Kapitel 12

31 2 0
                                    

Eine Stunde nachdem ich Leander kennengelernt hatte, saßen wir alle in der Bibliothek und wälzten Jahrhunderte alte Bücher. Damien hatte seinem besten Freund inzwischen alles erzählt und Leander war sofort bereit gewesen uns bei der Suche nach Informationen zu helfen. Er schien sehr nett zu sein. Über den Rand des Buches, das ich gerade las, blickte ich zu ihm hinüber. Der junge Fae hatte sich in einen Sessel gefläzt und studierte eine alte Schriftrolle. Er war wirklich attraktiv mit seinen haselnussbraunen Haaren und den grünen Augen. An seiner Statur erkannte man sofort, dass er ein Krieger war: groß, breitschultrig und Muskeln am ganzen Körper. Damien hatte erwähnt, dass er auf einer Mission gewesen war. Ich hätte nur zu gerne gewusst worin sie bestanden hatte. Vielleicht konnte ich Damien nachher darauf ansprechen. In diesem Moment rief Leander uns zu sich, womit er mich aus meinen Gedanken riss. Neugierig erhob ich mich von meinem Stuhl und ging zu ihm herüber. Damien tat es mir gleich. 'Ich glaube ich habe etwas gefunden, das uns weiterhelfen könnte.', erläuterte der Fae Offizier, als wir beide bei ihm angekommen waren. Interessiert stellten mein Verlobter und ich uns hinter Leanders Sessel und blickten über seine Schulter auf die Schriftrolle in seinen Händen. Zu meiner großen Enttäuschung war sie in der Sprache der Fae geschrieben und somit für mich nicht lesbar. Ich seufzte frustriert. Damien bemerkte es und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. 'Ich werde dir beibringen, wie man sie liest.', versprach er. Sofort ging es mir besser und ich erwiderte sein Lächeln dankbar. Manchmal hätte ich das Gefühl, er wusste ganz genau wie es mir ging und was ich dachte. Vielleicht war das ja auch so. Wer konnte das schon sagen, immerhin waren wir anscheinend füreinander bestimmt. Einerseits gab mir das ein Gefühl von Sicherheit, andererseits wusste ich so gut wie nichts über den König von Dametia oder das Volk der Fae. Mein Leben hatte sich in so kurzer Zeit so schlagartig geändert. Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, studierte Damien die Schriftrolle. Als er fertig war, blickte ich ihn fragend an. 'Hier steht, wie wir zu dem See kommen und wie man die dunkle Fee heraufbeschwört.', fasste er zusammen. 'Und was schlägst du nun vor?', wollte ich wissen. 'Sollen wir einfach dort hin reiten und die Fee fragen, welche dunklen Handel sie mit meinem Vater getrieben hat?' 'Ich fürchte, uns bleibt nichts anderes übrig.', mischte sich Leander ein. Damien zuckte zustimmend mit den Schultern. 'Er hat leider recht. Viele andere Möglichkeiten haben wir nicht, auch wenn ich zugeben muss, dass mir der Gedanke, eine so dunkle Macht heraufzubeschwören, nicht sonderlich gefällt.', gab er zu. Ich nickte. Sie hatten Recht. Wir hatten die ganze Bibliothek durchsucht und diese Schriftrolle war das Einzige, worauf wir gestoßen waren. Ich hatte so viele Fragen, auf die ich eine Antwort wollte. Was hatte mein Vater mir angetan? Was hatte das Tattoo zu bedeuten? Und was hatte es mit den Visionen auf sich, die Damien und ich teilten?

Ich spürte Avas Unruhe. Ob es an meinen Faesinnen lag oder an der Verbindung zwischen ihr und mir, konnte ich nicht sagen. Vorsichtig legte ich ihr die Hand auf die Schulter. 'Mach dir nicht so viele Gedanken', meinte ich, während ich ihre Schulter leicht drückte. Sie nickte. Trotzdem fiel die Anspannung nicht von ihr ab und diese Tatsache lastete schwer auf mir. Seit meinen Eltern hatte mir kein Mensch so viel bedeutet wie Ava und ich ertrug es nicht sie unglücklich zu sehen. Ich würde meine ganze Armee in den Krieg schicken, um sie zu beschützen. Wir würden gemeinsam herausfinden, was es mit dieser dunklen Macht auf sich hatte. Ich blickte meinen besten Freund an. Er sah die Entschlossenheit in meinen Augen und nickte mir zustimmend zu, womit er mir seine Unterstützung garantierte. Als mein Untertan wäre er sowieso dazu verpflichtet gewesen, aber zu wissen, dass er mir aus eigener Überzeugung beistand, war sehr wichtig für mich. Ich hasste es, den König raushängen zu lassen. Meine Leute sollten mir aus freiem Willen dienen, der Ehre wegen, weil sie mich als König wertschätzten, nicht weil ich sie dazu zwang. Nach diesem Ideal führte ich mein Königreich und ich zweifelte keine Sekunde daran, dass meine Männer Ava als ihre zukünftige Königin anerkennen und sie um jeden Preis schützen würden.

Dark PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt