Manu saß schweigend auf einer Bank am Bahnsteig des Kölner Hauptbahnhofs. Sein Zug würde erst in einigen langen Minuten eintreffen und er hatte es auch nicht eilig, Palle musste schließlich immernoch im UFO sein, wo er, nach Manu, auch ruhig bleiben sollte. Seinen Rucksack schmiss er achtlos neben sich. Nie saß jemand neben ihm. Nie würde jemand neben ihm sitzen. Manu war allein. Ohne zu zurückzuschauen hatte Manu das YouTube Haus hinter sich gelassen. Sein letzter Blick war auf die Eingangstür des Hauses gefallen. Die geschlossene Tür. So hatte sich Manu in diesem Moment gefühlt. Ausgeschlossen. Verraten. Wütend. Enttäuscht. Einsam. Denn Manu war allein. Bald würde er wieder daheim sitzen und den gesamten Tag vor seinem Computer gammeln. Er würde nun nach Hause fahren. Nach Hause. Nirgends wünschte sich Manu jetzt mehr zu sein, als zu Hause, in seiner kleinen, gemütlichen Wohnung. Und zwar allein, so wie sein bisheriges Leben auch schon. Denn wenn man vertraut, wird man verletzt. Immer und immer wieder. Das ist der Grund, warum Manu niemals jemandem vertraut. Das ist der Grund, warum er so ist wie er ist. Manu war allein. Wütend fuhr er sich mit einer Hand durch die kurzen Haare. Diese viel zu kurzen Haare. Sie erinnerten Manu immer wieder und wieder an den Typen, den er glaubte zu lieben. Er glaubte immernoch ihn zu lieben. Allerdings war wohl durch Palles Tat klar, was dieser für Manu empfand. Seufzend steckte sich Manu seine Kopfhörer ins Ohr und schaltete das Radio auf seinem Handy an. "-Staumeldung für heute. Kommen sie gut durch den Tag und viel Spaß mit den 3-Hits-am-Stück!" Manu stöhnte. Gute Laune Musik. Vielleicht war es ja das, was er gerade benötigte. Das erste Lied lief an. Manu war sich nicht sofort sicher wie es hieß, dachte aber es bereits gehört zu haben. "I don't know why you think that you could hold me when you couldn't get by by yourself." Manu dachte sofort an Paluten. Er wollte nicht an Paluten denken. Palle konnte ihn nicht halten. Palle kam schließlich wirklich nicht einmal mit sich selbst aus. Manu wusste nicht, was Palle für wen empfand. Ob Paluten nun Liebe für Rewi empfand war fraglich. Doch das Palle Liebe für Manu empfand schloss dieser entschieden aus. Sonst hätte er nicht mit Rewi geschlafen. "Baby, it's fine, you said that we should just be friends while I came up with that line and I'm sure that it's for the best" Manu rollte eine einzelne Träne über die Wange. Es ist ok. Vielleicht sollten die beiden wirklich Freunde sein? Manu verwarf diesen Gedanken. Er könnte nie wieder einfach nur mit Palle befreundet sein. "If you ever change your mind, don't hold your breath" Manu fragte sich zweifelnd, wie er reagieren sollte, wenn Palle ihn um Verzeihung bitten würde. Manu war sich sicher, dass Paluten versuchen würde Kontakt zu Manu aufzunehmen. Dieses Lied schien so ausgelassen und fröhlich, behandelte allerdings Manus Sorgen und Ängste. Diese Kombination verwirrte Manu. Wieso war er tief in seinem Inneren so aufgelöst und erleichtert zugleich, während sein restlicher Körper bei jeder Bewegung vor Trauer zusammenzubrechen drohte. "When you said goodbye, my whole world shines" Nein. Alles war zerstört. Sie hätten sich nie treffen sollen, dann könnten sie wenigstens noch zusammen Videos aufnehmen. Aber jetzt? Nein. "It's a beautiful day, the sun is up, the music's playing" Wieso konnte Manu nicht einfach so positiv über das alles denken? Wenn Palle es so wollte und so glücklich war, sollten sie es bei den letzten Geschehnissen diese Nacht belassen. Manus Meinung. Trotzdem war er verwirrt, dass Palle so etwas tat. Er hatte nie den Eindruck gehabt, dass Palle untreu wäre. Aber hatte er Paluten je richtig kennengelernt? Hatte sich dieser nicht immer über das Internet verkrochen? Warte. Stop. Das war Manu gewesen. Palle hatte so viel über sich preisgegeben und Manu hatte sich seit Jahren einfach hinter einer Maske versteckt. Palle hatte das all die Jahre akzeptiert und nie ein Treffen von Manu verlangt. "And even if it started raining you won't hear this boy complaining 'cause I'm glad that you're the one that got away" Ist es Palles Schuld gewesen? Manu hatte es bisher nicht in Erwägung gezogen, dass Paluten eventuell gezwungen worden war mit Rewi zu schlafen. Wirklich vorstellen konnte Manu sich dies jedoch nicht. Rewi kam ihm nicht vor, wie ein asozialer Typ. Im Grunde, schien er einen weichen Kern und eine herzliche Persönlichkeit zu haben. Egal wie er in seinen Videos schien, er hatte genug positives von Palles Seite aus gehört. Und was war, wenn Palle und Rewi schon längere Zeit zusammen waren? War das ihr erstes mal? Paluten war der, der gegangen war und nicht Manu.
"I'm easy, no playing this guy like a fool now I'm alright might've had me caged before, but not tonight" Ganz sicher ließ sich Manu nicht mehr verarschen. Ganz sicher nicht von PalettenLP. Wenn Palle ihn auch nur ein wenig kennen würde, hätte er sich nicht einmal getraut fremd zu gehen. War Manu der Auslöser gewesen? Was hatte er bitte falsch gemacht? "This fire inside, it burns too bright I don't want to say "so long", I just want to say "goodbye"" Das Geschehene sollte geschehen bleiben. Unbändigende Wut hatte Manus Körper erfüllt, als dieser mit Palles Ersatzschlüssel ins UFO gekommen war. Er hatte sich einfach Sorgen gemacht. Nun hatte die Trauer seinen Körper übernommen. Langsam öffnete Manu seinen Rucksack und sah hinein. Er hatte kein Zeichen für sein Verschwinden geben wollen und trotzdem hatte er sich etwas mitgenommen, dass Palle fanz sicher vermissen würde. Als er den Kleiderstapel in der Ecke des Zimmers gesehen hatte, hatte er sich sofort das oberste, weiße Kleidungsstück geschnappt und war weggegangen. Rewi und Palle hatten friedlich, Arm in Arm und nackt nebeneinander geschlafen. Kopfschüttelnd musterte er die Unterhose und stellte sich vor, wie Palle das gesamte Büro danach absuchte. Dieser Gedanke verleitete ihn zu einem schamlosen, fiesen Grinsen. Als er sich dabei ertappte, erstarrte sein Gesicht sofort wieder zu Eis und schnell schloss er den Rucksack, um ihn wieder neben sich zu werfen. Was hatte Palle mit ihm gemacht, dass er seinem Freund noch so sehr nachhing. Widerwillig stellte er sich die Frage, ob er zurück gehen würde, wenn Paluten ihn darum bitten würde. Hatte er einen Grund? Palle war ein Grund. Eine Hand berührte ihn plötzlich sanft an der Schulter. Erschrocken riss sich Manu die Ohrhörer aus dem Ohr und fuhr herum.
"Paluten?" flüsterte Manu, doch sofort erkannte er, dass sein Gewissen ihm einen Streich gespielt haben musste.
"Entschuldigen sie, junger Mann." sagte die ältere Dame, die noch immer ihre Hand auf Manus Schulter gelegt hatte. Sie zitterte. Genauso wie Manu. "Dürfte ich mich hier her setzen?" Zügig nahm Manu seinen Rucksack auf den Schoß und half der Dame sich hinzusetzen. "Vielen, vielen Dank." murmelte sie glücklich und legte ihre Handtasche sorgfältig auf die Oberschenkel. Manu schätzte sie auf 96 Jahre.
"Wollen sie etwa auch nach Essen?" Manu nickte, bis er merkte, dass die Frau ihn nicht ansah, sondern ziellos in die Ferne starrte. "Ähm...Ja, will ich." ergänzte er von daher und betrachtete das um einiges ältere Exemplar der Spezies Mensch. Sie hatte kurze, weiße Haare, wie die meisten Frauen in ihrem Alter und zahlreiche Falten zeugten von der Lebenserfahrung, die sie ihr langes Leben über gesammelt haben musste. Manu fragte sich plötzlich, ob sie verheiratet war.
"Entschuldigen sie meine Neugier." sie sah ihn lächelnd an, "aber was haben sie denn hier in Köln gemacht? Oder wohnen sie hier?" Manu lächelte zurück. Er hatte das Bedürfnis dieser gemächlichen, alten Frau alles anzuvertrauen, zögerte jedoch, als er den Mund aufmachte.
"Ich habe einen Freund besucht." Schmez breitete sich in seinem Herzen aus, "Und sie? Kommen sie aus Essen?" Die Frau nickte und blickte wieder in die Ferne. Der Zug würde in nicht allzu langer Zeit in den Bahnhof einfahren, dauern konnte es trotzdem noch eine Weile.
"Ich komme einfach gerne nach Köln. Einfach so. Es ist ja schließlich nicht sehr weit." Manu nickte. "Sie können mich übrigens Ingrid nennen."
"Manuel." als Ingrid länger schwieg, sehnte sich Manu wieder nach einem Gespräch. "Wenn es ihnen nichts ausmacht, könnten sie mir vielleicht etwas erzählen. Ich meine, bis der Zug kommt." er kam sich richtig blöd vor, redete aber einfach weiter, "Sie haben doch bestimmt so einiges erlebt." Ingrid stellte sich als gesprächige und vor allem freundliche, ältere Dame heraus. Bis der Zug kam, erzählte sie Manu von ihrer Jugend, wie sie ihren Mann kennenlernte, bis dieser vor wenigen Jahren an Lungenkrebs erkrankte und daran zugrunde ging. Manu war erstaunt, wie offen sie mit ihrem traurigen Schicksal umging, respektierte sie jedoch auch dafür. Das Gespräch endete genau bei der Ankunft des Zuges. Er hatte Verspätung. Typisch, Deutsche Bahn. Und auf einmal merkte Manu, während er wieder allein in den Zug stieg, dass diese Frau gerade neben ihm gesessen hatte und Manu nicht allein gewesen war.Ein komplettes Kapitel aus Manus Sicht, wie er Palles Fremdgehen wahrgenommen hat. "It's a beautiful day" ist übrigens eins meiner Lieblingslieder und als ich es gestern spontan gehört habe, viel mir auf, wie dieses Lied doch irgendwie zu der momentanen Situation in der FF passt.
Sonst gibst's nix mehr zu sagen, also Schüss!
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GLPalle ~~ Heimliches Verlangen
Fanfiction"Manu sah Palle geschockt und verständnislos an. "Fandest du das etwa toll, was ich da gerade mit dir getrieben habe?" Paluten war überfordert. "Du nicht?" nuschelte er und presste seinen gesamten Körper angespannt gegen den Boden." Was wenn deine G...