Ich musste mich wirklich erst einmal hinsetzen und den ersten Schock verarbeiten. Meine Mutter und mein... Vater. Den ich fast 15 Jahre wirklich gar nicht gesehen hatte. Mit dem ich absolut nichts anfangen konnte und abgeschlossen hatte. Vor dem ich mich letzte Woche noch betrunken hatte. Oh mann. Aber WIE? WANN? WARUM?
Die Fragen machten mich ganz wahnsinnig!! Und noch schlimmer war es, dass ich mit niemandem darüber sprechen konnte! Noel hatte mich schon die ganze Woche ertragen und David wollte ich nicht schon wieder nerven. Die Mädels hatten auch keine Zeit. Und Liam brauchte nach seinen eigenen Angaben noch Zeit. Und wenn, wollte er auch glaube ich nichts über das mögliche Liebesleben meiner Eltern hören. BAH! Wer wollte das auch? Obwohl ich schon neugierig war.
Sehr neugierig.
Und gleichzeitig verstört.
Wie sollte ich mich jetzt verhalten? Was tun?
Ich entschied mich für Ablenkung. Fuhr erst einmal zum Fitnessstudio, um mich dort auf andere Dinge zu fokussieren. Ging danach zuhause duschen und legte mich anschließend einfach ins Bett. Ich wollte mir nicht länger den Kopf zerbrechen. Morgen würde ich schon meine Antworten kriegen.
Und zwar schneller als gedacht. Als ich am nächsten Morgen aufwachte und mir eigentlich nur einen Kaffee aus der Küche holen wollte, machte ich sofort wieder auf dem Absatz kehrt.
Jeder Versuch, mir selbst einzureden, dass die Sache zwischen meiner Mutter und Markus rein platonisch gewesen war, wurde binnen einer Sekunde zunichte gemacht. In der Sekunde, in der ich ihn bei uns am Küchentisch sitzen sah. Und mich prompt umdrehte.
"Helena! Guten Morgen", rief er mir nach, aber ich ignorierte ihn. Nein, nein, nein. Das war einfach nur falsch! Auf so vielen Ebenen. Und jetzt erwartete er, dass ich mich einfach zu ihm setzte und Smalltalk machte? Nein danke. Ich zog mir schnell frische Kleidung über und schlich mich mit meinem Laptop im Rucksack aus dem Haus. Wenn er nicht ging, musste ich wohl verschwinden. Und da es noch zu früh war, um unangemeldet bei meinen Freunden aufzutauchen, ging ich in ein Cafe, das nur wenige Minuten entfernt war, in dem es Wlan und Frühstück gab.
Es war zwar ein komisches Gefühl, als einziger Gast alleine an einem Tisch zu sitzen, aber mit Emails und dem Lesen verschiedener Zeitungen konnte ich mich ganz gut davon ablenken. Und ich arbeitete sogar ein bisschen an meinem Motivationsschreiben für die nächste Bewerbung weiter.
So gesehen war es sogar ein sehr sinnvoller Ausflug gewesen. Vielleicht sollte ich das öfter machen... Ich meine, wer wusste schon, wie oft Markus jetzt bei uns abhängen würde.
Als ich gegen Mittag in die Wohnung zurückkehrte war er allerdings nicht da. Und ich schaffte es auch in mein Zimmer, ohne von meiner Mutter gesehen zu werden.
Allerdings hielt der Frieden hier nicht lange.
Sie klopfte überraschend energisch an und riss dann auch schon die Tür auf.
"Ja?" entgegnete ich.
"Helena, so etwas will ich nicht noch einmal erleben! Nicht von dir!", fuhr sie mich an.
"WAS? Denkst du, sobald Markus und du wieder vögeln, sind er und ich auf einmal beste Freunde? Ich konnte noch nie etwas mit ihm anfangen!"
"Du verausgabst dich ja auch richtig bei dem Versuch! Und schau mich nicht so entwertend an! Du hast keine Ahnung!"
"Ja, richtig! Weil niemand mit mir spricht! Eine kleine Vorwarnung von deiner Seite wäre ja auch echt zu viel verlangt gewesen!"
"Damit du dich wieder in deinem Zimmer versteckt? Werd' doch mal erwachsen, Helena."
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Zehntausend Gründe Dich Zu Hassen
Teen FictionHelena hasst Noel. Noel hasst Helena. So war das schon immer. Doch bisher konnten sie sich immer noch ganz gut aus dem Weg gehen. Blöd nur, dass ihre Eltern befreundet sind und dazu noch die Mutter von Helenas bester Freundin und Noels Vater heirat...