Eispickel ins Gehirn - Lobotomie

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In den 1930ern wurde die Lobotomie als ultimatives Wunderheilmittel von psychsichen Erkrankungen entwickelt. Dem Patienten wurde ein Eispickel ins Gehirn gerammt und damit Nervenbahnen zerstört. Oft wurde die Methode gegen den Willen der Patienten ausgeführt und hatte grausame Folgen für sie.

Was ist eine Lobotomie?
Die Lobotomie ist ein chirurgischer Eingriff in das Gehirn, bei dem bewusst Nervenfasern durchtrennt werden. Sie wurde 1935 von dem portugiesischen Arzt Egas Moniz entwickelt. Moniz vermutete, dass psychische Erkrankungen durch fehlerhafte Nervenfasern im Gehirn zustande kommen und aufrecht erhalten werden. Die Lobotomie sollte diese Verbindungen zerstören und das Entstehen neuer, gesunder Fasern ermöglichen. In der Regel sollte die Lobotomie die Nervenfasern durchtrennen, die den vorderen Stirnlappen mit dem Rest des Gehirns verbinden. Hierzu wurde ein dünner Metallstab oder ein Eispickel durch ein Loch im Schädel oder durch die Augenhöhle ins Gehirn eingeführt und dort hin und her geschoben. Die Nervenbahnen wurden dadurch zerstört. Lobotomie wurde ursprünglich zur Behandlung von Depressionen entwickelt, später jedoch bei vielen psychischen Erkrankungen – unter anderem Schizophrenie –  eingesetzt.


Walter Freeman und die Lobotomie

Anfang der 1940er Jahre entwickelte der Psychiater Walter Freeman die Methode weiter und wandte sie bei mehreren tausend Patienten an, auch sehr oft gegen den Willen der Patienten. Dazu versetzte Freeman seine Patienten mittels Elektroschocks ins Koma und führte anschließend zwei etwa 20 Zentimeter lange Stahlnadeln an den Augäpfeln vorbei in den Kopf. Mit einem Hämmerchen trieb er die Instrumente tief ins Gehirn. „Transorbitale Lobotomie“ nannte er die Prozedur, die psychisch Kranken Rettung versprach – zu einer Zeit, als gegen seelische Leiden kaum Therapien existierten. Freeman war von seinem Vorgehen überzeugt, fuhr mit einem Bus durch Amerika und vollführte über die Jahre viele tausend Lobotomien. Zum Entsetzen so manches Kollegen. So schrieb ihm der angesehene Neurophysiologe John Farquhar Fulton in einem Brief: „Was sind das für furchtbare Geschichten, dass Sie in Ihrem Büro Lobotomien mit einem Eispickel vornehmen? Warum nehmen Sie keine Schrotflinte? Das ginge schneller!“

Als zunehmend mehr Medizinern dämmerte, was Freeman da eigentlich trieb, entzog man ihm die Lizenz. Fast allen Patienten ging es nach dem brutalen Eingriff deutlich schlechter als zuvor. Manche konnten kaum noch sprechen, andere nicht mehr alleine gehen. Unter den unzähligen Opfern von Freeman war auch Rosemary Kennedy, die Schwester des späteren Präsidenten. Nachdem sie sich im Alter von 23 Jahren einer Lobotomie unterzogen hatte, war sie für den Rest ihres Lebens schwerbehindert und pflegebedürftig. Trotz solcher Schicksale zeigte Freeman zeit seines Lebens weder Einsicht noch Reue. Als er 1972 starb, war er immer noch von der Lobotomie überzeugt.

Folgen der Lobotomie
Viele Patienten starben während der Lobotomie an Hirnblutungen. Die Menschen, die überlebten hatten oft schwere Folgeerscheinungen. Sie wurden teilweise zu gefühllosen Zombies und hatten körperliche Beschwerden und Behinderungen.

Zu den häufigsten Folgesymptome zählen:

-Epileptische Anfälle
-Bewegungseinschränkungen
-Emotionale Probleme
-Einschränkungen des Denkvermögens
-Persönlichkeitsveränderungen
-Apathie
-Inkontinenz

Diese Lobotomie-Folgen prägten sogar die Krankheitsbezeichnung „Post-Lobotomie-Syndrom“. Viele Angehörige von Lobotomie-Opfern verlangen heute die Aberkennung des Nobelpreises, den Egas Moniz 1949 für die Einführung der Lobotomie bekommen hat.

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