장 1

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Nachdem er sich vorstellte, schien er uns und unsere "Merkmale" richtig bemerkt zu haben. Seine Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, doch nahmen kurz darauf ihre gewohnte Form wieder an.
Ich verbeugte mich bloß kurz und schaute sofort wieder auf mein Frühstück, während Tae sich nicht die Mühen machte aufzuschauen und sein Blick lieber von seinem Frühstück festhalten ließ.
"I-ich gehe dann mal meine Kartons auspacken... Auf eine gute Nachbarschaft!", sagte dieser 'Jimin' abrupt und machte den Anschein gehen zu wollen.
Doch aufgrund dieser Situation versuchte keiner von uns Vieren ihn aufzuhalten und sich noch einmal richtig vorzustellen oder ihn überhaupt herein zu bitten um ein gutes Nachbarschaftsbild zu hinterlassen.  Meine Mutter begleitete ihn bloß, so freundlich es in ihrer Auffassung gerade ging, zur Tür um ihn zu verabschieden.
Allerdings hörte ich noch ein leises Entschuldigung ihrerseits und ich war mir sicher, dass sie früher oder später die Chance ergreifen würde sich noch einmal richtig vorzustellen. Zusätzlich würde sie sicherlich alles in ihrer Macht stehende tun um unser Bild als Familie doch noch zu retten. Eventuell würde sie, so wie ich sie kannte, auch noch ein kleines Mitbringsel und definitiv eine Entschuldigung für dieses Kennenlernen mitbringen.

Doch nun war ich an der Reihe und ich hatte das Gefühl mein Leben vor meinen Augen vorbei ziehen zu sehen.
Mit schnellen Schritten näherte sie sich der Küche, als wäre sie viel zu ungeduldig um zu erfahren, was es mit den Knutschflecken auf sich hatte.
Sie stellte sich neben mein Vater und beide verschränkten sie ihre Arme vor der Brust und es sah beinahe so aus, wie Amateureltern, die ihren Kindern als Strafe lediglich das Dessert zu Abendessen verbieten würden.
In einer tieferen Schublade in meinem Kopf kramte ich jedoch die passenden Sätze zusammen, um erklären zu können, weshalb sie uns so auffanden.

Ich öffnete mein Mund um einen Satz anzufangen, doch der bisher schweigende Tae kam mir ins Wort und ließ mein Herz einen Aussetzer machen.
"Bitte verstehen Sie diese Situation nicht falsch, Mrs. Jeon. Ehrlich gesagt hatten wir beide gestern zwei Dates und nun ja...", er schmunzelte leicht während er sich mit der Hand über sein Hals fuhr und die Knutschflecken versteckte.

Meinen Eltern zogen fast Zeitgleich ihre Augenbrauen hoch und musterten ihn komisch, als würden sie noch auf eine Ergänzung warten.
Ich für meinen Teil wusste, worauf Tae hinaus war und versuchte seine Lüge zu unterstreichen.
"Hyoin und Minhyun.", dachte ich mir die Namen der imaginären Mädchen aus.
Anscheinend waren wir beide nicht scharf auf ein Outing, denn sonst hätte er sich nicht diese ausgezeichnete Notlüge überlegt.

Meine Eltern schauten sich an und meine Mutter setzte ein Lächeln auf. "Er wird erwachsen", flüsterte sie - leider vergeblich, denn ich hörte es - zu meinem Vater. "Eomma!", jaulte ich rotangelaufen, denn wir aßen Frühstück und diese Blümchen-Bienchen-Sache war unpassend, leider Gottes auch zu spät und peinlich. Vor allem gegenüber meines eigentlichen Beziehungspartners, der sich amüsiert seinem Frühstück widmete und sich anscheinend ein Lachen verkniff.
Mein Vater grinste zwar kurzzeitig und gab bloß ein kleines Nicken als Antwort, schaute mich danach aber noch immer skeptisch an. Letztendlich lächelte er dann vollkommen und legte den Arm um die Hüfte seiner Frau. Er streichelte ihren Arm und beide blickten sie stolz auf mich, als wäre ich gerade meine ersten Schritte ohne ihre Hilfe gelaufen.

Doch viel lieber wäre ich im Boden versunken, als hier am Frühstück zu sitzen und diese peinlichen Blicke auf mir ruhen zu lassen.
Dass sie uns das anscheinend abkauften, ließ so einen so schweren Stein von meinem Herzen fallen, dass dieser mich definitiv noch tiefer in dieses fiktive Loch gezogen hätte und ich in meiner Fantasie statt am Frühstückstisch nun in Europa wäre.

Zu meinem Erstaunen verließen sie die Küche und gingen zusammen in ihr Schlafzimmer und die angestaute Luft in meiner Lunge befreite sich nun endlich mit einem lauten und verdammt erleichterten Ausatmen.
Mein Gegenüber kicherte bloß und ich fühlte mich gezwungen ihm unter dem Tisch gegen sein Bein zu treten.
"Au!", brachte er empört hervor aber noch empörter blickte ich ihn an und verstand die Belustigung in seinem Gesicht nicht.
"Es ist alles gut gegangen.", sagte er leise und schaute mir sympathisch lächelnd in die Augen. Neben diesem Satz legte er seine Hand auf meine, die halbtot neben meinem Teller da lag, da mich die Angst von eben viel zu sehr vom Essen abhielt.
Ich schenkte ihm ein Lächeln und die Angst von eben wurde sofort von Geborgenheit gewechselt.
Seine kühle Hand auf meiner ließ die rosarote Brille auf meiner Nase wieder höher rutschen, sodass ich wieder durchsehen konnte und nur noch ihn sah. Alles und jede Sorge um mich herum wurde ausgeblendet und ich fühlte mich sicher.
Nur seine dunklen, mivh fixierenden Augen und seine vollen Lippen waren für mich in diesem Augenblick sichtbar. Nur sein Geruch schlich durch meine Nase und mein Körper reagierte einzig und allein auf die kleine Wärme, die mir seine Hand schenkte.
Ich war einfach hin und weg von diesem Jungen.

Jedoch rutschte die Brille wieder runter, so wie mein Herz mir zur selben Zeit in die Hose rutschte, als ich hörte, wie die Schlafzimmertür wieder geöffnet wurde.
Sofort nahmen wir unsere Ausgangsposition an und unsere noch eben vereinten Hände waren wieder mit unserem Besteck vereint. Unsere Blicke lösten sich und widmeten sich unserem Frühstück, der keine Ende zu nehmen schien.

"Wir gehen noch einmal kurz einkaufen.", teilten sie mit und mein "Okay.", wurde von dem Knall der Wohnungstür übertönt.

Erneut schnaufte ich aus, setzte allerdings ein Seufzen dran und rutschte auf meinem Stuhl weiter runter, sodass ich mein Kopf in den Nacken auf die Stuhllehne lehnen konnte.
Tae aber blieb locker und kicherte, was für mich vollkommen unnachvollziehbar war.


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mal sehen, wie viele Leute noch dabei sind.

Blaurot [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt