36 | relationship

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>> R E W I <<

"Bitte rede mit mir", verzweifelt lief Felix mir hinterher. "Ich halte das nicht mehr aus, Rewi, ich habe doch nur dich", sagte er. Ich wollte einfach nur nachhause, und ich war nicht umsonst zu Fuß gelaufen. Ich wollte Felix einfach nur nicht im Bus begegnen und wäre ich heute morgen mit dem Auto zur Schule gefahren, hätte ich ihn mitnehmen müssen. Also dachte ich er fährt Bus, aber nein, er rannte mir hinterher. "Seit Tagen ignorierst du mich und alles was ich tue. Du-", er zögerte. "Du trägst nicht mal mehr das Armband."

Ich blieb stehen und sah auf mein Handgelenk. Er meinte das, was er mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich hatte es gestern abgenommen, da Simon mir ein eindeutiges Bild geschickt hatte, wo sich Felix und Luna geküsst haben. Die ganze Schule weiß Bescheid.

"D- das würde Felix niemals machen", sagte ich -nicht ganz so überzeugt von mir selber- in mein Handy. "Rewi, ich habe es dir gesagt. Felix ist nicht der richtige und er schätzt dich nicht. Du liebst ihn so sehr, das weiß ich. Aber er ist immer noch der alte." Darauf hin hatte ich aufgelegt und geweint. Ich hab viel geweint. Den ganzen Abend, die ganze Nacht. Den ganzen Tag konnte ich mich auf nichts anderes konzentrieren. Und der Penner kam nicht mal auf die Idee mit mir darüber zu reden.

Er packte mich am Arm und drehte mich zu ihm um. "Man, was willst du?", fragte ich genervt. Ich wollte ihm nicht zuhören. Ich wollte nicht, dass er sich rechtfertigte. Ich wollte einfach nur, dass er mich in Frieden ließ. "Ich weiß dass du das Bild gesehen hast", sagte er und schaute auf den Boden. "Was du nicht sagst, die ganze Schule hat's gesehen", ich sah ihn wütend an. "Bitte gib' mir einfach nur die Chance es dir zu erklären", seufzte er. "Nein, Felix. Ich weiß dass was zwischen euch beiden läuft, seit mehreren Tagen, von Simon. Wie scheisse gut kannst du eigentlich Schauspielern?!", sagte ich erschüttert, und war den Tränen nahe. Aber ich wollte nicht schon wieder heulen! Dafür war ich viel zu sauer. "Ich- ich wollte mit dir darüber reden, a- aber", ich unterbrach ihn. "Sei leise, Felix. Ich will es nicht hören. Ich hatte wirklich vertrauen zu dir. Ich hätte niemals gedacht, dass so etwas passiert. Mir war bewusst, dass man sich nicht so schnell verändern kann, aber anscheinend war ich zu naiv zu denken, dass es bei dir der Fall wär'. Bin unglaublich enttäuscht von dir, Felix", ich drehte mich und lief einfach weg. "Du liebst mich überhaupt nicht", schrie er.

Ich stoppte. "Ich hab dich nicht geliebt?", fragte ich unglaubwürdig. "ICH?!", schrie ich. "Wer hat dich vor irgendwelchen Spasten aus der Schule verteidigt, obwohl du mich wie Dreck behandelt hast? Wer hat dich vor einer halben Vergewaltigung gerettet und sich darum gesorgt, dass du heile nach Hause kommst? Wer hört dir um drei Uhr nachts zu, wenn du reden möchtest oder nicht einschlafen kannst? Wer hat dich vom Rauchen abgehalten und dich zur Vernunft gebracht? Wer schläft jede Nacht bei dir und kümmert sich um dich, weil du Schlafprobleme hast? Wer hat dich vor deiner Oma beschützt, weil sie so homophob ist? Wer hilft dir fürs Lernen für Klassenarbeiten oder macht mit dir Hausaufgaben? Wer verdammt nochmal, würde einfach alles für dich machen? Wer? Ich glaube, das war ich."

Ich warf ihm alles an den Kopf, was mir spontan eingefallen war. "Und du schätzt das nicht", fügte ich hinzu.

Er war sprachlos und in seinen Augen füllten sich Tränen. Felix war unglaublich nah am Wasser gebaut. "Natürlich schätze ich das, ich liebe dich ja auch. Aber, du, also", überfordert versuchte er die richtigen Worte zu finden. "Nein, Felix, du schätzt überhaupt nichts, und ich könnte mich schlagen dafür, dass ich all das für dich getan habe", schrie ich. Er atmete tief ein und aus.

"Das ist die letzte Chance mir zu glauben, ich sag's dir", stammelte er. "Ist mir so scheiss egal", belächelte ich seine Aussage bloß. "Das kann dir doch nicht egal sein", er sah mich verletzt an. "Dann schau mal her", schnaubend ließ ich ihn alleine auf dem Feldweg stehen und lief nachhause.

Klischee komm raus, es fing an zu regnen, doch erst als ich schon zwei Stunden zuhause war. Felix war noch nicht aufgetaucht und um ehrlich zu sein, machte ich mir auch bisschen Sorgen um ihn. Felix war niemand, der sich jetzt irgendetwas antun würde. Glaube ich. Nein, er war eigentlich vernünftig im Kopf. Natürlich versuchte ich das zu verdrängen, ich wollte dass er mir egal war. Ich wollte nicht mehr, dass er mich liebt. Ich wollte ihn auch nicht mehr lieben. Am liebsten würde ich mir wünschen, dass wir uns wieder hassen. Da war es noch so viel einfacherer.

Waren wir jetzt getrennt? Ich wusste es nicht. Ich war einfach nur verwirrt und mir wurde schlagartig klar, dass ich ihm vielleicht hätte doch zuhören sollen. Andererseits war er mir fremdgegangen und dafür gibt es keine Entschuldigung. Außerdem war ich zu stur um zu ihm zurück zu gehen.

Normalerweise würde er sowieso wieder zu mir zurück kommen. Das war die letzten paar Male doch auch so gewesen, wenn wir uns gestritten hatten. Nur mit dem Unterschied dass es dieses Mal wirklich ein richtigen Grund gab, weswegen wir uns streiten sollten. Oder wieso ich wirklich sauer sein sollte. Niemand kann mir erzählen dass er einen Seitensprung zulassen würde. Und außerdem, hab ich ihm Tage lang Zeit gegeben, mit mir darüber zu reden!

Wieso rechtfertige ich mich vor mir selber? Ich hatte überhaupt keinen Grund dazu. Fakt ist, jetzt ist Schluss mit Felix.

Ich kann einfach nicht mit jemand zusammen bleiben, der mir so dreckig ins Gesicht lügt.
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Rewilz || Geschwister sollen sich nicht küssen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt