocken.

„Wie geht es Ihnen?"

„Oh, ich bin okay. Hagrid ist weit schlimmer dran." Sie spürte Seidenschnabel zurückweichen und hielt die Leine, mit der er an einem Pfahl gebunden war, fest in der Hand.

„Können die ihn wegen so was entlassen?" Hermines Augen waren etwas feucht. „Wir alle wissen doch, dass Malfoy nur simuliert! Er will Hagrid reinreiten, mehr nicht. Aber damit kann er doch nicht durchkommen!"

Sara wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Gerne wollte sie das Mädchen beruhigen, aber lügen wollte sie auch nicht. „Ihr habt doch alle gesehen, was passiert ist, oder? Ihr alle seid Zeugen."

„Aber die Slytherins haben sich alle zusammen ne Geschichte ausgedacht, um Hagrid noch weiter zu belasten, da bin ich mir sicher!" Sie wirkte sehr ungehalten und Sara fand das auf gewisse Weise amüsant. Das hatte sie dem Mädchen nicht wirklich zugetraut.

„Wahrheitsserum" antwortete sie nur und sah in den Himmel. Doch sie wusste, dass man das nicht so einfach einsetzen durfte. „Es wird dunkel. Ihr solltet gehen. Ich pass auf, dass Hagrid es nicht übertreibt. Und dieser Malfoy kriegt schon, was er verdient." Sie hatte den idealen Plan.

Die magische TierärztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt