Es tut mit leid, John

150 9 5
                                    

Tach!
Nach einigen Versuchen [und zwei Stunden ungewolltem Schlaf zwischendurch] entstand dieser kleine OS ^^
Es geht um ein Thema, das mich persönlich stark beschäftigt und gleichzeitig auch sehr interessiert...
Ich hoffe, mein Werk gefällt euch ;D
Tschauey!
Nate



Es tut mir leid, John


„John?"
„Ja?"
Zwei Worte, die die Stille durchbrachen. Seit ungefähr drei Stunden hatte keiner der beiden Männer mehr ein Wort gesagt. Sherlock hatte hochkonzentriert vor seinem Laptop gesessen und nach neuen Fällen gesucht. John hatte die Sonntagszeitung studiert, sah seinen Freund nun aber aufmerksam an.
„Sag mal...wie steht es um dein Selbstbewusstsein?"
John blinzelte langsam. „Naja, wenn du nicht gerade vor allen mit deiner Intelligenz prahlen musst..."
„Das meine ich nicht. Und das weißt du auch ganz genau."
Kurz schwiegen beide. John verstand im ersten Moment gar nicht, was Sherlock damit gerade erreichen wollte. Bis es ihm dämmerte.
„Wer war es dieses Mal?", seufzte John leise und legte seine Zeitung beiseite und erhob sich, um zu Sherlock zu gehen. Der saß zusammengekauert auf seinem recht unbequem aussehenden Stuhl und starrte schuldbewusst auf den Bildschirm.
„Viele", antwortete Sherlock nur knapp und erhob sich, um John Platz nehmen zu lassen. John hätte sich gefreut, sich auf Sherlocks Schoß setzen zu können, doch Sherlock war in ihrer – recht jungen – Beziehung noch sehr schüchtern. Was natürlich auch verständlich war...
Irritiert las John sich den Artikel durch. Allein der nicht gerade seriöse Titel „ANSAGE AN ALLE ASEXUELLEN!!!" sagte alles über den Artikel aus. Normalerweise ignorierte Sherlock die Klatsch- und Tratschpresse einfach, doch was seine Beziehung mit John anging, war er immer sehr sensibel. Was zwar ganz süß war, doch John hatte Sorgen, dass Sherlock sich da in etwas reinsteigerte.
Recht schnell stand für John fest – sein Glaube an die Menschheit verschwand von Zeile zu Zeile dieses Artikels mehr. Allein Thesen wie „Asexuelle gefährden das Selbstbewusstsein", „Asexualtität ist nur eine Ausrede für Impotenz oder sexuelle Unsicherheit" oder „Asexuelle Menschen funktionieren nicht richtig" trieben John schon fast wieder zur Weißglut.
Und dann diese Umfrage...
„Wie kann jemand in diesem Jahrhundert einen solchen Artikel verfassen?", regte er sich auf, nachdem er den Artikel beendet hatte.
„Vielleicht haben sie ja recht", murmelte Sherlock und hatte einen fremden Ausdruck der Leere in seinem Blick.
„Was?! Nein!", schrie John sofort geschockt. „Komm gar nicht erst auf solche Gedanken!", fügte er dann noch hinzu. Sherlock schwieg jedoch nur und starrte glasig in die Ferne. Johns Mimik erstarrte nun komplett.
„Du... Du glaubst wirklich, du würdest mir in irgendeiner Weise durch die Tatsache schaden, dass wir nicht miteinander schlafen?", wisperte er ungläubig, seine Stimme war nun kaum mehr als ein Flüstern. Wenn überhaupt.
Für einen kurzen Moment legte sich ein Ausdruck des Schmerzes auf Sherlocks Gesicht, dann strafften sich seine Gesichtszüge. Insgeheim wusste John, was nun kam. Nur wahrhaben wollte er es nicht. Das einzige Problem dabei war – hatte Sherlock sich einmal von einer Sache überzeugt, dann beharrte er auch darauf.
„Ich denke, es wäre vielleicht besser, wenn wir...vergessen, dass wir..." Sherlock brach ab und sah John hilfesuchend an.
„Nein...Sherlock..." Flehend sah John seinen Partner an. „Du bist stärker als das..."
Geknickt sah Sherlock zu Boden. „Ich bin feige. Es tut mir leid, John."
Plötzlich würde John wütend. „Das kann doch nicht dein scheiß Ernst sein! Nach drei Monaten, drei wundervollen Monaten, willst du mich hängen lassen, obwohl du mich liebst, nur weil jemand im Internet geschrieben hat, dass du mein Selbstvertrauen schädigen könntest, weil du es nicht mit mir treiben willst? Das darf doch nicht dein Ernst sein! Wo ist der Sherlock hin, der jeden anscheißt, der gegen seine Meinung ist?!"
Unsicher sah Sherlock John an. „Ich will nur das Beste für dich."
"Du bist das Beste für mich", erwiderte John trocken.
Sherlock lachte verbittert auf, hob dann seinen Blick und sah John aus kalten, trostlosen Augen an. „Das bin ich nicht." Mit großen Schritten lief Sherlock an John vorbei zur Tür, blieb kurz im Türrahmen stehen und schien mit sich zu kämpfen. „Wir beide sollten das nochmal überdenken..."
„Wohin gehst du?" Johns Stimme klang fremd in seinen Ohren. Als wäre sein Körper ferngesteuert und er würde nur teilnahmelos zuschauen.
Er bekam Sherlocks Antwort kaum mit, als der das Zimmer verließ, um im Flur seinen Mantel anzuziehen. Auch, dass Sherlock nochmal hochkam, nahm er erst wahr, als er angesprochen wurde.
„John?"
„Ja?"
„Es tut mir leid..."


Beta: Fflerin


Es tut mir leid, JohnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt