8. Zu Dritt durch die Nacht

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Louis POV:

"Wir müssen zurück. Harry wartet doch mit Sicherheit irgendwo auf uns. Ich bin sicher, dass er die Stadt niemals ohne uns verlassen würde" Louis wollte nicht aufgeben, doch Zayn war dickköpfig und konnte in der Situation vielleicht auch ein wenig rationaler denken, als Louis. Er trat auf ihn zu, legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihn ernst an: "Harry hat einen guten Geruchssinn. Er hätte uns längst gefunden." - "Sicherlich ist ihm etwas passiert. Wir wissen ja nicht mal, ob er heil aus diesem Kampf rausgekommen ist." Louis riss sich von Zayn los und ging aufgeregt in dem schmalen Tunnel hin und her. Sie verbargen sich seit Stunden in den Gassen unterhalb der Altstadt, denn Louis war sich sicher, dass Harry auch dorthin kommen würde. "Wenns sein muss, warte ich hier jahrelang." - "Sei kein Dummkopf." Nun mischte sich auch noch Liam ein und schlug sich auf Zayns Seite. Louis verdrehte die Augen und sah seine Freunde böse an: wieso verstanden sie nicht, dass er ohne Harry nicht gehen konnte? Sie hatten doch immer zusammenbleiben wollen und nun sollten sie einfach so aufgeben? Nein, das kam für Louis nicht in Frage. Noch wärend er darüber nachdachte, wo Harry sein könnte und ob es ihm gut ging, ruckte Zayns Kopf mit einem Mal hoch. "Seid still, ich hab was gehört!", zischte er, packte die beiden anderen und zog sich mit ihnen in ein leerstehendes Haus zurück. Der Raum war so klein, dass sie bereits nach wenigen Schritten mit dem Rücken an die Wand stießen. Louis wurde von Zayn in die Hocke hinunter gedrückt und alle drei hefteten die Augen auf den Lichtschein, der langsam näher kam. "Ich dachte in dem Bereich leben keine Menschen mehr", wisperte Liam und sah Zayn fragend an. "Tun sie auch nicht", antwortete der dunkelhaarige Punk, ohne dabei von der Tür wegzusehen. Der Lichtschein kam näher und mit ihm aufgeregte Männerstimmen. "Glaubst du wirklich, dass sich hier einer versteckt haben sollte?" fragte eine raue Stimme und eine andere antwortete genervt: "Das Mädchen hat ein Grummeln gehört und in der Altstadt hat man eine ganze Truppe Vampire entdeckt. Ich werde nicht ruhen, bevor ich mich nicht vergewissert habe, dass sich in den Gassen keiner von ihnen verborgen hält." - "Aber haben die nicht gesagt, sie hätten die Vampire erlegt?" erkundigte sich eine dritte Stimme und klang dabei unsicher, als wäre ihr die Frage unangenehm. "Es sind Vampire. Die legt man nicht so einfach um. Los, weiter. Und durchsucht jedes Haus."

Ohne sich abzusprechen, arbeiteten sich die drei Vampire geduckt in die dunklen Ecken des Zimmers vor. Überall lag der Schutt und Müll von hunderten Jahren. Louis robbte bäuchlings unter ein zerfallenes Bettgestell. Auf dem Fußboden lagen Staub und Steinchen zentimeterdick und er musste aufpassen, ihn nicht aufzuwirbeln. Wohin sich die anderen verdrückt hatten, konnte er nicht sehen, weshalb er den Blick lieber auf die Tür gerichtet hielt. Die Männer waren nun so nah, dass das Licht immer intensiver wurde und die Schritte dröhnten laut durch die Gasse. Einige Männer tauchten auf und  einer blieb in der Tür stehen. Mit einer Lampe leuchtete er in den Raum hinein und Louis hielt den Blick auf ihn geheftet. Hoffentlich hatten sich auch Zayn und Liam gut versteckt, dachte er und erwartete jeden Moment, einen Aufschrei des Mannes zu hören, weil er einen von ihnen entdeckt hatte. Doch nichts geschah und der Mann wandte sich ab.

Louis verharrte noch einige Sekunden in seinem Versteck und schob sich dann wieder hinaus, als die Schritte sich entfernten. Noch wärend er sich den Staub von der dunklen Jacke und Jeans klopfte, tauchten auch Liam und Zayn wieder auf. Liam hatte sich in einem mottenzerfressenen Vorhang verborgen und Zayn war hinter einer moderigen Kiste in Deckung gegangen. "Siehst du jetzt bitte ein, dass es keinen Sinn macht, wenn wir weiter hier warten?" sagte Liam zu Louis und sah ihn ernst und ein wenig genervt an. "Liam hat recht. Wir sind schon zu lange hier unten. Vielleicht hat die Zeitung schon etwas über den Vorfall gebracht und wenn wir Pech haben und irgendwie ans Licht kommt, dass wir noch leben, dann wird die ganze Stadt sich in Vampirjäger verwandeln und wir wären nur noch auf der Flucht." pflichtete Zayn Liam bei und Louis musste einsehen, dass er nicht ganz unrecht hatte. Schweren Herzens nickte er: "Na gut, lass uns von hier verschwinden. Aber ich will Marken für Harry hinterlassen, sollte er sie finden, dann kann er uns folgen." Damit waren auch seine Freunde einverstanden und so machten sie sich auf den Weg. Ab und zu blieben sie stehen und strichen mit den Handflächen über Steine und Fensterrahmen, wärend sie sich immer weiter durch die Tunnel arbeiteten.

Irgendwann wurde der Tunnel ein wenig breiter und als sie um eine Kurve gebogen waren, fanden sie sich am Fuß einer Treppe wieder, die steil nach oben führte.

Im Schutze der Dunkelheit traten sie hinaus auf die Straße. Sie waren direkt auf der Royal Mile angelangt, die hinauf zur Burg führte. "Lasst uns zum Castle gehen und dahinter dann die Stadtgrenze passieren. Hier laufen wir Gefahr, von Menschen gesehen zu werden und ich will nicht wieder in Richtung Altstadt gehen." Ohne eine Antwort abzuwarten, stiefelte Zayn direkt auf die Burg zu und hielt sich dabei immer im Schatten der Häuser. Liam warf ihm einen verunsichtern Seitenblick zu, das spürte Louis genau und er erwiderte den Blick ein wenig finster. "Du willst nicht ohne Harry gehen." - "Ach, das hat du ja gut erkannt." gab Louis zurück und klang dabei bissiger, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Sofort lenkte er ein: "Entschuldige Liam, das war nicht so gemeint. Aber mir fällt es schon schwer, Harry zur Jagd allein gehen zu lassen und nun weiß ich nicht genau, wo er ist. Wie könnte ich da guten Gewissens die Stadt verlassen? Wir können ja nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob er den Kampf überstanden hat. Wenn er tot sein sollte, dann werden wir das vielleicht nie erfahren." - "Harry ist nicht tot. Er ist der Stärkste von uns und viel zu schnell für die Menschen." Zayn drehte sich zu ihnen um, lief aber weiter auf die Burg zu. "Das mag sein, aber du verlangst wirklich viel von mir. Ich kann Harry nicht einfach zurücklassen." protestierte Louis. Er wusste, dass es Zayn auch nicht leicht fiel das zu tun, doch sie hatten momentan scheinbar  keine andere Wahl und da Louis gerade nicht in der Lage war, eine Entscheidung zu fällen, hatte Zayn nun einfach die Führung übernommen. Er sah ihn bedauernd an, seufzte und lächelte dann aber: "Harry wird uns finden, da bin ich sicher. Jetzt zählt ersteinmal, dass wir alle unbemerkt und heil hier rauskommen. Los, weiter."

Sie erreichten den Vorplatz der Burg, als die Nacht langsam verblich und gingen zügig über das Kopfsteinpflaster auf die alten Mauern zu. "Willst du etwas durch die Burg? Lass uns lieber außen herum gehen." seufzte Liam und Zayn nickte: "Ja, vielleicht hast du recht. So sind wir schneller." Also wechselten sie die Richtung, kletterten über eine Seitenmauer und sprangen dann auf der anderen Seite der Mauer entlang um die Burg herum. Ab und zu mussten sie Büsche und Sträucher umgehen, doch sie kamen trozdem schnell auf der Rückseite der Burg an. Von hier oben hatte man eine gute Aussicht auf die umliegende Landschaft. Die Felder lagen größtenteils brach und die einst so säuberlich abgeteilten Grundstücke, die früher Bauern gehört hatten, waren nun nicht mehr durch Hecken getrennt, sondern waren ineinander verschwommen. Niemand kümmerte sich darum und so holte sich die Natur nach und nach ihre Landschaft wieder zurück. "Los, hier runter." Sie schlitterten und rutschten den steilen Hang hinunter und traten dabei einige lose Geröllbrocken los, die unten in den Gebüschen verschwanden. Louis sah zum Horizont, der sich ganz langsam heller färbte und hoffte, dass Harry ihre Spur aufnehmen konnte und sie sich wieder fanden.

Umzug mit Folgen IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt