Falsche Vertraute

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Franziska

"Was wollte er?" fragt Luna. "Er hat sich nochmal bei mir für sein Verhalten entschuldigt. Und er hat uns zwei zum Essen eingeladen. Er will sich bei dir auch noch entschuldigen, besser als das erste Mal. Du musst nur zustimmen. Ich sehe dir an, dass du noch skeptisch bist, aber gib ihm eine Chance, wenn er es dann versaut, dann ist das dann so, aber jeder Mensch hat doch eine zweite Chance verdient." verklickere ich Luna. Sie schaut mich verdattert an. "Wer bist du und was hast du mit Franziska gemacht?" fragt sie und schüttelt mich. "Luna, bitte. Er bemüht sich, dass du wieder mit ihm redest, dass du ihn akzeptierst. Nur eine Chance, danach musst du ihm nie wieder eine Chance geben." verspreche ich. "Okay, aber nur weil du es bist" sagt Luna lachend. Ich suche Blickkontakt zu Nick und lächle. Er versteht die Geste und macht Freudensprünge. "Schau nur, wie glücklich er jetzt ist" flüstere ich Luna zu. Sie lacht ihn aus, seine Sprünge sehen zugegebenermaßen schon sehr eigenartig aus. Auch ich fange an zu lachen. 

Nach der Schule

Zuhause erhalte ich eine Nachricht von Nick. Sie beinhaltet, wann und wo wir uns treffen. Es wundert mich sehr, dass er unter der Woche essen gehen will. Wir treffen uns am Mittwoch, also morgen, in Fürth und gehen spanisch essen. Ich freue mich irgendwie, mache mir aber auch jede Menge Gedanken, wie diese treffen ausgehen wird. Ich wäre super glücklich, wenn meine beste Freundin ihn akzeptiert. Entspannt lehne ich mich zurück und schreibe mit meinen Freunden. Lucy hat mich am Samstag, wegen meinem Wettkampf angeschrieben, normalerweise ist sie immer dabei gewesen, aber diesmal nicht. Sie will alles wissen, von A bis Z, welches Outfit ich getragen habe, welches Make Up ich drauf hatte, wie die Kampfrichter waren und so weiter. In Aue kannten Lucy und ich alle Kampfrichter, wir waren sogar sehr gut mit ihnen befreundet. Bei den Erfolgen mit der Gruppe und auch alleine, ist das kein Wunder, viele haben uns bewundert, wie Synchron wir waren und wie wir es geschafft haben fast immer den gleichen Ausdruck zu haben. Ich vermisse diese Zeit, als ich mit den Kampfrichtern einfach reden konnte, wie mit meinen Freunden und ich nicht auf die Bühne gerufen wurde, dass man sieht, dass ich anwesend bin und wie toll ich doch bin. Es gibt nichts schlimmeres, als von jedem angestarrt zu werden, nur weil man anders ist. Viele können das gar nicht verstehen, dass ich mich so verhalte, die Aufmerksamkeit ablehne. Die meisten können gar nicht genug davon haben, ich dachte auch zuerst, dass das total toll ist, aber ich wurde ständig von Fotografen verfolgt, ich wurde ständig angesprochen und nach einer gewissen Zeit, hatte ich davon die Nase voll. Ich wollte nicht so weiterleben. Für mein Privatleben habe ich mir einen anderen Namen geben lassen, habe noch einmal am Boden angefangen und mich nach ganz oben gearbeitet. Es diesmal weiter zu schaffen hat meine Familie und mich so stolz gemacht. Meine Mutter war so stolz auf mich, dass sie als mein Name verlesen wurde, sie auf die Bühne gestürmt ist und mich vor allen hoch gehoben hat, mich gedrückt und geküsst hat. Danach durfte ich mir was in einem Shop in San Francisco aussuchen, egal wie teuer. Ich weiß noch genau, was ich mir ausgesucht hatte. Ich wollte nichts super teures und habe mir statt beispielsweise die neusten Nike Schuhe ein neues Shirt gekauft. Ich besitze es immer noch. Als meine Mutter mich angeschaut hat, habe ich nur gesagt: "Ich will nichts teures, ich will nur Zeit mit dir und Papa verbringen verbringen." An diesem Tag wurde ich zum glücklichsten Mädchen der Welt und bin es noch heute. Mein Wunsch hatte sich erfüllt. Ich konnte mit den beiden Zeit verbringen, zwar nie so lange, wie ich wollte, wegen dem Job meines Vaters, aber ein bis zwei Tage genügten. Ein kurzes Summen lässt mich zurück in das Hier und Jetzt kehren. Ich beantworte noch kurz Lucys Frage auf Outfit, Make Up und so weiter und schaue dann, wer noch etwas von mir wissen will. Es ist Luna, sie will genauere Informationen, wann wir uns mit Nick treffen. Er hat ihr ihr nicht bescheid gesagt? frage ich mich. Ich antworte ihr schnell, lege dann das Handy beiseite und poltere dann die Treppe nach unten. Ich suche nach meiner Mutter, die ich heute Mittag noch gar nicht gesehen habe.  "Mama?" rufe ich auf halbem Weg. Ich bekomme keine Antwort. Auch meinen Vater kann ich nicht finden. Ich hasse es, wenn sie das machen.  Denke ich. Wenn ich keinen von beiden finden kann, mache ich mir immer solche Sorgen, aber meistens ist nichts. "Mamaaaaaa?" rufe ich noch einmal doppelt so laut. Ich höre ein klirren, dann ruft jemand: "Verdammt!" Meine Mutter. Ich höre woher das fluchen kommt und gelange auf meiner Suche in den Keller. "Was ist passiert?" will ich wissen. "Mir ist die Vase aus der Hand gefallen." antwortet meine Mutter. Ich schaue die Frau einen Augenblick lang fragend an, weil ihr sowas sonst nie passiert. "Ist alles in Ordnung?" frage ich. Sie schaut noch etwas erschrocken, aber die nickt. "Sicher?" löcher ich sie weiter. Weiterhin nickend versichert sie mir, dass wirklich alles in Ordnung ist. Skeptisch wende ich mich ab. Ruckartig drehe ich mich wieder zu meiner Mutter: "Soll ich dir noch etwas helfen?" frage ich. "Nein, du kannst gehen." antwortet sie. Ich gehe wieder nach oben und setzte mich ins Wohnzimmer. Es ist Nachmittag und ich schaue wie immer alle Krimiserien hintereinander. Erst Navy CIS, darauf The Menstalist und zu guter letzt Castle. Danach kommt meistens nichts sehenswertes mehr, also zappe ich willkürlich durch das Programm und hoffe auf etwas interessantes zu stoßen; Ohne Erfolg. Ich akzeptiere, dass das Programm nicht mehr das selbe ist und schalte den Fernseher wieder aus. Ich überlege, was ich sonst treiben könnte, bis mein Vater die Tür hereinkommt. "Fiona, was machst du denn hier?" fragt mein Vater überrascht. "Ich wohne hier?" antworte ich etwas verwirrt. Er schaut mich fragend an. Was ist denn heute mit allen los?  frage ich mich. "Papa?" frage ich. "Was ist passiert?" frage ich weiter. Er kneift für einen Augenblick die Augen zusammen, für einen Moment sieht es aus, als ob er weinen würde. Nein, mein Vater nicht. Er hat noch nie geweint. denke ich. Und das ist nicht gelogen, ich habe meinen Vater noch nie eine Träne vergießen sehen. Ich schaue ihn weiter an. "Nichts, mein Schatz, es ist alles in Ordnung." antwortet mein Vater und da sehe ich sie: Eine winzig kleine Träne, die meinem Vater über die Backen läuft. "Erzähl keinen Mist!" rufe ich. "Sag mir die Wahrheit!" füge ich hinzu. "Süße, lass gut sein, bitte" bittet mein Vater mich. Ihm zu widersprechen, würde mir nichts bringen, also gebe ich auf. Ich stürme nach unten zu meiner Mutter, wenn er schon nicht mit mir redet, dann wenigstens mit seiner Frau. "Mama, irgendwas stimmt mit Papa nicht." keuche ich unten angekommen. Ich habe ihre volle Aufmerksamkeit. "Er will nicht mit mir reden, bitte mach was." fordere ich sie auf. Sofort macht sie sich auf den Weg nach oben und redet mit Papa. Langsam schleiche ich hinterher und bleibe verbogen an der Wand im Flur stehen und lausche dem Gespräch der beiden. Leider verstehe ich nicht alles, ich bin zu weit weg. Aus den Worten die ich verstanden habe, versuche ich mir einen Reim zu machen, aber bei diesen Worten ist das nicht gerade leicht: Ich, Hilfe, untertauchen, Einsatz. Mehr kann ich nicht verstehen. Es geht bestimmt wieder nur um einen Einsatz meines Vaters. Enspannt schleiche ich am Wohnzimmer vorbei nach oben in mein Zimmer. Wenige Sekunden nachdem ich meine Tür geschlossen hatte, bewegt sich die Klinke wieder nach unten und meine Mutter tritt ins Zimmer. "Was war?" frage ich besorgt. "Dein Vater hat einfach im Moment etwas Stress." versichert meine Mutter mir. "Kein Grund sich Sorgen zu machen" fügt sie hinzu und zwinkert. Beruhigt werfe ich mich auf mein Bett, der Wecker neben mir zeigt 20:16 Uhr an. Das ging jetzt aber schnell. wundere ich mich. "Ach Mama übrigens, ich bin Morgen mit Luna und Nick essen. Also so gegen Abend." erwähne ich nebenbei. Anscheinend hat sie nicht gehört, was ich ihr gerade gesagt habe, denn sie läuft einfach, ohne einen Kommentar, aus meinem Zimmer. Ich bin extrem müde, also entschließe ich mich ins Bett zu legen. Ich mache es mir bequem in dem Ozean aus Kissen und Stofftieren und schreibe noch einen Augenblick mit Luna. Bis sie schließlich auch, um 20:45 Uhr sagt, dass sie in Bett geht, auch ich schalte mein Handy aus und drehe mich um. Wenige Augenblicke später bin ich schon eingeschlafen. 

Double Life (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt