Das Ende

11 0 0
                                    

Dominique,

ich habe nun schon fast 2 Jahre auf das Ende gewartet. Alleine. Dieser Wunsch erfüllte sich heute. Nicht durch den Tod. Nein. Nicht wie ich es mir erhofft hatte.

Heute hat man mich befreit. Aus diesem Gefängnis. Aus dem Labor. Plötzlich stürmten Einsatzkräfte durch die kalten Flure. Ich hörte ihre Schritte hallen. Sie haben die meisten der Laboranten, Doktoren und Freier festgenommen. Aber nicht alle. Nein. Natürlich nicht. Einige waren zu feige ihre Schuld anzuerkennen und Verantwortung zu tragen.

Sie haben sich erschossen. Manche wollten sich wehren und wurden von den Soldaten getötet. Sie werden das wohl als Notwehr angeben. Eigentlich sollten mir diese Unmenschen egal sein. Du hast sie immer Monster genannt. Bin ich auch ein Monster? Sie haben mich auch schlimme Dinge tun lassen. Sie haben mich oft so genannt in letzter Zeit.

Monster, Monster, Monster... ,

sagt Köter in meinem Kopf zu mir. Sie haben Recht, sagt er. Die Existenz protestiert. Er klingt viel ruhiger. Aber kalt. Wir sind nun mehr als nur ein Mensch. Und der Köter hat Angst. Er wimmert. Nein. Jault.

Ich bin zwischen Angst und Neugier hin und her gerissen. Werden sie versuchen mich auch zu töten? Nicht das sie es schaffen würden. Ich bin gepanzert. Ihre Waffen durchdringen meinen Panzerstahl nicht.

Ich bin kein Mensch mehr. Bin ich noch ein Mensch? Menschen würden so sterben... oder?
Nicht ich, nein.

Die Tür schiebt sich auf. Einige Soldaten zielen auf mich. 
Es ist.... nur ein Junge. Wir haben einen Überlebenden! Er schreit es nach hinten.
Ein großer Mann tritt hinter ihm hervor. Er hat eine andere Aura um sich herum, das spüre ich sofort. Er ist zwar auch gefährlich. Doch in dem Moment in dem er mich erblickt lächelt er. 

Dieser Mann kommt mit langsamen Schritten auf mich zu. Er trägt keine Uniform. Er trägt eine lange Robe. Ich denke das wird als Herbstmantel bezeichnet. Ich habe darüber gelesen. Als er einen Meter vor mir steht kniet er sich zu mir. Er lächelt. Aber diese Fassade kann mich nicht täuschen. Ich weiß, dass er unsicher ist.

Einen Moment überlegen wir noch weiter in eine der vier Ecke unserer Zelle zu kriechen. Doch unsere nackten Füße rasten auf dem kalten Betonboden. Wir mustern den Mann. Untersuchen erst alle organischen Daten. Er lebt wohl recht gesund. Sein Erbgut ist nicht defekt. Und doch nicht makellos. In seiner Familie gab es Fälle von Brustkrebs. 

Nachdem ich ihn gemustert habe sehe ich ihm in die Augen. Er streckt mir seine Hand entgegen. Was soll ich damit? Sieht er denn nicht das ich viel zu schwer bin? Er kann mich nicht nach oben ziehen. Ich strecke vorsichtig meine Hand aus un lege sie sanft in seine. Ich hatte schon lange keinen körperlichen Kontakt mehr. Als wir uns berühren intensivere ich meinen Scan. Ich sehe mehr von ihm. Weiß schon, anhand seines Mageninhaltes, dass er vorhin etwas Kohlenhydrat reiches verzehrt hat. Aber ich kenne es nicht. Ich kenne nur die Tabletten, die sie mir täglich gaben.

Der Mann reißt mich mit einem Reiz aus meinen Gedanken. Seiner Stimme. Sie ist tief. Köter mag sie. Mein Name ist Florian Zodiac. Nenn' mich Flo. Er legt seine Finger um meine Hand, scheint sie augenscheinlich zu umschließen um daraufhin leichten Druck auszuüben . Ich spüre zu wenig um den Druck zu empfinden. Wie heißt du denn Junge? Der Mann namens Florian zieht skeptisch eine Augenbraue nach oben.

Ich blicke ihn an. Einen Moment, weiß ich nicht warum ich ihm überhaupt antworten sollte. Die Existenz sieht darin keinen Sinn. Warum sollten wir eine Konversation mit ihm beginnen? Was ziehen wir daraus? Doch Köter möchte. Also öffnet er den Mund und bildet Laute, die zu Wörtern werden.

Man hat mir keinen Namen gegeben. Aber Dominique hat mich BeN genannt.
Ich stockte.
Mein Name ist BeN.

Rotten CyberbrainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt