Kapitel 1

23K 579 66
                                    

Liam P.o.v.

"Bis morgen Andy!" rief ich noch bevor ich in meine Strasse abbog und zu unserem Haus lief. Ich öffnete die Tür und kickte meine Schuhe in die Ecke.

"Hi Mom!" rief ich und ging in die Küche, wo sie am Herd stande und kochte.

"Hey Liam, na wie war die Schule?" fragte sie und lächelte mich kurz an bevor sie sich wieder dem Kochen widmete.

"Wie immer eigentlich... Ach und Mom? Kann Andy am Wochenende vielleicht bei mir übernachten?" fragte ich und legte meinen Hundeblick auf. Der wirkte bei ihr immer.

"Oh ähm... Können wir das vielleicht später bereden? Ich muss dir noch was erzählen..." sagte sie. Sie wirkte nervös und würdigte mich keines Blickes.

"Alles okay? Ist was passiert?" sagte ich sofort.

"Nein, nein. Alles in Ordnung aber lass uns das spter in Ruhe besprechen." Sie stellte die Pfanne auf den Tisch und setzte sich gegenüber von mir hin.

"Worum geht es denn?" fragte ich nach.

"Okay, dann besprechen wir es jetzt... Liam, wir werden umziehen." Ich verschluckte mich und hustete ein paar mal.

"Umziehen? Warum? Wohin? Mir gefällt es hier!" sagte ich sofort als ih mich vom Schock erholt hatte.

"Wir ziehen zu Bobby."

"Was? Aber alle meine Freunde sind hier!" regte ich mich auf "Und mit dem bist du doch erst seit... wie lange seid ihr nochmal zusammen?"

"Seit einem Jahr. Und wir wollen den nächsten Schritt wagen und zusammenziehn. Du wirst schon neue Freunde finden und deine alten kannst du immer besuchen. Also mach deshalb keinen Aufstand."

Eine Weile lang sagte ich nichts. Ich ass einfach und sah still auf meinen Teller. Klar würde ich neue Freunde finden, aber wollte ich das? Schliesslich war ich auch hier nicht gerade der Beliebteste. Abgesehn von Andy hatte ich kaum Freunde. Okay, vielleicht ein paar Kollegen aber mit denen unternehme ich nie was. Andy war mein einziger wirklicher Freund und ich konnte ihm alles anvertrauen. Er war auch der einzige, der wusste, dass ich schwul war. Nicht mal meine Mutter wusste das. Ich wollte Andy nicht verlieren. Ich wollte nicht von Wolverhampton weg ziehn. Hier war ich aufgewachsen, bin hier zur Schule gegangen. Und jetzt soll ich einfach weg und einfach 'Auf Wiedersehn' sagen? Aber andererseits hat es auch was Gutes von hier weg zu gehn. Vielleicht finde ich ja viel mehr Freunde. Und, am aller wichtigsten, dort gibt es vielleicht keine Idioten, die mich immer fertig machen und mich verprügeln. Das kam an meiner jetztigen Schule schon oft vor. Die Meisten riefen mir Streber hinterher, da ich immer gute Noten hatte, lernen tat ich aber so gut wie nie.

"Denk einfach noch eine Nacht darüber nach. Du musst dich nicht sofort entscheiden" sagte meine Mutter leise und holte mich so aus meinen Gedanken.

"Okay, ich komme mit. Ich kann ja Loki bestimmt mitehmen, oder?"

"Nein... Bobbys Sohn hat eine Allergie. Loki müssen wir hier lassen."

"Vergiss es! Dann komm ich nicht mit!" rief ich und rannte ohne ein weiteres Wort in mein Zimmer. Ich knallte die Tür hinter mir zu und Loki, der gerade noch schlief, schreckte auf und sprang an mein Bein. Ich nahm ihn hoch und setzte mich mit ihm auf mein Bett. Was sollte ich ohne Loki machen? Er ist wie ein Kind für mich und ich liebe den kleinen Racker einfach. Einige Stunden sass ich mit Loki auf meinem schoss auf dem Bett und spielte mit ihm bis er schliesslich einschlief und ich einfach nurnoch nach dachte. Ich konnte Loki nicht einfach hier lassen. Woher sollte ich wissen, dass er wo anders in guten Händen ist?

"Liam? Kann ich rein kommen?" fragte meine Mutter durch die Tür hindurch.

"Ja.." sagte ich leise und sie kam in mein Zimmer. Sie setzte sich neben mich auf das Bett und legte ihre Hand auf mein Bein.

"Hör zu Liam. Ich weiss es ist schwer für dich, von hier weg zu gehn und Loki hier zu lassen. Ich weiss wie sehr er dir ans Herz gewachsen ist, aber denkst du nicht, ein neu Anfang wäre auch mal was interessantes? Du lernst neue Leute kennen, gehst auf ne neue Schule, lebst in einem anderen Dorf und ausserdem weisst du dann wie es ist einen Bruder zu haben."

"Will ih einen Bruder?" sagte ich und sie wusste genau, dass die Antwort darauf ein klares Nein war. Ich hatte kein Bock auf die Streitereien mit Brüdern und die ganze Nerverei.

"Du wirst Niall mögen. Er ist echt niedlich. Ein lieber Junge, so wie du. Bitte Liam. Tu es für mich. Versuch es zumindest mal" bittete sie. Ich seufzte einmal und sah dann zu Loki, welcher immernoch schlief.

"Na gut. Aber was ist mit Loki? Ich will das er in guten Händen ist."

"Bring ihn zu Andy. Du vertraust ihm schliesslich so sehr und ich bin mir sicher, das Loki sich bei ihm wohl fühlen würde." schlug sie vor. Keine schlechte Idee eigentlich. Schliesslich gab ich mich dann doch geschlagen. Und damit war es entschieden. Wir würden nach Irland ziehen. Weit weg von meinen Freunden, von meinem Heimatsort, von Loki... Am nächsten Morgen regelte meine Mom zusammen mit Andys Mom ob sie Loki aufnehemen und sie stimmten zu.

Samstag - Tag des Umzugs

"Liam kannst du noch die letzte Kiste aus dem Wohnzimmer bringen?" fragte meine Mom und ich ging zurück ins Haus. Es war leer. Ich lief den leeren Flur entlang, in dem noch vor einigen Stunden Bilder hingen und eine Kommode stand. Ich kam im Wohnzimmer an. Ein riesiger Raum. Ich sah mich um und sah vor meinen Augen, wo vorher alle Möbel standen. Der Fernseher, der kleine Tisch, der Sessel und das Sofa, auf dem ich früher immer mit meinem Vater Schach spielte. Ein kleines Lächeln schlich über meine Lippen als ich an die alten Zeiten mit meinem Vater dachte. Ich spürte wie eine Träne über meine Wange kullterte und wischte sie schnell mit dem Handrücken weg.

"Liam wo bleibst du de- hey, alles okay? Komm her" meine Mutter nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Ich sah immernoch an die Stelle, wo vorher das Sofa stand und liess die Tränen aus meinen Augen kullern.

"Komm Liam, wir müssen langsam los." sagte sie schliesslich und nahm die letzte Kiste.

"Lass mir noch einen Moment Zeit.. Ich komme gleich nach" sagte ich leise und ging die Treppe hoch. Ich ging zu meinem Zimmer und öffnete die Tür und sah in den leeren Raum hinein. Ich liess meinen Blick durch das Zimmer schweifen und sah vor meinen Augen wie es früher aussah. Als ich noch klein war. Als in der Ecke neben meinem Schreibtisch die Legosteine lagen, auf meinem Tisch irgendwelche Kritzeleien und auf meinem Bett der grosse Teddy den mir mein Vater zu meinem 5. Geburtstag geschenkt hatte. Wieder rollten mir die Tränen über die Wange. Noch ein letzter Blick und ich löschte das Licht und schloss die Tür wieder. Ich ging die Treppe hinunter und nach draussen.

"Hast du alles?" fragte meine Mutter und strich mir über den Rücken. Ich nickte und sah zu Andy, der mit seiner Mutter und Loki vor unserem Haus stand.

"Okay, wir sollten jetzt los. wird 'ne lange Fahrt." sagte meine Mutter und umarmte Andys Mum. Andy kam zu mir und schloss mich ebenfalls in eine Umarmung.

"Machs gut Bro. Du wirst mir fehlen" murmelte er mit brüchiger Stimme.

"Du mir auch Bro... Du mir auch. Pass gut auf Loki auf."

"Mach ich. Und komm uns mal besuchen"

"Versprochen" ein letzter Handschlag und wir setzten uns ins Auto und fuhren los.

Neues Leben, ich komme...

Stepbrothers - Niam Horayne FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt