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Tief und fest war Emmanline in einen Schlaf versunken und ganz in sich selbst vertieft. So tief war sie noch nie in sich gekehrt, als sie in eine tiefgehende Ruhe fiel. Als hätte ihre Seele erst eine solche Ruhe und Frieden gefunden. Solch einen Punkt, an dem sie gelangt war, ohne das sie sich einem sorgenvollem Gewissen hingeben musste und darauf achten, ihr könnte etwas geschehen.

Nein, diesmal war es vollkommen anders. Sie verspürte nichts davon. Keine Ängste, ihr könnte etwas geschehen oder aus dem Schlaf reißen. Sie war die Ruhe selbst und ihre Seele dem Einklang gleich. Solch eine innere Einkehr und es fühlte sich wohlig und leicht an, welches kleines Licht sie von innen nun erleuchtete. Es war anders, aber kannte sie dennoch irgendwoher. Vielleicht sollte es sie nervös machen, aber tat es dennoch nicht, weil sie wusste, es war nichts Gefährliches. Sonst würde sie es spüren, wenn Gefahr drohte. Schließlich besaß sie etwas in sich, was sie vor jeglichen Gefahren schütze, behütete und warnte, sollte irgendwas drohen. Auch wenn es sich nie zeigen durfte und immer im Verborgenen bleiben musste. Aus reinem Selbstschutz.

Plötzlich stieg ein ungeahntes Gefühl in ihr auf, welches sie noch nie so stark in sich verspürt hatte. Ein Drang, den Emmanline nicht so leicht ignorieren konnte und sie wusste, sie konnte dem auch nicht entgehen. Ein Gefühl, das doch unbeschreiblich und großartig war, das sie dem freien Lauf lassen musste. Ohne das sie was dagegen tun konnte, passierte es und wie sehr sie DAS auch zu verhindern vermochte, aber es geschah einfach. Auch wenn es einfach nur in ihrem tiefsten Schlaf passierte, aber für sie war es die reinste Realität, weil sie wusste, es stimmte. Zum ersten Mal zeigte sich in ihrem tiefsten Inneren ihr zweites Wesen in voller Gestalt. Dieses, welches sie so gut verborgen hielt und welches niemand zu Gesicht bekommen durfte. Oder je erfahren durfte. Doch genau jetzt zeigte es sich vor ihrem inneren Auge. Für nur einen Augenblick, bis sie aus dem tiefen und festen Schlaf erwachte.

Schweißgebadet und schwer atmend saß Emmanline nun kerzengerade im Bett, ihre Augen geweitet und nicht fähig zu denken. Ihr Herz kam erst mit ein paar Schlägen wieder in einen regelmäßigen Takt zum Schlagen, was vermutlich kurz aufgehört hatte in ihrer Brust zu schlagen.

„Unmöglich." Keuchte sie immer noch schwer atmend und sie wollte sich gerade mit ihren Händen über das Gesicht wischen, als sie bemerkte, wie sie leuchteten. Schockiert und entsetzt zugleich raffte sie die ganzen Decken von sich, die auf ihr lagen. Noch immer war sie nackt, von der letzten gemeinsamen Nacht mit Lucien, die wirklich unbeschreiblich gewesen war. Aber es war so, sie leuchte, oder viel mehr, strahlte am ganzen Körper.

Entsetzt schaute sie neben sich, ob Lucien neben ihr lag, aber sein Platz war leer. Da sickerte auch die Erinnerung langsam durch, wie er sich liebevoll und zärtlich von ihr verabschiedet hatte und meinte, er würde sich so schnell wie möglich beeilen und zu ihr zurückkehren. Dabei könnte er es nicht mehr erwarten. Sie hatte ihm geglaubt und es war auch so. Sie hatte in der Zeit einfach seelenruhig weiter geschlafen. Jetzt geschah das und dieses Gefühl ließ sie nicht mehr los.

„Ganz ruhig, Emmanline. Du musst dich beruhigen." Atmete sie ein paar Mal tief durch. Sie schloss sogar einmal kurz die Augen. Aber das Leuchten hörte noch immer nicht auf. Warum konnte sie das nicht mehr unterdrücken, wie zuvor auch? Es war stets ein Schutzzauber gewesen, den ihre Mutter ihr beigebracht hatte, damit sie geschützt war. Jetzt war es, gar schwierig das Leuchten abzustellen. Obwohl es ihr immer so leicht viel, wie das Atmen.

Emmanline sprang regelrecht aus dem Bett und lief auf und ab, als könnte es sie beruhigen. Sie wusste im ersten Augenblick nicht, was sie tun sollte. Niemand durfte sie so sehen.

Beim Hin und Her laufen bemerkte sie, das die Badezimmertür offen stand und sie konnte durch das morgendliche Licht eine Sicht auf den Spiegel ersehen. Dort erkannte sie sich sehr gut selbst und zum ersten Mal sah sich wirklich selbst. Natürlich war sie noch nackt, aber das helle Leuchten, was ihren Körper umgab, machte ihre Haut noch heller als sonst. Ihre Augen strahlten noch silberner und glänzender. Darin erkannte sie das Wesen, was sie in Wirklichkeit war. Selbst ihr weißes Haar war ein weiteres Merkmal, was noch hinzukam. All das zusammen und es war noch vieles mehr. Was bedeutete das? Warum zeigte sich ihr Wesen jetzt?

Gebieter des Feuers und der LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt