Last Minute

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„Drei Butterbier bitte", sagte Harry und Madame Rosmerta nickte lächelnd. Ron griff nach meiner Hand und drückte sie sanft. Mein Magen kribbelte und ich schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. Seit zwei Wochen waren wir nun offiziell zusammen. Doch es war ein seltsames Gefühl. Trotzdem genoss ich die Zeit mit meinen Freunden sehr. Das Schuljahr würde bald vorbei sein, wir hatten alle Prüfungen bereits geschrieben und heute – an einem wunderschönen Junitag- nutzten wir unseren freien Nachmittag. Das mit mir und Ron hatte nicht viel an unserer Freundschaft verändert. Das einzig seltsame waren die Blicke der anderen. Es hatte sich schnell in Hogwarts rumgesprochen, dass wir miteinander gingen. Lavender Brown sah mich jedes Mal so an, als würde sie sich auf mich stürzen wollen um mir jedes Haar einzeln auszurupfen. Sie würde damit klarkommen müssen. 

Als Rosmerta gerade unser Butterbier vor uns abgestellt hatte, schwang die Tür auf und eine Gruppe lachender Slytherins betrat den Drei Besen. Harrys Blick verfinsterte sich, als er Malfoy entdeckte und ich verdrehte genervt die Augen. Pansy hatte ihren Arm um seine Hüfte gelegt und krallte ihre Finger in seine Seite. Ich fragte mich ob die beiden was miteinander hatten. Pansy sah schon immer so aus, als würde sie ihm am Liebsten an Ort und Stelle die Kleider vom Leib reißen. Ich verzog angewidert das Gesicht und griff nach meinem Glas. Meine Freunde folgten meinem Beispiel. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie sich die Gruppe Slytherins an einen Tisch setzte und ebenfalls etwas bestellte. „Meint ihr, sie machen Ärger?", fragte Ron angespannt. Harry nahm einen großen Schluck Butterbier. „Ich hoffe nicht. Ich habe heute echt keine Lust auf Konflikte mit Slytherins." Ich nickte zustimmend und erneut wanderte mein Blick zu ihnen. Dann hätte ich mich beinahe verschluckt. Pansy saß auf Malfoys Schoß, hatte ihm die Arme um den Hals gelegt und schmiegte sich an ihn. „Oh bitte!", knurrte Ron, der es auch gesehen hatte, „Noch offensichtlicher geht es auch nicht mehr." Harry runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass da was läuft." „Ich denke schon.", beharrte Ron und führte sein Glas zu den Lippen. Ich war froh, als wir das Thema wechselten und über unsere Ferienpläne sprachen. Harry war nicht besonders erfreut darüber, wieder zu den Dursleys zu müssen, aber Ron versicherte ihm, dass er so lange wie er wollte, bei ihm Ferien machen konnte. „Wir sollten uns unbedingt alle treffen.", beschloss ich lächelnd und war froh, als die beiden zustimmend nickten. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile angeregt über die bevorstehenden Wochen.
Dann warf Harry einen Blick auf seine Armbanduhr. „Verdammt. Ich muss zum Quidditch. Wood will unbedingt noch was mit uns bereden." Ron grinste breit. „Ich glaube, dann geh ich mit. Wird sicher spannend." Die beiden standen auf. „Was ist mit dir, Mione?", fragte Ron mit einem schiefen Grinsen auf dem Gesicht. Stundenlang auf der Tribüne sitzen und Jungs in verschwitzten Quidditchtrikots zusehen, wie sie halb verrückt durch die Gegend fliegen? Nein danke! „Ach nein. Geht ihr ruhig allein.", lächelte ich erzwungen und hoffte innerlich, dass Ron es sich doch noch anders überlegen würde und stattdessen Zeit mit mir – seiner Freundin- verbringen würde, doch er gab mir nur einen feuchten Kuss auf die Wange und war dann mit Harry verschwunden. Seufzend leerte ich mein Glas und stand ebenfalls auf. Dann erstarrte ich kurz. Malfoy sah mich direkt an. Er hatte die Wange an Pansys Hals gedrückt, die ihm irgendetwas zuflüsterte, doch seine Aufmerksamkeit galt mir. Fast schon neugierig starrte er mich an und ich starrte einfach zurück. Als er das bemerkte, verzog er das Gesicht, drückte Pansy einen Kuss auf den Hals und wandte sich wieder seinen Freunden zu. Irritiert runzelte ich die Stirn. Ich hätte schwören können, dass ein rosafarbener Schimmer auf seinen Wangen erschienen war.

Als ich mich auf den Weg zum Honigtopf machte, war dieses seltsame Ereignis bereits vergessen. Interessiert sah ich mir die verschiedenen Süßwaren an. Ich wollte irgendwas für meine Eltern mitbringen. Da sie Zahnärzte waren hielten sie nicht viel von Süßkram, aber mit Zahnweißpfefferminzlakritze konnte man nichts falsch machen. Als ich wenig später aus dem Laden trat, war es ziemlich frisch geworden und dämmerte bereits. Also beschloss ich mich auf den Weg zurück zum Schloss zu machen. Ich genoss die frische Sommerluft und die Wärme der letzten Sonnenstrahlen auf meinen Wangen. Als ich gerade einen der Läden umrundete, traten mir plötzlich mehrere Personen in den Weg. Ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig auszuweichen und prallte an der breiten Schulter von jemandem ab. Ich stieß ein leises Uff aus. „Kannst du nicht aufpassen?!", zischte eine arrogante Stimme und ich sah auf. Ich zog scharf die Luft ein. Ich war direkt gegen Malfoy gelaufen. Pansy hatte sich an ihn geklammert, so dass er kaum laufen konnte. Aber das schien ihn nicht zu stören. Ich hoffte inständig, dass er einfach weitergehen würde, doch natürlich bewegte er sich nicht einen Zentimeter. Als er mich erkannte, erschien ein höhnisches Grinsen auf seinem Gesicht. „Was ist Granger? Kannst du dich nicht mal entschuldigen wenn du andere anrempelst?" Mein Brustkorb schnürte sich so fest zusammen, dass es mir die Sprache verschlug. Malfoy machte einen Schritt auf mich zu, dabei ließ er Pansy los. „Ich hab dich was gefragt!", blaffte er erneut, offensichtlich in Erwartung einer Entschuldigung. Endlich fand ich meine Sprache wieder. „Tut mir leid... es war nicht mit Absicht!" Malfoy schien sich für einen Moment zufrieden zu geben, dann grinste er erneut. „Wo sind denn deine Freunde?" Ich ignorierte den Drang in mir, ihn anzufauchen, was ihn das anging. Also sagte ich mit einem Schulterzucken. „Quidditch." Ein süffisantes Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Du sahst ziemlich verloren im Drei Besen aus." „Ich weiß nicht was du meinst.", entgegnete ich inzwischen genervt. Er lachte kurz hochmütig. „Es geht ja das Gerücht rum, dass du mit Weasley gehst." In diesem Moment wäre ich am liebsten gestorben. Natürlich wusste auch er davon. Alle wussten es. „Und?! Hast du ein Problem damit?", zischte ich wütend und meine Wangen glühten vor Zorn und Scham. „Ganz und gar nicht-", er hob unschuldig die Hände, „Muss ihn doch freuen, dass du ihn endlich an dich ranlässt!" Die Slytherins lachten auf und ich konnte sehen wie Pansys Augen voller Spott und Genugtuung glitzerten. „Was ist dein Problem?!", so langsam verlor ich die Geduld und wollte an ihm vorbei treten, doch er versperrte mir den Weg. „Nein mal im Ernst...", grinste er hämisch, „Ist er der einzige Junge, der dir seine Zunge in den Hals stecken darf?!" Die Menge lachte erneut und ich spürte wie sich die Wut in meinem gesamten Körper ausbreitete. Ich hätte ihm nur zu gerne eine gescheuert, aber ich war mir sicher, dass das nicht gut ausgehen würde. Sie waren zu fünft und ich ganz alleine. Außerdem wollte ich es ihm nicht gönnen, mich ausrasten zu sehen. Also machte ich einen Schritt auf ihn zu. Ich war ihm so nah, dass ich den winzigen Schimmer blau in seinen Augen sehen konnte, der sich mit dem restlichen grau vermischte. Und ich konnte einen Geruch von Minze wahrnehmen. „Hör zu Malfoy. Ich weiß es zu schätzen, dass du dich für uns freust. Vielleicht wirst du irgendwann auch mal jemanden kennen lernen, der dich wirklich mag. Und für den nicht nur die äußeren Werte oder der Blutstatus zählen." Damit wanderte mein Blick zu Pansy. „Aber vermutlich nicht.", ich schenkte ihm ein spöttisches Lächeln. Die Menge atmete überrascht auf. Blaise hielt sich kichernd die Hand vor den Mund, in dem Versuch nicht loszulachen. Malfoys Lächeln allerdings war erfroren und jegliche Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden, er starrte mich an. Entsetzt und ungläubig zu gleich. „War nett mit dir zu plaudern. Aber jetzt muss ich weiter!", damit drängte ich mich an ihm vorbei. Die Menge teilte sich. Zabini nickte mir anerkennend zu und trat beiseite. Malfoy jedoch stand regungslos da. Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, starrte er mir hinterher.

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