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Es ist Donnerstag.
Ich öffne meine Augen. Mein Wecker hat nicht geklingelt. Zum Glück habe ich heute frei. Die Sonnenstrahlen kitzeln auf meiner Nasenspitze. Ich strecke meine Hand in die Luft, tänzel mit meinen Fingern über die Strahlen und bin für eine Sekunde abgelenkt. Ich rieche Kaffee. Zumindest stelle ich es mir vor. Ich stelle mir vor, immernoch mit den Sonnenstrahlen spielend, wie mir mein Mann Essen macht und mir einen Kaffee ans Bett bringt. Hätte ich nur einen Mann. Ich raffe mich auf, schmeiße die Decke zur Seite und krieche aus dem Bett. Meine Füße tragen mich ins Bad und anschließend in die Küche. Ich mache mir dort leider selbst einen Kaffee und gehe anschließend zurück ins Schlafzimmer. Ich ziehe die Gardinen zur Seite und schließe das Fenster. Bäume, Blumen, Vögel und eine grüne Wiese. Das sehe ich immernoch. Mittlerweile lebe ich aber mitten in der Stadt. Ich bereue es nicht mehr vom Hahn des Nachbarn geweckt zu werden. Ich habe mich aufgegeben indem ich hier nach Berlin gezogen bin. Ich arbeite bei Kaufland, weil ich mir meine Träume einfach noch nicht erfüllen konnte. Ein abgeschlossenes Studium habe ich, aber immernoch nichts erreicht. Eltern? Nein habe ich nicht mehr. Ich muss einfach allein auf mich aufpassen. Allein.
Mittlerweile habe ich es bis zur Couch geschafft und schalte mir den Fernseher an, während im Hintergrund die Kaffeemaschine plätschert. Ich habe eine Zweiraumwohnung, weil ich mir einfach nicht mehr leisten kann. Mein billiges Gehalt reicht gerade um mich am Leben zu erhalten. Mein Blick wandert zur Uhr. 11:26. In zwei Stunden holt mich meine beste Freundin Amy zum shoppen ab. Ja, ich weiß, ich habe wenige Geld, aber bisschen gönne ich mir trotz all dem dennoch. Ich schaue kurz die Nachrichten und hole mir dann meinen Kaffee und mache mir Frühstück. Ohne Mann. Nachdem ich dies getan habe, begebe ich mich ins Bad um mich zu duschen. Die Zeit vergeht, während die heißen Tropfen über meinen schlanken, nackten Körper rollen und den Dreck von mir spülen. Die Luft wird feucht. Der Wasserdampf legt sich am Spiegel ab und dieser beschlägt. Nachdem ich mich gewaschen habe, stelle ich mich vor ihn. Verschwommen sehe ich meine langen, nassen, braunen Haare, wie sie über meine nackten Schultern fallen. Warmes Wasser tropft von meinen Haarspitzen. Ich nehme ein Tuch und wische den Spiegel ab, um mich etwas besser betrachten zu können. Meine Giftgrünen Augen starren mich an. Meine Haut glitzert in dem dumpfen Licht der Badbeleuchtung. Ich erinnere mich an heute morgen. Die Sonnenstrahlen. Ich bürste mir die Haare, ziehe mir einen Bademantel an und verschwinde aus dem Bad. Mein Morgen ist langweilig. Eigentlich immer das selbe. Mal mehr, mal weniger Stress. Ich ziehe mir im Schlafzimmer ein paar gute Sachen an und föhne mir anschließend die Haare. 13:15. In einer viertel Stunde kommt Amy. Ich packe mein Zeug und ziehe mich an. Danach verlasse ich die Wohnung und treffe an der Haustür schon auf sie. "Heyyyyy" sagt sie und nimmt mich sofort in die Arme. "Ich habe mir gedacht wir gehen erstmal Essen, ja?" Sagt sie grinsend. So schaut sie nie, aber ich mache mir trotzdem keine Gedanken darüber. Wir steigen auf unsere Fahrräder und fahren zu den Gropius Passagen. Über die Spree, entlang stark befahrener Straßen. "Also ich bin für chinesisch." Sagt Amy grinsend. "Ähm ja klar wieso nicht" sage ich jetzt ebenfalls grinsend. Bei dem Chinesen in den Gropius Passagen haben wir uns kennen gelernt. Bzw uns befreundet. Wir kennen uns seit der ersten Klasse. Seit der sechsten sind wir dann beste Freundinnen. Wir schließen unsere Fahrräder ab und bahnen uns einen Weg durch die Menschenmasse zum Restaurant. "Halloooooo... Du bist Kristin nicht war?" Spricht mich ein Mann an. Um ihn herum ein Kamerateam. Er trägt eine schwarze Brille und hell braune bis blonde Haare nach hinten gekämmt. Verwirrt starre ich ihn an. Dann schlucke ich und nicke. Irgendwoher kenne ich ihn. Neben ihm taucht ein etwas kleinerer Mann auf. So ziemlich die selbe Haarfarbe, aber er trägt die Haare ganz anders. Er hat Bart, wohingegen der andere sich heute morgen rasiert haben muss. "Sehr schön... Das ist dann bestimmt Amy unsere 'Gehilfin'" spricht er, wobei er 'Gehilfin' in Anführungszeichen setzt. "Hab mich schon gefragt, warum sie die ganze Zeit grinst" sage ich verlegen. "Ich weiß nicht, kennst du Circus HalliGalli?" Fragt der kleinere. Jetzt! Ja jetzt weiß ich woher sie mir bekannt vor kommen. "Ja, dann seit ihr wohl... äh... Joko und Klaas oder?" Antworte ich und beide nicken. "Dann kennst du sicherlich das Format 'Mein bester Feind'... Amy hat gesagt sie hat eine beste Freundin, welche für sie durch die Hölle geht, damit sie dann geile Preise kriegt" Amy wird rot. "Bist du denn ihre beste Freundin?" Ich nicke. "Super... Dann auf geht's" sagt der größere grinsend. Die beiden führen mich und Amy zu einem Bus. Wir nehmen Platz und ich starre Joko und Klaas einfach nur an. Mein Mund wird trocken und mein Puls steigt. Zugegeben ich habe Angst. Nachdem was sie sonst anderen antun bei diesem Format. "Alles gut?" Fragt Amy und nimmt mich in den Arm. Ich nicke. Wir fahren ein bisschen, bis wir an einem Haus ankommen. "Ja ihr beiden. Das ist die Circus HalliGalli Redaktion. Was auf dich zukommt Kristin, erzählen wir dir später. Die beiden geben uns eine ausführliche Führung. Sie zeigen uns alles. Am Ende den Ort, wo HalliGalli läuft. Der Saal in dem aufgenommen wird. "Hallo... Darf ich euch jemanden vorstellen? Das ist Kristin... Das 'Opfer' von mein bester Feind" spricht er zu den Leuten die auf der Tribüne sitzen. Kameramänner, Ton, Regisseure und alles andere. Sie gucken mich an und klatschen dann. "So Kristin... Deine Aufgabe... Du wirst Kamera und Schnitt von einem Format übernehmen. Spontan wenn ich du wäre oder Aushalten oder so was. Wir lassen uns noch was einfallen. Du bekommst ein komplettes Kamerateam, nur musst du die Kamera übernehmen. Bist du dabei?" Sagt Joko, der größere. Ich schlucke ungläubig und lege dann mein Gesicht in meine Hände und muss lachen. "Ja klar wieso nicht" sage ich lachend. "Ja ich machs" "das kam aber schnell... wieso so fix?" "Ich habe das studiert... dürfte also nicht so schwer werden" sage ich etwas verlegen. "Na dann... zeig uns was du kannst" antwortet Klaas. "Morgen früh geht's los. Wir holen dich und Amy dann ab" fügt er noch hinzu. Amy springt mich glücklich an. Immerhin kriegt sie dann nen Fernseher. Die zwei fahren mich und Amy noch zu mir und dann wird mir gesagt, wann ich morgen fertig sein muss. Um 5... toll also heute früh ins Bett. Wir umarmen uns alle, als ob wir schon sehr gut befreundet wären. "Schlaf gut" sagt Joko zu mir und drückt mich noch mal. Danach gehen Amy und ich hoch zu mir in meine Wohnung. Sie schläft heute bei mir, weil sie ja morgen mit mir zusammen dahin geht. Wir machen uns etwas zu essen und danach fertig fürs Bett. Es ist bereits 21:30 als wir ins Bett gehen. Für andere ist das früh, aber ich brauche meinen Schlaf, sonst kann man nicht mit mir reden. "Gute Nacht" flüstert mir Amy noch aus dem Wohnzimmer zu und anschließend schlafe ich ein.

《Circus Halligalli》Durch Kamera und Schnitt zur Liebe des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt