Kapitel VIII

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Sara saß in Hagrids Hütte und starrte ins Feuer. Sie konnte nicht glauben, was an diesem Morgen mit einer Eule hereingeflattert gekommen war. Niemals im Leben hatte Hagrid diesen Prozess verloren, das musste ein Irrtum sein.

„Ich sollte mit ihm abhauen" sagte sie und ihr Hals schmerzte. Es fiel ihr sehr schwer, zu reden, nachdem sie geweint hatte. „Ich werd mit ihm wegfliegen. Kenn einen Ort, wo er friedlich leben kann. Und mich werden die niemals finden."

Hagrid antwortete ihr nicht, er saß nur in dem anderen Sessel und starrte mit leerem Blick in die Flammen. Den ganzen Tag hatte er kein Wort gesagt und diesen Platz nicht verlassen. Sie machte sich fast genauso viele Sorgen um ihn wie um den Hippogreif. Der war draußen hinter der Hütte angebunden und überaus nervös.

Irgendwas musste sie tun, das war ihr Job. Tiere gesund halten hieß schließlich auch, sie vor dem Tod zu bewahren!

„Entschuldige mich." Sara sprang auf, legte ihren Umhang an und rannte über das Schulgelände. Sie stieß das große Tor auf und suchte nach dem richtigen Weg zu seinem Büro. Oft war sie nicht dort oben gewesen. Und wenn, dann nur in Begleitung eines Freundes. Vielleicht hätte sie Lupin nach seiner Karte fragen sollen, aber sicher würden die Treppen ihr helfen. Schließlich ging es um Leben und Tod.

Irgendwann stand sie vor dem Gargoyle, der die steinerne Wendeltreppe bewachte. Etwas zu spät merkte sie, dass sie das Passwort gar nicht kannte.

Willkürlich ging sie einige Süßigkeiten durch und war erleichtert, als die Statue endlich zur Seite rutschte. Sie stellte sich auf die Treppe und wartete, bis sie oben angekommen war.

Das runde Büro des Schulleiters war voller merkwürdiger Gegenstände und Portraits vorheriger Direktoren. Dumbledore saß nicht an seinem Schreibtisch, nur Fawkes befand sich außer ihr im Raum, schön wie eh und je.

„Hallo, mein Guter." Sie strich über seine warmen Federn. Er schmiegte seinen Kopf an ihre Schulter.

„Oh, Miss Crowfield." Albus Dumbledore kam aus einem zweiten Raum und lächelte sie an. „Sie denken noch immer zuerst an die Tiere. Das ist sehr löblich, auch wenn Sie dadurch manchmal die Menschen vernachlässigen." Er setzte sich an seinen Schreibtisch und gebot ihr mit einer Geste, auf der gegenüberliegenden Seite Platz zu nehmen.

„Sollte das nicht verständlich sein? Ich hab im Wald einen Jarvey getroffen, der netter ist als einige der Schüler hier." Sie hatte keine Lust auf lange Gespräche, hatte schließlich noch mehr vor. Und es war tatsächlich, wie er gesagt hatte. Die meisten Menschen waren ihr egal. Etwa der junge Malfoy. „Genau darum bin ich auch hier."

„Was kann ich für Sie tun?" Er sah sie über die Ränder seiner Brille hinweg ernst an.

„Sie können nicht zulassen, dass sie ihn umbringen!" platzte es aus ihr heraus. „Nur weil der Vater dieses schrecklichen Jungen im Ministerium arbeitet und die keine Ahnung von ihrem Beruf haben, soll dieser arme Hippogreif sterben? Weil der Junge so dumm ist, ihn zu beleidigen? Es war weder Hagrids noch Seidenschnabels Schuld!" Wieder spürte sie Tränen in ihre Augen steigen. Aber diese Blöße konnte sie sich jetzt nicht geben.

„Ich fürchte, ich kann nicht helfen, Miss Crowfield" sagte er mit ehrlichem Bedauern in der Stimme. Kurz darauf lächelte er aber. „Machen Sie sich dennoch keine Sorgen, meine Liebe. Die Kinder können das richten, wenn es so weit ist."

„Die Kinder?" Auch wenn Sara wusste, dass Harry Potter dem Dunklen Lord schon zweimal gegenüber getreten war und ihn beide Male besiegt hatte, fragte sie sich, wie er das anstellen wollte.

„Ich habe mir erlaubt, der jungen Miss Granger ein nützliches Hilfsmittel zu überlassen, mit dem sie eine gute Chance haben." Er lehnte sich zurück und fuhr mit der Hand durch seinen langen Bart. „Haben Sie vor, länger an der Schule zu bleiben? Ihre Dienste erwiesen sich in diesem Schuljahr bereits als sehr nützlich, was Silberschwinge angeht."

„Dafür bin ich hier, ja. Aber ich werde die Schule zu Beginn der Sommerferien verlassen. Hier passieren zu viele unerfreuliche Dinge. Auch wenn es schön ist, einige alte Bekannte und Freunde wieder zu sehen." Es war ihr ganz einfach lieber, nicht so viel mit Menschen zu tun zu haben. Und normalerweise war sie nicht länger als zwei Wochen an einem Ort. „Und das Essen ist sehr gut."

„In der Tat" sagte er und lachte leise. „Nun ja, wenn Ihre Entscheidung getroffen ist, kann ich Sie wohl nicht aufhalten."

Sara stand auf. „Vielen Dank, Sir. Ich hoffe wirklich, dass Seidenschnabel nichts passiert. Sonst wird das Ministerium von mir hören." Sie lächelte und ging wieder zurück in die Hütte, wo Hagrid sich noch immer nicht von der Stelle bewegt hatte.

Die magische TierärztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt