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I have an addiction.
It called horseriding

Es war der achtundzwanzigste April, als der große Pferde-LKW des Händlerkonzerns Bären auf den Hof vor die Reithalle fuhr

Ich war grade dabei Strohnetze zu stopfen, als ich sah, wie der Falbe abgeladen wurde. Er schlug stark mit dem Kopf - der Mann, der ihn ablud, hatte sichtliche Schwierigkeiten.

Herr Bären war ein alter Freund meiner Großeltern mütterlicherseits, er belieferte deren Gestüt schon immer mit neuen Jungpferden oder kleinen Rohdiamanten. Er hatte ein gutes Auge, ein drittes Auge, welches Talente sofort enttarnte und ein einmaliges Gespür für Sportpferde - die besten Voraussetzungen für einen seriösen Pferdehändler.

Das Heu piekste mir in die Hände, in meiner Nase kribbelte es, ich nieste und beeilte mich noch ein wenig mehr, um endlich fertig zu werden.

Meine Gedanken schweiften während des Stopfens immer weiter ab. Weiter und weiter, bis sie in Lier angekommen waren. Dort hatte ich letztes Jahr die internationale Juniorendressurprüfung der Leistungsklasse M mit Miracle gewonnen und war ein paar Wochen später bei dem Nürnberger Burgpokal gestartet, bei dem Wonderwoman und ich den dritten Platz erreichten.

Ich lächelte bei dem Gedanken daran, dass ich dieses Jahr wieder eine spannende Turniersaison vor mir haben würde. Hoffentlich, wieder so erfolgreich wie letztes Jahr. Ich hatte meinen persönlichen Rekord von neunzig Prozent gebrochen und hatte zum Ersten Mal eine komplette Geländestrecke geritten, manchmal, so sagte es meine Oma immer, konnte man ruhig trauern, an sich zweifeln oder Angst haben. Aber dann, sollte man alles sich seinen Ängsten stellen und sie besiegen. Das war der richtige Weg für die meisten Dinge, die mir so im Weg standen, deshalb befolgte ich ihn - meistens.

Das hatte ich geschafft. Ich lebte den Traum von vielen kleinen Mädchen. Ein eigenes Pferd, Turniersiege und vielleicht auch ein kleines bisschen den Traum, von meiner Familie unterstützt zu werden.

Ein sicheres Umfeld sei die Basis einer erfolgreichen Karriere, hatte ich mal irgendwo gelesen. Dem stimmte ich voll und ganz zu. Ohne meine Eltern, die mir den teuren Sport finanzierten, ohne meine Großeltern, die die Kosten für Miracle übernahmen und ohne meine Sponsoren, die mir regelmäßig schöne Reitsportprodukte zuschickten, hätte ich vieles nicht geschafft.

Das letzte Heunetz war fertig. Ich zog die Schnur zu, sodass kein Heu mehr hinausquillen konnte und nahm besagtes Netz und die zwei weiteren mit in den Stall.

Ich stellte die Netze in die Stallgasse und öffnete die Boxentür meines Apfelschimmels, der auf den Stallnamen Delirium Z hörte, und band das Heunetz innen am Gitter der Box fest.

Kurz zupfte ich noch ein paar Strohhalme aus der Tränke, denn mein Hengst hatte die Angewohnheit, bei Langeweile in seine automatische Tränke Stroh zu stopfen.

Anschließend trat ich aus dem Stall heraus und ging zu der Box im gegenüberliegenden Stall, indem American Dollar 66 untergebracht werden sollte.

Ein Geburtstagsgeschenk des Pferdehändlers Bären. Er habe -laut ihm- sowieso schon vorgehabt meiner Schwester mal ein wirklich qualitatives Pferd zum Beritt zu geben, warum warten, wenn es zum Geburtstag eine doppelt so schöne Überraschung war?!

Gestern war Marie sechzehn geworden, ihre Freundinnen und sie hatten  eine gemütliche Pyjama-Party samt Serienmarathon gestartet - Mama war froh, denn sie hatte schon vermutet, die wurden heimlich Alkohol trinken.

Ein kleines Gläschen Sekt hatte es dann aber doch gegeben, ich hatte sogar einen Schluck mittrinken dürfen.

~

Dollar stand alleine in seiner Pferdebox, meine Schwester und Mama müssten noch die Formalitäten klären, deshalb beschloss ich, mir das Pferd mal etwas näher anzuschauen.

Hübsch war er, keine Frage: der Wallach hatte ein schönes, falbfarbenes Fell, sowie eine lange schwarze Mähne und schwarze Beine.

Er hatte goldene Augen, die mich zu verfolgen schienen, als ich an sein Boxenfenster trat. Ich streichelte ihm kurz über den weichen Nasenrücken, dann klingelte mein Handy.

,,Eva! Wir sitzen schon draußen im Auto, beeil dich, wir wollen los!", ertönte die Stimme meiner Mutter aus dem iPhone.

Sie schien es wirklich eilig zu haben, ich verabschiedete mich von Dollar.

Anschließend legte ich meinem Apfelschimmel die Bewegungsdecke über und führte ich Deli in ein Abteil der Freilaufführmaschine.

Wondy durfte den restlichen Tag auf dem Paddock verbringen, sowie auch Miracle, der bei den Hengstpaddocks stand.

Das schwarze Auto stand an der Straße und  hupte ungeduldig, schnell rannte ich hinunter und setzte mich auf die Rückbank.

Bild oben: Eva & Delirium Z

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