7.

455 11 2
                                    

Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Soweit sie sich erinnern konnte, war sie schon seit zwei Tagen frei. Sofern einer es frei nennen konnte. Irgendwie machte es sie schon stutzig. Der Drache, der sie gefangen genommen hatte, ließ sie einfach so ziehen? Natürlich war sie erfreut darüber, aber es war auch beängstigend zugleich. Drachen waren Geschöpfe in der Mythenwelt, wenn sie besessen auf etwas reagierten, das sie solange jagten, bis sie es in ihrem Besitz hatten.

Der Eindruck war in ihr geweckt, dass der Drache sie hat mit allen Mitteln aufhalten wollen. Seine ganze Körpersprache protzte nur so danach und dann dieser Blick...oh ihr Götter, bewahre sie. Egal was sie macht, jedes Mal sieht sie seine wahnsinnigen glühenden Augen vor sich. Sie kennt unzählige Drachenaugen, aber solche hatte sie noch nie zuvor gesehen. Nicht so ausdrucksstark wie bei ihm. Jedes Mal wenn er sie angeschaut hatte, versenkte er sie mit seinen Blicken. Jedes Mal bekam sie eine Gänsehaut und sie konnte nicht anders als darauf zu reagieren. Noch nie war das in ihrem Leben passiert. Ihr ganzes Leben verbrachte sie unter Drachen, seit ihrer Geburt, aber noch nie löste ein Drache so etwas wie Anziehung bei ihr aus. Zumal sie es nicht vergessen konnte, was die Drachen ihr alles genommen hatten. Ihr Leben und das Wertvollste, war ihre Mutter. Sie war immer das Einzige gewesen, was sie am Leben erhalten hatte und dessen Vernunft. Auch wenn ihre Mutter nicht mehr lebte, hörte sie noch immer die sanfte und liebevolle Stimme in ihrem Kopf und welche Präsenz in ihr lebte. Trotz das sie nicht mehr lebte, spürte sie ihre Mutter immer noch.

Eines Tages wirst du jemand finden, der für dich viel bedeutet. Verschließe dich nicht davor, egal was kommen mag. Verschließe dich nicht vor etwas, was dir einmal alles bedeuten könnte. Zeige keine Angst und Scheu, eines Tages wird es jemand für dich geben, der dich beschützt und gut behandeln wird. Sei mutig, mein Schatz."

Waren das einmal die Worte ihrer Mutter gewesen. Sie hatte sie nie verstanden was sie ihr damit sagen wollte und das tat sie auch heute noch nicht. Wie sollte sie auch? Nie hatte sie etwas anderes erfahren als gedemütigt, gefoltert und erniedrigt zu werden. Schmerzen waren ihr ständiger Begleiter gewesen. Jeden Tag aufs Neue. Irgendwann hatte sie sich daran gewöhnt und es als weniger empfunden. Sie mochte vielleicht einige Male gestorben sein, aber nie so, wie sie es sich so sehnlichst gewünscht hatte. Jeden Tag betete sie auf Erlösung, aber nie wurde ihr Gebet erhört. Götter mag es geben, aber sie waren für Wünsche und Gebete nicht erschaffen worden. Es war alles reinster Aberglaube und Märchen, wenn zu einem Gott gebetet wurde. Deswegen hegte sie keinen Glauben daran. Götter waren eigensinnig und extravagant. Mag sein das sie große Macht haben und das sie darauf achteten damit das Gleichgewicht in der Mythenwelt erhalten bleibt, aber sie werden immer auf ihre eigenen Ziele aus sein, sollten sie sich bei irgendetwas einmischen.

Aber alles änderte nichts daran, egal wie sehr sie ihre Gedanken abschweifen ließ, immer wieder erschien der Drache vor ihren inneren Auge. Es war seltsam, aber sie fühlte sich ständig verfolgt von ihm. In allen ihren Sinnen war er vorhanden. Noch immer hatte sie seinen männlichen maskulinen Geruch nach erdigem in ihrer Nase. Seine Gestalt vor ihren Augen. Fühlt noch immer die harte und glatte Haut auf ihrer. Alles kribbelte dort wo er sie berührt hatte. Als wäre sie an all den Stellen gebrandmarkt worden. Und dann dieser Geschmack der ihr auf der Zunge lag. Seine feurigen Küsse haben sie erst zu diesem Verlangen danach aufflammen lassen. Was war nur mit ihr los? Er hatte ihr all das aufgezwungen und sie hatte sich dagegen gewehrt. Natürlich würde sie es jetzt auch noch tun. Nur mehr mit ihrer Vernunft. Sofern noch etwas davon übrig blieb. Es machte sie verrückt dass sie so auf ihn reagierte, weil es ihr zugleich Angst machte. Angst? Nein, das war ein falsches Wort dafür. Es war Unsicherheit auf dieses unbekannte Gefühl was in ihr empor stieg, wenn er nur in ihrer Nähe war. Oder viel mehr, wenn sie sogar an ihn dachte.

Dieser Drache sollte sich aus ihren Gedanken halten. Irgendwo musste er sich in ihren Kopf eingenistet haben, was er mit purer Absicht tat. War es dieser Grund, warum er ihr nicht folgte? Dass er sie nicht jagte? Natürlich, so hatte er die Kontrolle und wusste wo sie sich befand. Es war nicht wirklich einfach, aber diese Macht die er dadurch ausstrahlte sie zu kontrollieren, machte es nur noch schlimmer.

Gebieter des Feuers und der LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt