Luks PoV:
Ich bin überrascht, wie differenziert Gabriel von Raffzahn erzählt. Ich wäre bestimmt immer wieder abgeschweift, um noch einige dramatische Stellen auszuschmücken und Raffzahn als einen noch brutaleren, niederträchtigeren und gemeineren Kerl darzustellen, als er schon ist.
Als Gabriel fertig ist, schweigt Kili erst einmal. Ich hoffe nur, dass er es wirklich für sich behält, sonst könnte dies höchst ungesund für Gabriel und mich enden. Aber ich sollte Kili ja eigentlich langsam kennen, was die Geheimhaltung angeht, denn als er den Mund öffnet, sagt er genau das, was ich hören will: "Dieser Raffzahn ist wirklich ein Mistkerl." Gabriel und ich nicken zustimmend. Eigentlich habe ich die ganze Zeit schon damit gerungen, Kili die Frage zu stellen, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brennt, aber dafür ist später bestimmt auch noch Zeit. Man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
Ausserdem ist Melanie, die allem Anstand zum Trotz in den allerungünstigen Momenten reinplatzt. "Ich soll euch holen kommen. Es gibt Essen.", sagt sie mit einem süssifanten Grinsen, das mir gar nicht geheuer ist und die Frage aufwirft: Wie viel hat sie von unserem Gespräch gehört?Das Mittagessen verläuft eigentlich recht ruhig. Bis auf eine Biene, die sich in die Cola eines Jungen verirrt hat, bleibt es friedlich. Kili, Gabriel und ich haben uns in den Schatten eines Baumes zurückgezogen. Denn obwohl Gabriel und ich Tagbisse sind, und bei Sonneneinstrahlung nicht zu Staub zerfallen, kann die direkte Mittagssonne dennoch für einen Sonnenbrand sorgen. Einmal war es bei mir so schlimm, dass ich für drei Tage in meinem Sarg liegen bleiben musste und mich kaum rühren konnte. Zum Glück isst Kili für vier, so dass Gabriel und ich von menschlichem Essen verschohnt bleiben und lediglich unauffällig an einer Blutwurst knabbern.
Als die heisse Mittagssonne allmählich beginnt, dem warmen Nachmittagslicht zu weichen, verkündet die Lehrerin, es sei nun Zeit, sich aur den Heimweg zu machen. Das ist mir nur Recht, denn trotz des Baumes, unter dessen Schatten wir uns den ganzen Tag verkrochen hatten, habe ich mir wieder einen leichten Sonnenbrand eingefangen. Komischerweise steckt Gabriel Sonne viel besser weg als ich, was mich manchmal echt etwas wurmt. Zum Glück verläuft der Rückweg ohne Komplikationen, sogar Melanie ist zu erschöpft um sich gross um uns zu kümmern. Deshalb erfasse ich die Gelegenheit, um nun endlich mit meiner Frage an Kili herauszurücken. "Darf ich dich mal was fragen?" Beginne ich vorsichtig. Man weiss schliesslich nie, wie Menschen darauf reagieren. "Sicher" Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie mich Gabriel mich fragend ansieht, doch ich tue so, als bemerke ich es nicht. "Bevor wir dir die ganze Geschichte über Raffzahn erzählt haben, hast du etwas gesagt, was mir etwas merkwürdig vorgekommen ist." Kili runzelt die Stirn. "Daran müsstest du mich jetzt aber erinnern." Doch die Art, wie er das sagt, macht mich stutzig. Genauso verhält sich Gabriel nämlich, wenn er etwas zurückhält. "Ich meine deine Bemerkung zum Thema körperliche Gewalt." Kili schüttelt den Kopf. "Na, dass du die Auswirkungen von Schlägen bereits kennst", sage ich ungeduldig. Ich sehe, wie Kili die Zähne zusammenbeisst. Das kann allerdings auch dem Umstand zu verdanken sein, dass wir gerade einen steilen Hügel erklimmen.
Gabriel's PoV:
Was Luk da anspricht macht auch mich stutzig. Vorallem der Fakt das Kili dem Thema versucht auszuweichen. Aber ich verstehe nicht auf was Luk hinaus will. "Wir haben dir unser Geheimnis anvertraut, also wäre es fair wenn du uns deins anvertraust, so zwischen Freunden" startet Luk einen neuen Versuch. Doch Kili schaut beschämt zur Seite. Da ist doch was im Busche. "Luk hat schon recht. Du bist im vergleich zu den anderen Menschen recht seltsam. Du läufst schwarz gekleidet rum, isst für vier Personen und weisst sehr genau über uns bescheid, obwohl in allen Büchern der Welt total was anderes steht." Pflichte ich Luk bei. Kili sieht so aus als ob er einen inneren Kampf führen würde. "E-es tut mir l-leid, aber i-ich k-kann es euch n-nicht erzählen" stotter Kili vor sich hin. Das glaub ich jetzt aber nicht. Dann lösen wir das ganze eben halt auf die harte Tour. Sorry Kili. Ich lasse mich einwenig nach hinten fallen und packe Kili und halte meine stumpfen Eckzähne an seinen Hals. "Rück schon mit der Sprache raus. Ich verstehe zwar immer noch nicht was Luk meint, aber das du seltsam bist haben sogar ich verstanden." Ein müdes Lachen von Kilis seite, mehr nicht. "Mit deine stumpfen Beissern kannst du mich eh nicht beissen, und ausserdem würde es mich nicht stören Tagbiss zu sein." Seufzend lasse ich von ihm ab, er hat ja recht. "Gabriel lass den Quatsch. Du wärst auch nicht glücklich wenn man dich ein zweites Mal beissen würde" irritiert schaue ich zu Luk. Jetzt reichts mir aber langsam. Wieso muss der immer alles vor mir verstehen oder wissen? Auch Kili sieht nicht glücklich aus.. Um genau zu sein sieht er recht bedrohlich aus. "Woher?" Ist das einzige Wort das er zu Luk sagt. Dieser grinnst nur. "Dann sind diese zwei Punkte auf deinem Hals tatsächlich Bissspuren. Respekt das du deine Identität solange geheimhalten konntest. Was mich aber wunder nimmt ist, wieso du nichts gesagt hast" "Jetzt reichts mir aber!" Melde ich mich auch noch zu Wort. "Von was sprecht ihr hier? Bissspuren und körperliche Gewalt! Das klingt verdammt nach Raffzahn oder sonst eine Anstalt für Leute wie Luk und mich.... Moment mal bist du etwa auch?" Ich glaube ich verstehe langsam was Luk damit sagen will. "Heute nacht im Kellergewölbe erkläre ich es euch. Nicht jetzt und vorallem nicht hier!" Faucht Kili uns an. Boah hat der auf einmal eine gute Laune. Der Rest der Wanderung herrscht Stille zwischen uns drein. Ab und an wirft Luk Kili einen wütenden Blick zu, welche Kili mit einem eisernen Blick entgegnet. Die zweu werden sich schin wieder beruhigen, hoffe ich zumindest. Und wenn nicht, dann gibt es immer noch mich, der die zwei schon irgendwie versöhnen wird. Obwohl wie weiss ich auch noch nicht so richtig... Vielleicht kann ich sie ja mit Blutwurst bestechen.... Bei Luk klappt das sicher.
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Vampirinternat
FantasiTranssilvanien. Ein Internat. Ein Haufen verrückter Jungvampire und ein strenger Internatsleiter. Das Leben für Luk und Gabriel ist nicht einfach. Verachtet von ihren Familien, weil sie das Tageslicht berühren können, wurden sie aufs Vamperinternat...