Nervös zog ich an meiner Zigarette. Ich blickte zum wiederholten Mal auf mein Handy und war kurz davor zu gehen, da es nun schon 15 Minuten nach der vereinbarten Zeit war und ich mich unglaublich unwohl fühlte. Doch dann sah ich sie auf mich zukommen und meine Nervosität stieg ins Unendliche. "Hey, tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich hab die Bahn verpasst...", sagte sie und zog mich in eine Umarmung. Ich sog ihren Duft ein und drückte sie fest an mich. "Schon okay, wollen wir reingehen?" Wir bestellten unser Essen und schwiegen uns an. Ich traute mich nicht, sie anzusehen und heftete meinen Blick somit auf den Tisch. "Und?", durchbrach Milena schließlich die Stille, "wie lief die Tour bisher so?" Ich blickte sie an und überlegte kurz. "Ziemlich gut. Es tut gut, mal wieder raus zu kommen, mit den Jungs auch außerhalb des Studios Zeit zu verbringen..." - "Das freut mich! Und nochmal sorry, dass ich mich nur so sporadisch bei dir gemeldet habe... ich hab momentan so viel um die Ohren, mit dem neuen Job und so..." Ich nickte. Diese Ausreden konnte sie sich sparen. Dann wieder Schweigen. "Du fehlst mir...", sagte ich schließlich leise und Milena sah mich an. Sie zog eine Augenbraue hoch und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. "Ach Ben... du fehlst mir auch. Wirklich!", sie griff nach meiner Hand und streichelte sie sanft mit ihrem Daumen. "Wie lang soll es denn noch so weitergehen? Ich weiß nicht, woran ich bei dir bin. Du meldest dich nicht und selbst jetzt ist es total seltsam zwischen uns, findest du nicht?"
Sie sah mich lange an, schien zu überlegen. Ich war gespannt, was für eine Ausrede ihr jetzt einfallen würde. "Die Zeit war nicht leicht für mich, Ben... als ich dich tagelang nicht gesehen hab und wenn, du kaum gesprochen hast, weil dich die Arbeit an deinem neuen Album und allem was dazu gehört hat, komplett vereinnahmt hat. Du hast dich verändert... du warst nicht mehr der, in den ich mich verliebt habe..." - "Ich weiß. Und ich kann mich nur nochmal wiederholen.. es tut mir leid. Aber mit dir ging es mir besser. Diese Pause ist nicht richtig, weil es nichts halbes und nichts Ganzes ist..." - "Was erwartest du von mir?" Sie ließ meine Hand los und die Kellnerin servierte unser Essen, nicht ohne mir ein charmantes Lächeln zu zuwerfen, was auch Milena nicht verborgen blieb. Sie verdrehte die Augen und seufzte. "Du sollst dich entscheiden... willst du mich, mit meinen Macken und Phasen oder nicht? Ich will nicht mehr so in der Luft hängen und nicht wissen, woran ich nun bei dir bin." Sie blickte auf ihren Teller. "Können wir uns nach dem Konzert nochmal sehen?", fragte sie leise, "ich möchte das nicht hier zwischen Tür und Angel mit dir diskutieren..." - "Du kannst das nicht ewig vor dir herschieben, nur weil du dich nicht entscheiden willst, Milena... aber ja, von mir aus..."
Das Konzert lief weniger gut als die letzten, was vermutlich meinen ständig abschweifenden Gedanken geschuldet war. Ich wollte das mit Milena auf jeden Fall wieder hinbiegen, denn ohne sie war es anders, schlechter. Andererseits würde es immer wieder zu Reibereien kommen, denn schon in der Zeit vor dieser Pause hatten wir uns viel gestritten, sodass sie sich am Ende dazu entschlossen hatte, die Nächte alleine zuhause zu verbringen statt bei mir. Zusammenziehen kam für sie sowieso nicht in Frage, sie wolle sich ein wenig Unabhängigkeit bewahren. Mittlerweile erschien mir das auch mehr wie eine Ausrede. Nachdem ich duschen gewesen war, verließ ich mit Timur und Daniel die Halle, machte noch ein paar Fotos mit wartenden Fans und wollte gerade ins Taxi steigen, als ich Milena sah. "Jungs, fahrt ohne mich. Ich melde mich morgen bei euch!" Ich schlug die Autotür zu und ging zu ihr rüber. "Hey, ich wusste nicht, dass du mich abholen kommst..." - "Ich war gerade in der Nähe und dann dachte ich, kann ich auch direkt hier her kommen. Also, wollen wir?"