Teil 20

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"Jetzt komm endlich da raus! Wir sind eh schon zu spät, wie lang kann es denn bitte dauern eine dämliche Schuluniform anzuziehen?", maulte Shuu genervt von Hikaris Bett aus.

"Nein ich komme hier nicht raus und ich werde das sicher nicht anziehen. Ich sehe total bescheuert aus!", kam es von der anderen Seite der Badezimmertür. Das ist mir zu viel Stress am Morgen, dachte der blonde Vampir bei sich, während er aufstand und kurzerhand die Tür zum Badezimmer von außen aufstieß und damit gleich das halbe Schloss aus der Wand riss.

Von innen kam ihm ein spitzer Schrei von einer geschockter Hikari entgegen, gefolgt von lauten Flüchen als er sie hochhob und über seine Schulter warf. Er nahm im Vorbeigehen noch ihre Schultasche mit und verließ dann mit ihr den Raum.

"Lass mich los! Bist du bescheuert, ich kann selbst gehen.", keifte die Braunhaarige von seinem Rücken aus. "Weißt du was Kleine,", entgegnete Shuu nur müde, "manchmal wünsche ich mir echt das kleine, zitternde Ding zurück, das sich nicht mal getraut hat zu sprechen in meiner Gegenwart. Was ist eigentlich mit ihr passiert, wo ist sie hin?"

"Die hat gelernt, das du es nicht wert bist, das man ihn ernst nimmt und jetzt lass mich gefälligst los oder du kannst was erleben!" Als Antwort folgte nur ein spöttisches Lachen. "Warum sollte ich? Damit du wieder zurück in dein Zimmer rennst und gar nicht mehr raus kommst, nein danke."

Die Erwiderung kam erst nach einer kleinen Pause und auch dann war sie sehr kleinlaut. "Shuu bitte", flüsterte Hikari, "Wenn du mich weiter so hältst sieht man bei dieser dämlichen Uniform voll unter den Rock."

Shuu stutzte, sie hatte Recht. Das würde seinen Brüdern bestimmt ganz recht kommen. "Das Problem lässt sich lösen.", meinte er leichthin und legte ihr kurzerhand seine Hand auf das lose Ende ihres Rockes, nur Zentimeter von ihrem Hintern entfernt. 

"Nimm bloß deine Hand da weg du perverser Vampir.", beschwerte sie sich, aber dann wurde plötzlich ganz stumm als sie zusammen die Halle betraten, in der Shuu's Brüder und Yui schon auf sie warteten. 

Yuis Blick war erstaunt, während die Drillinge sich ein Lachen kaum verkneifen konnten, wegen unserem Auftreten und meinem tomatenrotem Kopf. Reijis Blick war wie so oft einfach nur genervt und verlangte zu wissen warum wir so lang gebraucht hatten. Mein persönlicher Träger ignorierte ihn aber  und lief mit mir auf der Schulter zur Haupttür hinaus und direkt zur Limousine, wo er mich dann auch endlich runterließ.

"Wurde aber auch Zeit", meinte ich kleinlaut murmelnd. Shuu grinste leicht: "Was ist den los Kleine, bist du jetzt etwa gar nicht mehr so vorlaut wie vorher?" Ich starrte ihn nur böse an.

"Die Süße hat doch nicht etwa Angst vor uns, oder? Dafür hat sie doch gar keinen Grund.", meinte Ayato böse grinsend, welcher gerade hinter Shuu aufgetaucht war. Ich erschrack und Shuus Miene verdunkelte sich sofort. 

"Lass sie in Ruhe.", meinte er grimmig, bevor er mich an wies ins Auto zu steigen. Ayato wirkte im ersten Moment beleidigt, doch dann kam ein Ausdruck in sein Gesicht, denn ich nur als herausfordernd erkennen konnte. Ein Schauer überkam mich, ich sollte wohl besser aufpassen und mich von ihm fernhalten. 

Während der Fahrt in der Limo, fand ich mich zwischen einen schlafenden Shuu und einen interessierten Kanato wieder, der mich, wie auch die anderen Brüder, immer mal wieder mit komischen Blicken betrachteten. Ich versuchte so unauffällig wie möglich näher an den schlafenden Vampir zu rutschen, aber der würde im Ernstfall wahrscheinlich nicht mal mitkriegen, wie ich hier gefressen wurde.

Als wir endlich angehalten und ausgestiegen waren, umfing mich die kalte Nachtluft und ließ mich erleichtert aufatmen. Die Brüder verstreuten sich und am Ende blieben nur noch ich, Yui, Shuu und Reiji.

"Wir zwei gehen jetzt erstmal ins Sekretariat und melden dich an. Ihr könnt schon mal gehen.", der zweite Satz von Reiji war an Yui und Shuu gerichtet. "Das ist gar nicht nötig", meinte Shuu ruhig, " ich habe gestern schon die Schule angerufen. Sie ist in einer Klasse mit Yui, ist alles schon geregelt." 

Das ist jetzt nicht sein Ernst, oder?, dachte sich Hikari bei sich. "Gut", meinte Reiji ein wenig säuerlich, "Dann wirst Yui dir alles zeigen und wehe ich höre eine Beschwerde, verstanden?" Ich nickte kleinlaut, worauf sich Reiji und Shuu umdrehten und gingen. Ich blickte ihnen fassungslos hinterher, hatten die mich jetzt ernsthaft mit der rosa Tussi in eine Klasse gesteckt?

"Ich glaube wir sollten dann mal los. Komm ich zeig dir alles.", meinte diese freudig, nahm meine Hand und streifte mich hinter ihr her. Auf dem Weg ins Klassenzimmer quasselte sie ununterbrochen darüber, dass es ja so schön war, mit einem anderen Mädchen im Haus zu leben und jemanden zum Reden haben zu können. In der Klasse musste ich mich kurz vorstellen und bekam dann einen Platz neben einem dunkelhaarigen Mädchen zugewiesen.

Ich hatte vor diesem Tag noch nie eine Schule besucht, da ich zuhause immer von meiner Mutter unterrichtet wurde. Da sie früh von mir ging, verstand ich nicht die Hälfte vom dem was unserer Lehrer versuchte uns zu erklären. Meine Laune sank und sank. Ich wollte es verstehen, ich gab mir Mühe und schrieb alles mit, was der Lehrer sagte, aber es brachte trotzdem nichts. Am Ende des Tages hatte ich einen Stapel Zettel voller Notizen, Kopfschmerzen und ein verdammt schlechtes Gewissen. Die Sakamakis hatten mir erlaubt eine Schule zu besuchen und dafür war ich ihnen, obwohl ich sie hasste, dankbar. Ohne sie hätte ich diese Chance nie bekommen und ich vergeigte es, indem ich nichts konnte.

Nach dem letzten Klingeln ging ich hinter Yui her, zurück zum Auto. Während der Fahrt schwieg ich und versuchte mich wieder klein und unscheinbar zu machen. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich zusammen zuckte, als Reiji sich an mich wand.

"Wie war dein Tag, Hikari?", fragte er interessiert. Warum interessierte ihn das? Konnte ihm doch egal sein, meinte ich grimmig bei mir, bevor ich lächelnd an ihn wand.

"Wirklich toll! Die Klasse ist sehr nett und der Stoff einfach zu verstehen. Ich bin wirklich dankbar, diese Chance bekommen zuhaben."

Reijis Gesichtsausdruck veränderte sich fast unmerklich, bevor er wieder sein Buch vor sich hielt. "Und warum habe ich dann von deine Lehrern gehört, dass du sehr still, ja fast schon verzweifelt vor dich hin gestarrt hast und kein Wort von dir gegeben hast?", fragte er ganz ruhig und musterte mich.

Mein Lächeln fiel mir aus dem Gesicht. Er war sauer, ich kannte ihn lange genug um zu wissen, wie sehr er es hasste angelogen zu werden.

"Ich warte auf eine Antwort." "Ich wollte..... Ich meine.... Ich wollte doch nur..."

Ich wurde zum Schweigen gebracht. Blitzschnell schnellte der Brillenträger vor und verpasste mir eine Backpfeife. Der Schlag klang nach in der absoluten Stille, die sich im Auto ausgebreitet hatte. Geschockt hielt ich mir die pochende Wange, während Reiji sich langsam zurück in den Sitz fallen ließ. 

"Vergiss nie, du lebst nur durch meine Gnade. Wage es also nie wieder mich anzulügen!" 

Diabolik Lovers - mal aus einer ganz anderen SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt