Don't Know How

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She turns over and looks at him
She tries to feel; she can't feel anything
So when it's all not what you thought
And the friendship is not enough
Is it right or is it wrong?
I can't go on, you can't go on
If you say yes or even no
You don't know how and where to go
('Is it right' - Elaiza)

Als ich die Wohnungstür zufallen hörte, atmete ich tief aus, es war als hätte ich die Luft angehalten seitdem Mario den Vorschlag gemacht hatte, die Schulden meines Vaters zu begleichen.

Gedankenverloren ging ich an mein Fenster, sah auf die leere, dunkle Straße, die nur von dem Mondlicht beleuchtet wurde. So entdeckte ich auch Mario, der wie erstarrt an seinem Auto stand. Sofort machte sich mein schlechtes Gewissen bemerkbar. Er hatte das doch nur vorgeschlagen, weil er sich um mich sorgte. Wahrscheinlich war es falsch gewesen, so gereizt reagiert zu haben, die Sicherungen waren mit mir durchgebrannt. Weil ihm doch klar gewesen sein musste, dass ich so etwas nicht annehmen würde, oder?

Noch mehr aber war ich auf mich wütend gewesen, weil ich, für einen winzigen Augenblick, ernsthaft es in Erwägung gezogen hatte. Es wäre so einfach gewesen.

Mario sah hinauf in meine Richtung, so als wüsste er, dass ich hier stand und ihn beobachtete. Ich bereute es ihn so abrupt weggeschickt zu haben, wo er doch so lieb zu mir gewesen war. Außerdem, nach dieser schrecklichen Nacht hätte ich mich gerne weiter an ihn gekuschelt, ihn nicht mehr losgelassen, weil es keinen vertrauteren und friedlicheren Platz für mich gab als Marios Arme.

Noch friedlicher jetzt, da er mein Geheimnis kannte, da er wusste, wie tragisch und zerbrochen es in meinem Inneren aussah und er trotzdem bei mir bleiben wollte.

Ein kleines Lächeln schlich sich bei dem Gedanken auf meine Lippen. Ein bittersüßes Lächeln.

~

Die nächsten drei Tagen verliefen seltsam. Mein Vater war anders. Ich konnte nicht aufhören mich zufragen, was denn geschehen war, dass er sich so anders verhielt als sonst.

Morgens setzte er sich zu mir in die Küche und wir frühstückten gemeinsam. Er redete zwar nach wie vor nicht mit mir, aber anders als sonst war da nicht diese Anspannung zwischen uns. Nicht diese feindseligen Blicke, mit denen er mich sonst bedachte, wenn er mich denn überhaupt ansah. Einmal meinte ich sogar, ihn kurz lächeln gesehen zu haben, als ich ihm Kaffee einschenkte. Aber wahrscheinlich war es nur Einbildung gewesen.

Dennoch, er war einfach friedlicher gestimmt und ich ertappte mich dabei, wie eine leise Hoffnung in mir anstieg. Was wenn es jetzt aus einem mir unklaren Grund, doch endlich besser wurde? Was, wenn er beschlossen hatte, dass er mich nicht länger hassen wollte?

Auch wenn ich mich nicht traute mich allzu sehr zu freuen, konnte ich nicht anders als mich erleichtert zu fühlen. Die letzten Wochen waren hart gewesen, ich hatte mich so allein wie noch nie gefühlt, doch jetzt schien alles auf einem guten Weg zu sein.
Dads Laune hatte sich offensichtlich gebessert und ich erinnerte mich ständig, dass ich nicht allein war. Ich hatte meinen besten Freund. Ich hatte Mario.

Um mich wegen meiner nicht so nette Verabschiedung zu entschuldigen und einfach, weil ich ihn wiedersehen wollte, verabredete ich mich mit ihm im Englischen Garten.

Mario war bereits dort, als ich nach der Arbeit zu unserem Treffpunkt kam. Er stand an einem Baum gelehnt, mit seinem Handy in der Hand, eine blaue Wollmütze auf dem Kopf. Richtig süß sah er aus.
Ehe ich bei ihm war, bemerkte er mein Kommen und sah mich an. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Ein breites Lächeln, so strahlend, dass es bei jedem anderen absurd ausgesehen hätte, wenn es nicht Mario gewesen wäre. Unwillkürlich erwiderte ich sein Lächeln ebenso breit, ebenso froh ihn wiederzusehen.

Maybe tomorrow (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt