Christin
Es ist etwa zwei Uhr morgens, als Paolo und ich beschließen, unsere eigene Hochzeit zu verlassen. Ich bin todmüde und möchte ins Bett. Das Kind in mir drin beschwert sich mit Tritten dafür, dass ich nicht zur Ruhe komme.
Tori und Florian sind schon eher gegangen. Ich kann es ihnen auch nicht verübeln, weil sie noch über einiges nachdenken muss.
Jule und Robert haben besonders verliebt miteinander getanzt und ich glaube, sie erinnerten sich dabei an ihre eigene Hochzeit. Wer weiß, vielleicht gibt es bei den beiden bald Nachwuchs?Katha tat das, was sie meistens macht: trinken.
Ich bin mir sicher, dass sie von jeder Alkoholsorte, die wir anbieten konnten, gekostet hat. Und das mehr, als ihr gut tat.Irgendwann hing sie dann über dem Tisch und sprach wirres Zeug, am meisten kam das Wort Jake vor. Gleicht gefolgt von Liebe. Ich versuchte, mit ihr ein vernünftiges Gespräch zuführen, aber das ging nicht mehr. Also bat ich einen von Paolos Cousins, sich ihrer anzunehmen und nach Hause zu fahren. Katha hat sich natürlich dagegen gewehrt, konnte aber nichts ausrichten.
Tante Lucia war trotz ihres Alters noch sehr fit, als wir gingen. Sie zwinkerte mir im Vorbeigehen schelmisch zu und ich hoffe, sie war nicht zu betrunken.Als Paolo und ich dann endlich zu Hause waren, half er mir aus dem Kleid und ich fiel gleich nach hinten ins Bett, wo ich sofort einschlief. Unser treuer Begleiter La Bello legte sich zwischen uns und wärmte mich.
Ich bin erst Mittag aufgewacht und stellte fest, dass es an dem köstlichen Duft des Essens liegen musste. Er hat mich geweckt. Paolo stellt das Tablett auf die Decken und gibt mir einen zärtlichen Kuss.„Guten Morgen, Schatz", sagt er. „Schön, dass du erwacht bist."
„Ich habe so gut geschlafen", gebe ich zu. „Und jetzt habe ich Hunger."Weil es schon Mittag ist, hat meine Mutter eine leichte Suppe gekocht. Schnell ist sie aufgegessen und Paolo holt mir Nachschub. Ich esse für zwei, da sind so große Mengen ganz normal!
„Ich muss dich jetzt allein lassen, da ich noch aufräumen muss", teilt Paolo mir mit.
„Ich möchte auch helfen", sage ich und will aus dem Bett steigen.
„Christin, du brauchst nicht mitkommen. Es ist nicht gut, wenn du dich in deinem Zustand übernimmst", meint er und drückt mich zurück ins Bett.
„Dann sag wenigstens allen, die helfen, ein großes Dankeschön von mir", bitte ich ihn.
„Aber natürlich", verspricht Paolo und gibt mir einen Kuss zum Abschied. Ich bleibe mit der Suppe allein zurück.
„Papa kommt bald wieder", tröste ich mehr mich selbst, als unser ungeborenes Kind. Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange bis zur Geburt dauert. Ich bin schon neugierig, was es wird, aber Paolo zu liebe werde ich weiterhin auf einen Ultraschalltermin verzichten.
„Mein kleines Ü-Ei", sage ich liebevoll und tätschele den Bauch. Zum Dank dafür bekomme ich einen Tritt.Irgendwann ziehe ich mich an und gehe nach unten.
Meine Eltern sind noch in Katerstimmung und schauen fern.
„Na, wie fühlst du dich als verheiratete Frau?", will meine Mutter wissen.
„Auch nicht viel anders als sonst", antworte ich.
„Es ist ein Geschenk für dich abgegeben worden. Es liegt im Wohnzimmer", teilt mein Vater mir mit.Neugierig gehe ich es mir ansehen.
Zuerst denke ich, es handelt sich um einen Scherz meines Vaters, weil ich kein Geschenk entdecke. Doch dann sehe ich einen kleinen Umschlag. Behutsam öffne ich ihn. Es fehlt der Absender, aber als ich den Inhalt sehe, kann ich es mir denken.
„Ach, Henry", seufzte ich lächelnd. In dem Umschlag befinden sich zweitausend Euro und ein kurzer Brief:
Liebes Brautpaar,ich wusste nicht, was ich euch schenken sollte. Also habe ich einfach einige Pfund genommen und sie umtauschen lassen. Kauft eurem Baby etwas Schönes und euch selbst natürlich auch!H.
Ich stecke das Geld zurück in den Umschlag, um es Paolo später zu zeigen. Henry ist einfach unglaublich. Für ihn scheint dieser Betrag eine Kleinigkeit zu sein, aber für Paolo und mich stellt es eine Hilfe dar.
„Wer hat euch diesen Umschlag gegeben?", frage ich meine Eltern. Henry wird sich bestimmt nicht persönlich gezeigt haben.
„Der Freund von Katha, glaube ich. Jedenfalls sprach er kein Deutsch", antwortet mein Vater.„Wo lernt ihr bloß diese Männer kennen?"Ich grinse.
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Story of my Life - Verlassen
RandomJetzt ist es offiziell: Tori ist ein Mitglied des englischen Königshauses. Damit beginnen auch die Probleme. Tori ist verschwunden und weiß am Anfang selbst nichts davon. Aber alle anderen machen sich große Sorgen, vor allem Henry. Wo ist Tori? Was...