Ich schlurfte den Weg entlang. Die Regentropfen fielen neben mir hinab und platzten auf dem Boden auf. Ich sah mich um, links das Wasser, rechts die tausenden Schlösser der sich Liebenden Menschen. Sie wollten sich hier verewigen. Ich suchte nach unserem Schloss. Irgendwo hier müsste es doch sein!
"Ja, irgendwo hier!"
Da! Neben ein paar roten und silbernen stach es heraus! Ich fand dieses Gelb immer noch schrecklich. Jedoch verband ich nur positives mit ihm. Ich hatte den Schlüssel dabei. Normalerweise wirft man ihn ja weg aber ich hatte den Ersatzschlüssel behalten und ihn immer als Kette um meinem Hals getragen.Bis er gegangen ist!
"Ja, das waren noch schöne Zeiten! Aber die sind jetzt vorbei! Na, los! Nimm es ab. Es hat nichts mehr zu bedeuten!"flüsterte sie.
Sie war bis jetzt ungewöhnlich still gewesen.
"Na, los jetzt mach endlich!"
Sie konnte nicht länger warten. Nicht länger warten bis das Schloss endlich weg war! Nich länger warten bis ich endlich weg war! Mechanisch öffnete ich das Schloss schließlich! Fädelte es mit der Kette auf und legte es zu dem Brief in den Umschlag. Dieser kam dann in eine Plastiktüte, damit er nicht durchnässte bei dem Regen. Für wen der Brief war wusste ich nicht. Ich hatte ja niemanden mehr außer sie! Er war der einzige gewesen, der einzige der mich for dem schrecklichem Alltag und ihr bewährt hatte! Jetzt war ich ganz allein. Nur ich und die Stimme in meinem Kopf! Sie hatte mich nie alleine gelassen. Sie war da als er mich alleine gelassen hat, verlassen wurde! Für immer. Sie wird mich nie alleine lassen, nie verlassen! Doch sie machte mich wahnsinnig! Sie alleine hätte mich dazu gebracht den Brief jetzt an das Geländer zu binden und darüber zu klettern. Ich sah hinunter. Das Wasser klatschte gegen die Säulen der Brücke, mit etwas Glück würde ich sofort dagegen geschleudert und bewusstlos werden.
" Ja, mit etwas Glück! Du hast doch immer Glück oder?" flüsterte sie
"Na, los jetzt!" drängt sie weiter.
Ich konnte ihr nicht widerstehen! Ich würde ihr nicht widerstehen! Sie hatte schon zu viel von mir übernommen!
Meinen Körper, meinen Willen, ICH!" flüsterte sie. Ich hasste sie so unglaublich sehr! Doch ich wusste das sie Recht hatte! Ich war nicht mehr "Ich"! Ich war nur sie. Nur noch eine leere Hülle, gefüllt mit tiefer Trauer, war übrig geblieben. Eine leere Hülle die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sah.
"Na los! Jetzt spring!"
Doch warum eigentlich genau jetzt? Warum jetzt wo ich lernte mit dem Schmerz umzugehen?
Mit dem Schmerz ganz alleine gelassen worden zu sein!
" Denk dran: Engel können fliegen!"
Das war nicht das erste mal das sie mir das sagte! Immer in einem Moment der Stärke kam sie mit genau diesem Spruch! Sie wusste wie sehr mich dieser Spruch verunsicherte, was für Schmerzen er mir zufügte!
"Ja, ich weiß wie ich dich verletzte! Ich weiß alles! Denn ich bin deine Freundin!"
Ja, sie war meine Freundin, meine beste Freundin! Sie hatte mich nich allein gelassen! Trotzdem war der Hass den ich verspürte bei keiner Person stärker!
"Engel können fliegen!"
Es schmerzte so sehr! Denn ich war immer sein Engel gewesen. Ich hatte es schon lange versucht krampfhaft zu verdrängen um mich weniger verwundbar für sie zu machen! Es leider aber trotzdem nie ganz vergessen! Bilder ,von gemütlichen Abenden, vom gemeinsamen Kochen und unserem ersten Kuss, erschienen vor meinem inneren Auge. Lange unterdrückte Tränen kamen in mir hoch. Doch vielleicht...
"Komm mir nicht wieder so! Du wirst niemals jemanden anderen finden! Sie doch mal in den Spiegel! Dein Gesicht, deine Haare! Denk auch noch an die unzähligen Narben auf deinen Armen! Du bist hässlich!"
Sie war wütend. Es war schrecklich wenn sie wütend war. Davon bekam ich Kopfschmerzen, fürchterliche Kopfschmerzen!
Außerdem hatte sie doch recht! Es gab niemanden außer ihn! Niemanden, der mich liebte! Niemanden, den ich jemals so lieben würde wie ihn!
"Engel können fliegen!"flüsterte sie nochmal, jetzt drängender. Ich spürte wie sich meine Brust zusammen zog. Tränen liefen mir mir über mein Gesicht, ich wollte hier endlich weg! Ich ließ vorsichtig los, breitete meine Arme aus.
"Engel können fliegen!"flüsterte ich noch und ließ mich nach vorne fallen.So das war meine erste Kurzgeschichte! Ich hoffe es hat euch trotz des Endes gut gefallen!
Und um dieser Frage vorzubeugen:
Nein, ich habe keine psychischen Probleme!Tschau!
(Und für alle aus NRW, schöne Ferien und für alle anderen ein schönes Ostern!)
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Ein anderes ich...
ContoHier werden ich kurze Geschichten und Gedichte veröffentlichen die etwas "trauriger" sind! Viel Spaß beim lesen!