Speechless

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Sie liefen schon seit 20 Minuten. Marcus zog sie hinter sich her und Auroras Füße taten langsam weh. Auf Stöckelschuhen durch East End ist nicht gerade bequem.

"Marcus, halt bitte ganz kurz an. Ich will mir die Schuhe ausziehen."

Marcus blieb nicht stehen.

" Wir sind gleich da."

Das sagte er bereits vor 10 Minuten.
Aurora humpelte sich durch. Sie fühlte sich schrecklich und wollte nur noch ins Bett.

"Wir sind da."

Marcus blieb vor einem kleinen Häuschen stehen. Ein Licht brannte noch im Wohnzimmer.

"Warte hier.", befahl er.

Marcus ging zur Tür und klopfte drei Mal.

Eine ältere Dame öffnete ihm die Tür. Er redete mit ihr worauf sie nickte. Nach einem Kuss auf die Stirn umarmte sie ihn mit einem Lächeln.

"Aurora, komm rein."

Er lud sie mit einem Wink ein.
Unsicher machte sie einen Schritt nach dem anderen auf die Tür zu.

"Alles ok?" , fragte Marcus mit  fragendem Gesichtsausdruck.

"Ja, ja. Mir gehts gut."

" Gut. Dann geh jetzt endlich rein. Hier ist kein Bandenquartier und dich erwarten hier keine weiteren Skinheads, also stell dich nicht so an als würden wir dich gleich auf der Stelle häuten."

Seine Stimme klang leicht genervt.
Aurora wollte ihm einen Todesblick zu werfen aber bereits auf dem Absatz kehrt und war in der Tür verschwunden.
Es war ein langer Flur. Links war eine Treppe die in die zweite Etage führte, gerade zu konnte man die Küche sehen und dann war da rechts noch das Wohnzimmer. Sie löste sich aus ihren Schuhen und stellte sie neben dem anderem Paar und legte den hell braunen Sommermantel, der den ganzen Tag mühsam auf ihren Schultern lasstete, auf die kleine Komode rechts von ihr. Ein Ohrenbetäubendes Zischen erfüllte die Wohnung. Marcus ging aus dem Wohnzimmer schnurstraks in Richtung Küche und verschwand in ihr. Es hörte auf zu pfeifen.

"Tee ist fertig" , brumte er.

Mit dem Teekessel in der einen und drei Tassen in der anderen Hand ging er wieder ins Wohnzimmer.

"Kommst du oder willst du da draußen Wurzeln schlagen!"

" Ja ich komme."

Aurora ging in das beleuchtete Zimmer rein. Es war nicht sehr groß aber immernoch groß genug um Platz für drei zu machen. Es gab einen Fernseher, bedeckt mit einer niedlichen Stickerei. Auch einen runden Tisch der die hälfte des Zimmers in Anspruch nahm. Es stand auch ein Bett da, es diente wohl als halbe Coutch da es direkt am Tisch stand. An der Wand hing eine Kukuksuhr. Es war 3 Uhr morgens.

"Setz dich doch"

Marcus Stimme klang auf einmal viel weicher als davor.

Neben ihm saß die ältere Dame die ihm davor einen Kuss auf die Stirn gedrückt hat. Ihr schneeweiß gelocktes Haar erinnerte an ein Schaf. Sie lächelte Aurora freundlich an und hielt ihr mit beiden Händen Kekse hin.

"Danke."

Die Frau nickte nur.

"Das ist meine Großmutter. Sie heißt Pam." , er schenkte der Dame ein herzhaftes Lächeln.

Sein Blick schwankte von Pam zu Aurora und wurde wieder so leer wie davor. Aurora fühlte sich aufgefordet etwas zu sagen. Unsicher platschte es aus ihr heraus

"Es ist nett sie kennen zu lernen Pam"

Pam nahm nur ihre Hand mit beiden Händen und schüttelte sie sachte.

"Trink deinen Tee. Ich mache dir so lange dein Zimmer bereit."

Wieder verschwand er hinter der Tür.
Die Stille wurde nur durch das klappern der Löffel an den Tassen durch brochen.

Pam versuchte beschwerlich mit Gestik Aurora etwas mit zu teilen. 

"Was wollen sie mir sagen Pam?"

Pam versuchte es weiter aber Aurora verstand einfach nicht.

"Warten sie."

Sie zog einen Stift aus ihrer Tasche, nahm eine Serviette und schob es zu  Pam über den Tisch.

Pam schrieb und schob sie dann wieder zurück.

Es ist nett dich kennen zu lernen.

"Es ist auch nett sie kennen zu lernen Pam."

Sie zog die Serviette wieder zu sich rüber und schrieb

Was macht so ein schönes Mädchen um diese Uhrzeit in so einer Gegend?

" Ich bin mit meinen Freundinnen feiern gewesen."

Und wo sind deine Freundinnen?

"Sie sind in der Bar geblieben. Sie wollten wahrscheinlich noch weiter feiern."

Und du bist ganz alleine durch die Straßen gelaufen?

" Nein sie haben Marcus nach mir geschickt. Er sollte mir ein Taxi rufen. Hat ihnen Marcus das erzählt?"

Ja aber nicht warum du jetzt hier bist.

.Das ist eine gute Frage.

"Wir wurden von ein paar Kerlen angegriffen. Marcus hat mich verteidigt und wir sind zu ihnen gegangen damit ich nicht alleine weiter irre."

Die Oma lächelte über beide Ohren

Das war gut von ihm. Weißt du, Marcus ist ein guter Junge. Bitte denk nicht schlecht von ihm nur wegen seiner Haltung gegenüber Menschen. Er hatte es nicht leicht gehabt mit allem was ihm passiert ist.

Ihr Gesicht wurde etwas traurig.

"Was ist ihm den passiert?"

.Wenn man mal den Rassismus und den Neo-Nazi Hintergrund weg nimmt. Geschweige denn seine guten Manieren.

Er hatte kein leichtes Leben.

.Was sollte das jetzt heißen?.

In diesem Moment kam Marcus rein.

"Alles ist fertig. Trink den Tee schnell aus und dann kannst du dich Bett fertig machen."

Schnell den kalt gewordenen Tee, der immernoch unberührt auf dem Tisch stand, den Rachen runter gekippt, wünschte Aurora Pam noch eine gute Nacht und folgte Marcus die Treppen hoch.
Es war einkleines Zimmer samt Bett und Nachttopf darunter. Es passte gerade noch so alles hinein und war im gleichen Miniaturstiel gebaut wie das Wohnzimmer. Die Wände waren mit Wachsmalstifften bemalt worden. Es sah aus wie ein Kinderzimmer.

"Ich hab leider kein Schlafanzug gefunden der dir passen könnte. Also habe ich dir einfach eins meiner alten Tshirts hingelegt. Ist das okay?"

"Ja natürlich."

Aurora lächelte. Er lächelte nicht zurück.

"Marcus? Wieso redet Pam nicht?"

Aurora bemerkte, dass sie das gerade aus dem Nichts zu schnell gesagt hatte und wünschte sich sie könnte es zurück nehmen als sie Marcus Reaktion bemerkte. Wut blizte in seinen Augen auf.

" Ganz einfach. Sie hat keine Zunge mehr. Zwei N****r haben sie überfallen als sie gerade dabei war ihre Einkäufe ins Haus zu holen. Sie wollten ihr Geld. Sie hat ihnen aber nicht gesagt wo's ist. Also haben sie ihr die Zunge raus geschnitten."

Er schaute ihr mit einer Mischung aus Trauer und Wut in die Augen.

Aurora war geschockt. Wie konnte man sowas einer alten Dame antun.
Der Gedanke ließ sie schaudern. Daher kam sein Hass. Die Quelle war gefunden.

Er tat ihr unfassbar leid. Sie konnte nicht anders als ihn zu umarmen. Er werte sich nicht. Entgegnete die Umarmung aber auch nicht. Aurora konnte sein Herz schlagen hören.

Sie löste sich, teilst beschämt, von ihm.

"Danke für alles."

Marcus sagte nichts und ging aus dem Zimmer.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 20, 2018 ⏰

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