9. Kapitel

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Ahornpfote stürmte ihrer Schwester hinterher. Sie sah ihren weißen Schwanz im Gebüsch verschwinden.
Oh nein!
Entsetzt drängte sich Ahornpfote durch die Äste. Dornen zogen an ihrem Fell, das machte ihr aber nichts aus. Sie hörte die Monster rasen und roch den Gestank des Donnerwegs. Davon wurde ihr übel, sie versuchte aber, sich nur auf den Geruch von Federpfote zu konzentrieren.

Ich muss sie einholen!

Ahornpfote wollte vor dem Donnerweg stehen bleiben, schaffte es jedoch nicht, schletterte darüber und blieb schwer atmend auf der anderen Seite liegen. Eine Schwanzlänge von ihr entfernt kauerte Federpfote mit einem Eichhörnchen im Maul.

Wir leben noch!

Als sich Ahornpfote ein wenig beruhigt hat, fing sie an ihre Schwester zu schimpfen:
"Bist du mäusehirnig? Du wärst fast von einem Monster erwischt!"

Federpfote schaute stolz auf ihren Fang hinab. "Aber nur fast, und dafür hat es sich gelohnt. Schneerose wird sich sicher freuen! Eichhörnchen sind ihre Lieblings-Beute!"

Ahornpfote musterte sie erst mit zusammengeknifenen Augen, gab dann aber nach: "Stimmt. Sie hat schon seit Ewigkeiten nichts anständiges gegessen, und dieses Eichhörnchen sieht wohlgenährt aus. Aber gib zu, fast wäre es dir entwischt!"
"Naja, für ein paar Momente dachte ich, ich würde es nicht mehr kriegen. Aber dann beschleunigte ich mich und rannte so schnell wie es ging. Ich hab nicht einmal den Donnerweg bemerkt", erzählte Federpfote aus der Puste. Ein Tropfen viel auf Ahornpfotes Nase und sie musste niesen. "Es fängt an zu regnen", stellte die orangene Schülerin fest. Federpfote deutete auf einen Busch: "Wir können uns dort ausruhen und warten, bis der Regen aufhört"
Die beiden Schwestern legten sich unter den Strauch. Es donnerte und fing an noch stärker zu Schütten.

Plötzlich schoss Ahornpfotes' Kopf hoch: "Ich höre Stimmen!" Federpfote lauschte. "Wer könnte das sein?"
Ahornpfotes probierte sich auf den Geruch zu konzentrieren. Wegen dem Regen war es viel schwerer. Es roch mordig. Die Stimmen näherten sich. Ahornpfote erstarrte: Sie kannte diesen Geruch! Mit zittriger Stimme flüsterte sie Federpfote zu: "Oh nein! Wir sind auf dem SchattenClan-Territorium! Du hast ihre Beute gefangen!" Federpfote protestierte leise: "Es ist meine Beute! Ich kann doch nichts dafür, dass das Eichhörnchen die Grenze überquert hat!"
"Tsss! Wir müssen hier verschwinden", flüsterte Ahornpfote mit Anflug von Panik. Aber es war zu spät. Eine SchattenClan-Kriegerin bewegte sich genau auf sie zu. Die Schülerinnen erstarrten, bemüht keinen Muchs von sich zu geben.

Zwischen den Blättern konnte Ahornpfote eine schwarze Kätzin mit einem weißen Fleck auf der Stirn ausmachen. Federpfote zitterte kaum merkbar. Die SchattenClan-Kätzin blieb vor dem Busch stehen und streckte die Nase in die Höhe. Sie roch kaum merklich nach Milch. Ihre Schnurrhaare zuckten. "Ich weiß, dass ihr hier seid!", zischte sie, "Typisch DonnerClan! Denkt euch wohl, ihr könnt einfach in unser Territorium eindringen, ohne das wir es merken!?"

Federpfote rührte sich nicht. Ihre Schwester jedoch steckte den Kopf raus. Über ihr stand die SchattenClan-Kriegerin und schaute ihr direkt in die Augen. Ahornpfote wollte was sagen, fand aber nicht die richtigen Worte. "Wir...ähm...ausversehen..Donnerweg...entschuldigung."

Plötzlich wurde der Blick der schwarzen Kätzin weich und sie duckte sich um ins Gebüsch zu schauen, wo Federpfote sich um ihr Eichörnchen gerollt hat. Dann flüsterte sie: "Das war wahrscheinlich eure erste Jagd, oder? Kann jedem mal passieren. Aber wenn ihr mir verspricht nächstes Mal vorsichtiger zu sein, könnt ihr gehen."

Hinter ihr ertönte eine Stimme eines Kriegers: "Dämmerlicht? Hast du die Grenze kontrolliert?" Die Kätzin zuckte zusammen und antwortete: "Ja, ja. Ich komme", und fügte zu den beiden Schülerinnen knapp hinzu, "Geht"
Ihre schwarze Schwanzspitze verschwand daraufhin im Regen.

Ahornpfote schaute sich prüfend um.

Gut, ich kann keinen sehen und riechen!

"Federpfote! Komm schnell!" Sie schlüpften aus dem Busch und tappten so leise es ging zum Donnerweg.
"Wie sollen wir da rüber kommen?", fragte Federpfote verzweifelt. Ahornpfote blieb hingegen ruhig und dachte nach. Schon bald waren sie durchnässt und zitterten vor Kälte. Schließlich miaute Ahornpfote: "Wir warten bis wir keine Monster mehr sehen und rennen drüber. Ich gebe dir das Zeichen, gut?" Ihre Schwester nickte und machte sich bereit. Ahornpfote horchte, und als sie nichts mehr hörte zuckte sie mit den Ohren und rannte. Der Boden fing an zu beben und in der Ferne konnte man ein blaues Monster ausmachen, das auf sie zurannte. Ahornpfote erreichte keuchend den Grasstreifen. Da hörte sie ihre Schwester kreischen und sah, wie sie mitten auf dem Donnerweg ausrutschte und mit dem Eichörnchen zwischen den Zähnen hinfiel. Das Monster kam immer näher. Federpfote rappelte sich benommen auf, blieb aber erstarrt stehen als sie das Monster sah.
"Federpfote!", rief sie entsetzt.

Ich schaffe es nicht mehr zu ihr!

Plötzlich tauchte eine schwarze Kätzin auf die in Windes-schnelle auf den Donnerweg rannte, Federpfote am Nackenfell packte, und sie schnell Richtung Ahornpfote schleifte. Das Monster rannte vorbei und spritzte mit seinen Pfoten das Wasser in die Luft. Ahornpfote sah für kurze Zeit nichts, doch als sie sich ein Paar mal schüttelte schaute sie sich nach den zwei Katzen. Sie entdeckte ihre Schwester, die schwarze Katze und sogar das Eihörnchen im Gras liegen und eilte zu ihnen hinüber.

"Alles in Ordnung?", fragte Ahornpfote mit Angst um diese Katzen. Die schwarze Katze stand langsam auf und schüttelte sich.

Das ist doch Dämmerlicht!

"Ich wusste, dass ihr es nicht ohne Probleme wieder zurück schafft! Typisch Schüler.", murmelte Dämmerlicht und blickte zu Federpfote. Ahornpfote beschnüffelte besorgt ihre Schwester, die sich langsam regte. "Ich bin auch in Ordnung", murmelte sie und setzte sich hin, "Danke", fügte sie an Dämmerlicht gewand zu.

"Gerne. Es tut gut jemandem das Leben zu retten wenn man andere Leben nicht retten konnte", miaute die schwarze Kätzin.
"Wie meinst du das?", wollte Ahornpfote wissen. 
Dämmerlicht zögerte: "Naja, die Leben meiner Söhne konnte ich nicht retten, die sind nämlich kurz nach der Geburt gestorben. Ich habe sie Nachtjunges und Tagjunges genannt, weil eins schwarz und das andere weiß war.", ihre Augen trübten sich, "Und meine Tochter Veilchenjunges ist taub zur Welt gekommen und wird wahrscheinlich nie eine vollwertige Clan-Katze werden. Sie wird jetzt schon von manchen verspottet, obwohl sie erst einen Mond alt ist. Ich weiß nicht warum der SternenClan mir das antut!" Sie brach schuchzend zusammen. Ahornpfote schaute zu ihrer Schwester, die zurückschaute.

Sie tut mir so leid!

Ahornpfote versuchte die Kätzin zu trösten: "Deinen Jungen geht es bestimmt gut im SternenClan. Und Veilchenjunges lebt! Und es ist egal wie sie ist, es ist wichtig das sie lebt."

Dämmerlicht nickte benommen. "Entschuldigung, es musste einfach raus. Jetzt geht aber lieber. Ich will nicht, dass euch meine Clan-Kameraden entdecken. Wir sehen uns auf der Großen Versammlung".
Die Kriegerin lief zurück und verschwand zwischen den Bäumen.

Warrior Cats ~ Das SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt