Es ist 7:45 und ich nehme meinen Bus zur Schule. Der Bus ist, wie immer, fast leer. Es wohnen fast keine Menschen in dem kleinen Ort, wo ich wohne. Und es gibt daher auch kaum Schüler, die zur Schule fahren. Im Bus sitzt ein alter Mann, der in einer Tageszeitung blättert und weiter vorne sitzt auch eine Frau, die versucht ihren roten Lippenstift nachzuziehen, das klappt jedoch nicht so gut in einem fahrenden Bus.
Doch ein Typ fällt mir auf. Er hat eine Kaputze auf, doch da drunter lugen schwarze Haare hervor. Sein Gesicht ist auffallend blass. Er hat die Augen geschlossen, wirkt aber angespannt. Ich betrachte ihn genauer.
Als hätte er meinen Blick bemerkt, schlägt er die Augen auf. Zwei eisblaue Augen sehen mich direkt an, es scheint als würde er direkt in meine Seele sehen.
Ich sehe schnell weg und lausche weiter meiner Musik.
An der Bushaltestelle, an der ich aussteigen muss, steigt auch der Typ aus. Ist er vielleicht ein neuer an unserer Schule? Kann schon sein. Doch er trägt keine Tasche bei sich.
Ich laufe zur Schule, auf dem Weg bemerke ich, wie sich meine Nackenhaare aufstellen. Ich werde beobachtet. Ich drehe mich um. Der Typ folgt mir!
Oder sieht das nur so aus?
Verwirrt laufe ich etwas schneller und laufe dann durch das Tor unserer Schule.Nach der Schule gehe ich mit ein paar Freundinnen vom Schulgelände. Zusammen stehen wir an der Bushaltestelle und warten. Die andern beiden Freundinnen müssen einen andern Bus nehmen, doch das ist jeden Tag so.
Als die beiden weg sind, sehe ich mich um, als wäre nichts. Und dort. Ich sehe schon wieder den schwarzhaarigen Typen mit den unglaublichen Augen.
Ich schlucke. Er macht mir Angst.
Da kommt mein Bus. Innerlich hoffe ich, dass er nicht mit mir einsteigt, doch er tut es. Ich setze mich auf meinen typischen Platz. Er setzt sich etwas weiter hinter mich.
Was soll das nur? Werde ich etwa gestalked? Aber wer stalked schon eine ganz normale Schülerin?
Ich werde nervös und wenn ich nervös werde, knete ich meine Hände. Ich atme unkontrolliert und sofort steigen in mir fiese Bilder hoch.
Ich, wie ich zerstochen in einer Gasse rumliege. Ich, wie ich ertränkt und gefesselt in einem Teich liege. Ich, wie ich stranguliert in der Eiche am Walf hänge. Ich muss schlucken und zwinge mich an Blümchen und Einhörner zu denken.Da ertönt meine Haltestelle und ich steige aus. Er folgt mir.
Ich laufe nach Hause, er folgt mir und vor der Haustür drehe ich mich um und sehe, dass er verschwunden ist. Was ist hier los?!
Panisch schließe ich die Haustür auf und renne rein. Die Tür knallt hinter mir zu. Ich bin verwirrt und habe Angst. Richtige Panik!
Soll ich meine Querflötenstunde heute Abend absagen? Oder lasse ich mich von dieser seltsamen Person nicht unterkriegen? Ich beschließe letzteres und mache mir etwas zu Essen.
Dann gehe ich nach oben und mache meine Hausaufgaben, dabei höre ich Musik und danach lese ich.Als ich dann zum Querflötenunterricht muss, packe ich meine Tasche und öffne die Tür. Dort steht er, an unsere Mauer gelent und bewegt sich keinen Zentimeter. Was soll das?
Ich gehe schnell durch die Straßen, mein Querflötenunterricht ist im selben Ort, in dem ich lebe. Er folgt mir. Ich laufe schneller. Er auch. Ich renne fast. Er auch.
Keuchend komme ich an dem Haus meiner Lehrerin an. Ich bin zu früh.Nach dem Unterricht, sehe ich aus dem Fenster von meiner Querflötenlehrerin und Stelle fest, dass er wieder an der Mauer lehnt. Ich schlucke. Was soll das?! Mittlerweile werde ich sauer! Er soll sich verdammt nochmal verpissen! Er macht mir Angst.
Ich verabschiede mich und laufe los. Er folgt mir. Irgendwann bleibe ich so abrupt stehen, dass er in mich hinein rennt.
Wütend Stelle ich ihn zur Rede: »Warum folgst du mir?!«
Er schaut mich erstaunt an.
»Ehm. Nun ich..« stammelt er und ich stutze. Ich dachte er wäre nicht so schüchtern.
»Was?« Frage ich nochmals.
»Ich soll dich beschützen.« erklärt er und sieht mich nicht an.
»Mich? Beschützen? Wovor?« Frage ich und lache laut.
»Vor dem Bösen.«
Ich muss lachen und kriege mich kaum noch ein.
»Du bist vielleicht witzig. Aber okay. Dann folg mir halt. Ist mir sowieso egal.« ich war eingeschnappt.
Ich drehte mich um und ging weiter. Er folgte mir.Und so hatte ich einen ewigen Schatten, mein ganzes Leben lang.

DU LIEST GERADE
Kurzgeschichten Sammelung
Cerita PendekKurzgeschichte: Lily "Ich bin...anders. Nicht besonders gut anders. Ich werde von Menschen begafft, sie lachen, sie lachen, weil ich anders bin. Ich bin blass. Das ist noch normal. Ich habe auch zwei verschiedene Augenfarben. Und eine Narbe. Direk...