Kapitel 5

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Kara
Summend schalte ich Musik ein und steige in die Dusche. Zeit mich für Alex' Verlobungsparty fertig zu machen. Vermutlich lästern meine Nachbarn später wieder darüber "wie laut Kara Danvers immer Musik hört", doch in diesem Moment ist mir das herzlich egal. 

Ich schließe die Augen als mir das heiße Wasser den Rücken hinunterläuft und singe bei Shout out to my Ex von Little Mix laut mit. Bei diesem Lied denke ich immer an James, aber das ist lange vorbei, und ich weiß dank Alex und Mum, dass ich jemand besseren verdient habe.

Wenige Augenblicke später ziehe ich mein neues Kleid an, das ich extra für diesen Event gekauft habe. Es ist cremefarben und knielang. In diesem Kleid habe ich fast kein Dekolletee, dafür aber einen relativ großen Wasserfallausschnitt am Rücken. Am Vorderen Rand des Kleides, von Schulter zu Schulter verläuft ein schmales, stark mit Perlen und Steinchen glitzerndes Band. Somit muss ich keine Kette tragen und es wirkt sehr elegant.

Ich schminke mich ziemlich schlicht und ziehe mir dafür aber einen auffälligen Lidstrich Wing, für den ich einige Zeit brauche, um ihn perfektionieren. Meine Haare stecke ich in einem komplizierten Fischgrätenzopf hoch und zupfe das ganze gekonnt auf. Viel Übung macht den Meister...nachdem ich mit meiner Frisur zufrieden bin, schlüpfe ich noch in meine Pumps und packe das wichtigste in meine Clutch.

Alex und Maggie werden höchstwahrscheinlich schon vor Ort an der Location sein, zusammen mit... Lena. Schon beim bloßen Gedanke an sie verdrehe ich die Augen und seufze. Ich werde mich wohl oder übel zusammenreißen müssen - Alex zuliebe. Als ich gerade in die Küche laufe, um mir dort ein Glas Wasser einzuschenken, höre ich den vertrauten Piepton meines Handys.

[Von: Big Sis // 19:45]--- Wo bist du?? Du wolltest doch als eine der ersten da sein, bald treffen die Gäste ein! Beeil dich!!

[Von: Mir // 19:46]--- Ja, ich mach mich jetzt gleich auf den Weg, sorry bin bald da :*

[Von: Big Sis // 19:46]--- Okay, gut. Und denk dran dich ordentlich Lena gegenüber zu verhalten! Hdl :*

[Von: Mir // 19:47]--- Jaja, mach ich...ich dich auch ♥

Ich stecke mein Handy weg und greife nach meinen Autoschlüsseln. Das wird ein anstrengender Abend...

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Als ich an der gemieteten Location ankomme, ist es kurz nach acht und ich habe Kopfschmerzen. Irgendwie ist es mir nicht danach, jetzt den ganzen Abend mit vielen Leuten zu verbringen, die ich kaum kenne oder gewissen Personen aus dem Weg gehen zu müssen.

"Gott sei Dank, du bist da!" Ich trete durch die Tür und sofort stürzt mir eine aufgeregte Alex entgegen. So kenne ich sie gar nicht. Normalerweise ist sie eher der ruhige Typ... "Ja, ich hab dir doch geschrieben dass ich gleich komme", antworte ich ihr während ich sie und auch Maggie, die hinter ihr steht, umarme.

"Hey Kara! Du siehst toll aus", begrüßt sie mich, während auch sie über Alex ungewohnt nervöse Art lachen muss. "Danke, du aber auch!", gebe ich das Kompliment zurück.

Und es stimmt. Sie beide sehen sehr gut aus. Alex hat ein eng anliegendes, dunkelblaues Kleid an, mit kleinen, silbernen Akzenten im Stoff, ihre Haare offen und wellig, nur ein paar vordere Strähnen hat sie zurückgesteckt. Maggie neben ihr hat sich ihre Haare zur Seite gesteckt und ihr schlichtes schwarzes Kleid mit ein wenig Spitze verfeinert steht ihr hervorragend.

Beide Blicke schweifen hinter mich, und als ich mich umdrehe sehe ich einen Arbeitskollegen und Freund von Alex durch die Tür treten. "Du schaffst das schon" flüstere ich ihr ins Ohr, als ich an ihr vorbei trete um ihr den Weg frei zu machen.

Ich bin erleichtert, dass nun die ersten Gäste kommen, denn so fühle ich mich nicht so beobachtet, als plötzlich Lena durch eine Tür weiter hinten in den großen, sich langsam füllenden Raum tritt, mich ein paar Sekunden später entdeckt und auf mich zukommt.

Natürlich hat sie den passenden Kleiderschrank für sowas und musste sich nicht noch was kaufen. Ohne es zu bemerken, verschränke ich bei ihrem Anblick die Arme. Sie sieht wunderschön aus, das muss sogar ich zugeben.

Ihr Kleid hat einen tollen Korallenton, schimmert aber irgendwie leicht Perlmutt. Gerade so viel, um elegant und anmutig zu wirken, aber kein nach Aufmerksamkeit schreiendes Kleid. Dezentes Make-up, und ihre schwarzen Haare hatte sie offenbar auf links vom Gesicht nach hinten geflochten, die dort in einen unordentlichen Dutt verliefen. Ein paar Haarsträhnen hatte sie vorne herausgezupft.

Alles in allem sieht sie umwerfend aus, und das weiß sie wahrscheinlich genauso gut wie ich. "Hi" sage ich mit einem ungewollt provozierenden Unterton in der Stimme. "Hey..", antwortet sie mir ebenso knapp. "Also... hast du das alles geplant und aufgebaut?", frage ich sie nach einem Moment der Stille mit einer umschweifenden Handbewegung, die auf den ganzen gedeckten Saal, das Catering und die Deko deutet.

"Ja, so ziemlich... mit ein bisschen Hilfe beim Umsetzen, aber geplant hab ich es größtenteils selber und mit deiner Schwester." Sie lächelt leicht und sieht sich fast stolz um. Kann ich verstehen, der Saal sieht großartig aus, an ihrer Stelle wäre ich auch stolz.

Ich nicke leicht und sehe auf den Boden. Ich weiß einfach nicht, was ich mit ihr reden soll. "Hätte ich dir gar nicht zugetraut...", murmle ich, und weiß einen Moment später auch schon, dass das ein Fehler war.

In ihren Augen erscheint für einen Moment ein undeutbarer Ausdruck, und sie versteift sich. Ihr Gesicht verhärtet sich und sie lacht kurz und bitter. "Ja, vielen Dank auch. Weißt du, für einen kurzen Augenblick dachte ich sogar, wir könnten miteinander klar kommen. Ich hab mich wohl getäuscht..."

"Was hast du für ein Problem? Das war nur eine dumme Bemerkung, reagier doch nicht so über" Sie nickt leicht mit einem undurchdringlichen Blick und sieht dann auf den Boden. "Wenn du meinst. Kann ich dich morgen Nachmittag kurz anrufen? Wir müssen noch einen Termin zum Brautjungfernkleid aussuchen ausmachen."

Ich seufze innerlich. Und ich hatte schon gedacht, ich könnte selber entscheiden, was ich anziehen würde. "Ja klar, mach das" antworte ich also. "Gut." Sie sieht mir noch einmal kurz in die Augen, dann läuft sie mit erhobenem Kopf an mir vorbei.

Gott. Das kann was werden...

I Hate You, I Love YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt