Kapitel 2 ~ Das Erwachen im Licht

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Ich öffnete die Augen und sah in einen weißen Himmel hinauf. Mein Atem ging ganz ruhig und regelmäßig. Ich fühlte mich wie ausgeschlafen. Ich war erholt und energiegeladen.

Ich sah mir meine Umgebung an.

Ich lag auf einer wunderschönen Wiese. Sie war nicht grün. Die Grashalme waren weiß glitzernd. Die vereinzelten Bäume in dem Tal hatten weiße Äste als wären diese mit Farbe bemalt worden und vereinzelte Blätter die wie kristallklares Glas wirkten. Hier und da blühte eine vollkommen weiße Blume. Weißer Stängel, weiße Blätter, weiße Blüten, weiße Pollen.

Aber es war nicht dasselbe wie in einem Winter-Wonderland. Nein. Zum einen fiel kein Schnee. Da war gleißend helles Licht das einfach so vom Himmel schien. Keine Ahnung woher. Es war einfach da.

Es gab nur eine Sache in unmittelbarer Nähe die dieses makellose Weiß zerstörte. Ich.

Ich sah an mir herunter. Um mich herum waren sehr dünne Fäden gesponnen. Sie waren glitzerten schwarz. Sie wirkten wie Spinnenweben. Okay, sagen wir schwarz glitzernde Zuckerwatte. Spinnenweben wären zu...

Es fühlte sich komisch an wie es sich über meine Haut spannte. Es lag auf mir wie eine Decke und schien mich aber dennoch wie ein Kokon zu umspannen.

Ich versuchte mich gerade aufzusetzen. Die Fäden die mich am Boden hielten rissen. Zurück blieben nur noch die, die was sich um meinen Körper gespannt hatten. Sie waren wie ein Minikleid ohne Träger.

Die übrigen Fäden schienen in der weißen Wiese zu verdampfen als sie von mir fielen. Nein, sie ätzen das Gras eher. Das weiße Gras welkte dabei und hing nun traurig herab.

Ich stützte mich von dem weichen Gras ab und stand schwankend auf. Ich brach sofort wieder zusammen. Ich blieb kurz niedergeschlagen am Boden sitzen und betrachtete diese perfekte Umgebung in der ich so fehlerhaft wirkte.

Das kleine Tal indem ich lag war nicht gerade tief, aber der Wald der danach anfing, war voller hoher Bäume mit weißen Baumstämmen und kristallklaren Blättern. Der Wald war an jeder Stelle so dicht dass ich nicht mal hindurchsehen konnte.

Ich suchte das Tal ab. Nicht weit weg von mir war ein kleiner Teich und ich kroch darauf zu. Das Wasser darin schien zwar klar, aber es war nicht wirklich rein. Es wirkte so, als hätte jemand ein bisschen perlmuttschimmernde Farbe dort hinzu gekippt.

Ich betrachtete in der ebenen Oberfläche mein viel zu jung wirkendes Gesicht. Ich fuhr fasziniert über meine Wangenknochen.

Meine Gefühle wirkten irgendwie eingedämmt. Da war Leere in mir. Es fühlte sich merkwürdig an. Es gab nur eine Sache. Das Bedürfnis aufzustehen und zu gehen.

***

Leon öffnete schwerfällig die Augen und stemmte sich von den weißen Fließen ab. Er hatte starke Kopfschmerzen und konnte sich nur noch vage daran erinnern wie er in diesem weißen Tal aufgewacht ist. Noch schlechter konnte er sich aber daran erinnern wie er hier hergekommen ist, wie er durch diesen ganzen Wald gelaufen ist. Er sah sich verwundert seine weiterhin makellosen weißen Klamotten an.

„Wo bin ich denn?" murmelte Leon vor sich dahin und sah seinen beunruhigten Blick in den weißen Fließen wieder.

„Normalerweise, denken die Leute immer sofort zu wissen wo sie sind."

Leon schrak zusammen als er die Stimme hörte und sah auf um nach der Person suchen. Sie hatte ganz blasse Haut und ihre weiß silberne Kleidung war irgendetwas zwischen Kleid und Kampfrüstung. Auf ihren weißblonden Locken thronte eine Krone die aus Glas und Kristall zu sein schien. Der große Thron in dem sie saß war ebenfalls aus Kristall, es schien aber nicht als würde sie diesen als unbequem empfinden.

Bracelet (2) - Go into darknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt