Instabiles Vertrauen

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(Jenna POV)

„Wow dein Zimmer sieht echt cool aus. Oh da steht ja deine Gitarre", begeistert hüpfte Kathrin vom Bett, auf dem sie gerade eben erst Platz genommen hatte. Mit einem breitem Grinsen auf den Lippen drehte sich die junge Frau mit den schwarzen Haaren zu mir um, den Zeigefinger noch immer auf das Instrument gerichtet.
„Ja natürlich", lachte ich und erhob mich ebenfalls um das besondere Instrument zu holen. Meine Lippen zierte noch immer ein schwaches Lächeln, als ich mich zurück auf die weiche Matratze setzte. Die Gitarre platzierte ich auf meinem Knie und legte die Finger auf die Saiten.
Probeweise zupfte ich ein wenig, testete wie weit sie sich verstimmt hat und korrigierte die kleinen Ungestimmtheiten.

„So jetzt sollte es stimmen", grinsend begann ich zu spielen. Sanfte Töne erfüllten mein Zimmer und schnell wurde meiner Freundin bewusst was ich ihr da gerade vorspielte. Begeistert grinste sie von einem Ohr zum Anderen. Als ich einen kurzen Blick in ihr Gesicht warf, konnte ich ihre Begeisterung förmlich sehen. Ihre Augen blitzten wie braune Diamanten.

„Die Auenland Melodie. Ein wunderschönes Stück. Du kannst das echt mega gut spielen Jenna. Wer hat dir das beigebracht?", schwärmte Kathrin. Sie hatte neben mir Platz genommen und zog nun die Beine hoch, um sie zu einem Schneidersitz zu verschränken.

„Mein Dad hat es mir beigebracht. Er wollte, dass ich ein Instrument lerne, eines mindestens und da ich auch gerne schon immer gesungen habe, hat diese Kombination am besten gepasst", erklärte ich und strich verträumt über die Signatur von Ed Sheeran.

„Da kann ich dir voll und ganz zustimmen. Ich habe leider nie ein Instrument gelernt, meine Eltern haben mich nicht dazu gedrängt", kurz legte sie eine Pause ein, die mir augenblicklich auffiel. Ich wusste nicht warum, aber das Thema Eltern war bei uns eine komplizierte Angelegenheit. Meine lebten geschieden, von ihren hörte ich kaum etwas und gesehen hatte ich sie auch noch nie. Es war aber auch nicht mein Verlangen. Doch irgendwie schwung nun etwas Betrübtes, beinahe Trauriges in ihrer sanften Stimme mit.

„Und von selbst bin ich auch nie dazu gekommen. Jetzt...ach egal...reden wir wieder über etwas anderes, über Tolkien zum Beispiel", ein tapferes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, verbarg die Trauer, die sich in ihren schokoladigen Augen widerspiegelte. Ich war dazu gewillt nachzuhaken, doch ihr sachtes Kopfschütteln, als ich Luft holte und gerade zum Sprechen ansetzen wollte, signalisierte mir, dass ich nicht fragen sollte.

„Bitte jetzt nicht Jenna. Es ist nicht so, dass ich es dir nicht erzählen möchte, aber nicht jetzt, nicht hier. Ich bin dazu noch nicht bereit", erklärte sie zögernd. Kathrin senkte den Blick auf ihre Hände und hob erst wieder den Blick an, als sie die Präsenz meiner Hand auf ihrer Schulter spürte.
„Ist schon in Ordnung, Kathrin. Ich bin dir deshalb nicht böse", ein aufmunterndes Lächeln stahl sich auf meine fülligen Lippen.

„Was ist denn deine Lieblingsgeschichte aus dem Silmarillion oder auch anderen Werken von Tolkien?", fragte ich deshalb leise, um meine neu gewonnenen Freundin ein wenig abzulenken. Und als ich das Lächeln auf ihren Lippen sah, wusste ich dass es geklappt hatte.
„Mir gefallen die noch nicht so alten Geschichten des dritten Zeitalters. Aber ich kann jetzt nicht sagen, dass mir die vorherigen gar nicht gefallen. Luthien und Beren ist einfach wunderschön. Diese Liebe zwischen Mensch und Elbin faszinierte mich schon als ich jünger gewesen bin. Und wie sieht es da mit dir aus?", fragte sie, ihre Augen glitzerten endlich wieder wie kleine braune Sterne.
„Bei Luthien und Beren kann ich dir nur zustimmen", lachte ich und platzierte mein Instrument vorsichtig auf dem Bett neben mir.
„Aber ich mag auch noch ein paar andere Geschichten, bevorzugt die Zeit zu der Beren lebte, sprich der Untergang Gondolins, aber auch die Söhne Fëanors faszinieren mich irgendwie. Das Schicksal jedes einzelnen mit oder ohne ihre Cousins. Die kennst du bestimmt auch. Die Geschichte wie Maedhros und Maglor sich um Elrond und Elros kümmern. Das ist so süß", schwärmte ich und durch ihr Lächeln wusste ich, dass sie mir zustimmte.

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