Verlustangst

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Mein Morgenverlauf war wie immer: Zähneputzen, schminken (das ziemlich daneben lief), umziehen, hastig was frühstücken und noch schnell den Bus erreichen bevor er wegfährt.

Im Bus setzte ich mich neben Amy. Unsere Begrüßung fiel recht kalt aus und unser Gespräch war auch nicht sehr informativ. Die Fahrt dauerte von mir bis zu Schule keine 10 Minuten und als wir dort ankamen verabschiedete ich mich noch von Amy.

Ich ging zu meinen Spint und holte die Bücher für die nächsten Stunden raus. „Biologie, Mathe und Deutsch“, dachte ich nach und plötzlich plumpsten mir die gesuchten Bücher auf den Boden. Ich starrte vor mich hin und versuchte krampfhaft eine Erklärung für das Ereignis zu finden.

Die Bücher lagen noch immer am Boden, als Jason mich begrüßte.

„Morgen“, sagte er und fragte gleich: „Was guckst du denn so erschreckt?“

„Ach komm schon du weißt doch selber am besten was hier los ist“, motze ich. „Wegen DEINEN Späßen im Wald, passieren MIR jetzt irgendwelche schaurigen Dinge.“

Er musterte mich kurz und bemerkte wohl das ich es ernst meinte, dennoch fing er einfach an zu lachen.

Ich hätte ihn dafür den Kopf abreißen können, aber ich erwiderte nur genervt: „Kannst du mich nicht einmal ernst nehmen? Du findest ja alles immer so lustig, manchmal frage ich mich ob du es auch noch so lustig finden würdest wenn ich dich einfach mit einem Messer bedrohen würde!“

Mein Spint wurde mit einem lauten Knall zugeworfen und ich und Jason starrten darauf.

Er ging ein paar Schritte von mir und meinem Fach zurück. „Hehe, jetzt spinnst du total. Du benimmst dich schon total paranoide.“ Ich ging langsam auf ihn zu, sowas konnte er doch nicht sagen, aber er hob abwehrend die Hände, drehte sich um und ging. Mir blieb nichts anderes übrig als ihn getroffen nachzusehen.

Mir kam es so vor als würde sich die Schulzeit ewig in die Länge ziehen und von Jason hatte ich auch nichts mehr mit bekomme.

Ich konnte es kaum erwarten endlich wieder zu Hause zu sein, doch plötzlich fiel mir ein, dass ich vorher noch in den Wald musste und für diese scheiß Bioarbeit Blätter sammeln. Also stieg ich vom Bus aus und marschierte in den Wald. Ich entdeckte ein paar Rehe und auch ein kleines Eichhörnchen das so flauschig aussah, dass ich es am liebsten mit nach Hause genommen und es zu Tode geknuddelt hätte, aber es war so schnell am Baum oben wie es nach unten gekommen war.

Diese Landschaft war eigentlich himmlisch, doch trotzdem fühlte ich mich heute nicht wohl bei meiner Tour durch den Wald. Ich fühlte mich nicht wie sonst, sondern irgendwie so alleine. Nein ich war leer, oder war das doch nur die Kälte? Ich kann es nicht beschreiben dieses Gefühl das in dieser Zeit in mir war, auf jeden Fall weiß ich das es nicht ich war.

Ich guckte mich weiter im Wald um und mir folge fast so zu sagen die gewünschten Blätter entgegen, ich war etwas irritiert, aber heute konnte mich auch nichts mehr verwundern.

Ich war irgendwie total müde, wusste aber nicht wieso. Die Gespräche zwischen meinem Dad und mir waren kurz und nicht sehr freudig.

Ich starrte auf meinem Laptop und überlegte Zwangshaft nach den Namen der gesammelten Blättern, aber so sehr ich auch überlegte sie fielen mir einfach nicht ein und irgendwann übernahm dann doch die Müdigkeit mich. Ich schlief einfach auf meinem Laptop ein und als ich am Morgen aufwachte war mein ganzer Aufsatz gelöscht. Ich war wohl auf der Löschtaste eingeschlafen. Ich versuchte ein paarmal die ‚Rückgängigtaste‘ zudrücken aber irgendwann funktionierte das ja auch nicht mehr und es war gerade mal  von meiner Bioarbeit da. Natürlich war in diesem Moment meine Wut unberechenbar und ich hätte am liebsten meinen Laptop aus dem Fenster geworfen, aber ich versuchte mich zu beherrschen. Aus meiner stillen Wut wurde Verzweiflung, das war doch nachvollziehbar. Ich meine, ich saß ganze zwei Wochen an diesen Scheiß und jetzt ist es einfach weg. „Toll, drei Tage hast du noch Zeit“, sagte ich zu mir selbst. Ich wollte den Laptop zu klappen als plötzlich mein ganzer Aufsatz wieder da stand. Meine Augen wurde so groß wie noch nie und meine Erleichterung konnte ich nicht in Worte fassen. „Danke!“ stieß ich aus und ich hatte das Gefühl etwas oder jemand hätte mein Danken angenommen. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 01, 2014 ⏰

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