Louis
Es fing alles an, als Harry mich an einem verregneten Apriltag auf sein Zimmer rufen ließ. Ich war noch nicht lange auf, da die Sonne erst vor kurzem aufgegangen war und wir normalerweise erst eine Stunde nach Sonnenaufgang geweckt wurden. Demnach waren meine Haare verwuschelt und ich schlief noch halb, als ich an die Tür zum Gemach des Prinzens klopfte. Harry öffnete persönlich, was mich verwunderte. Wir waren allein. "Louis. Schön, dass du kommen konntest!" Ich nickte und sah zu Boden. "Natürlich, Sir. Was kann ich tun?" Er bat mich herein und nickte mir zu, als Zeichen, dass ich meinen Kopf heben durfte. Ich sah mich kurz um. Oft war ich nicht hier, aber es änderte sich nie etwas, woraus ich schloss, dass Harry ein Gewohnheitstier war. "Ich möchte dich um deinen Rat bitten, Louis.", erklärte er dann und ging zu dem Fenster.
Die Sonne strahlte ihm entgegen. Er sah aus wie ein Engel. "Sir? Ich verstehe nicht...", sagte ich und legte leicht den Kopf schief. Harry drehte sich um und betrachtete mich kurz, bis sich ein Lächeln auf seine Lippen schlich und er sagte: "Du bist ein treuer Begleiter gewesen, die letzten Jahre. Ich kenne dich besser als jeden anderen Angestellten in diesem Haus, und du kennst mich und meine Familie am Besten. Deshalb musste ich mich einfach dir anvertrauen." Er seufzte und fuhr sich durch die perfekten Locken. "Ich werde heiraten." Meine Gesichtszüge entgleisten mir. "W-was?", stieß ich aus und Harry sah mich leicht amüsiert an. "Meine Eltern fanden eine junge Frau für mich aus einem Adelshaus. Aber... Ich kenne sie nicht." Er seufzte und setzte sich auf sein Bett.
Dieser Blick, den er hatte, dieser traurige, fast verzweifelte Blick, brach mein Herz. Ich blieb kurz still, dachte nach, und setzte mich dann einfach neben ihn auf das Bett. "Sir, das ist keine leichte Situation. Mir ist bewusst, dass von Ihnen verlangt wird, diese Heirat zu vollziehen. Aber wenn es nicht das ist, was sie möchten, kann ich es nicht gut heißen.", antwortete ich dann. Harry sah zu mir und für einige Sekunden trafen sich unsere Blicke direkt. Es war so intensiv, dass ich den Blick abwenden musste, um klar denken zu können. "Wieso?", fragte Harry und drehte sich nun ganz zu mir. Ich sah wieder zu Boden. "Ich möchte, dass es Ihnen gut geht, Sir. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mit einer fremden Frau glücklich werden." Harry drehte meinen Kopf an meinem Kinn zu sich, damit ich ihn ansah. "Du bist ein wahrer Freund, Louis.", sagte er dann, räusperte sich und stand auf. Ich blieb bewegungsunfähig sitzen. "Komm. Du wirst im Personal gebraucht. Aber ich bitte dich, dich heute Abend wegzuschleichen, und zu meinem Gemach zu kommen." Ich nickte schnell und lächelte. "Natürlich, Sir!" Er nickte und es blieb kurz still, woraus ich schloss, dass er jetzt allein sein wollte. Als ich zur Tür ging, hielt er mich auf. "Louis, eine Bitte habe ich noch: Solange wir allein sind, kannst du mich Harry nennen." Ich sah ihn perplex an. Dann nickte ich und lächelte wieder. "Bis heute Abend, Harry." "Bis heute Abend, Louis." Ich ging. Unglaublich verwirrt, aber irgendwie glücklich kribbelig.
Den ganzen Tag über dreht sich mein Kopf. Harry würde heiraten. Und ich war der erste, der davon wusste. Und der Einzige, dem das das Herz brechen würde. Ich war so unkonzentriert, dass mir beim Mittagessen fast der Wein aus den Händen fiel. Ich konnte ihn gerade so fangen, stolperte aber und knallte gegen einen leeren Stuhl, der mit vielen Verzierungen bestückt war, die mir die Haut aufrissen. Ich stieß kurz vor Schmerz ein Keuchen aus. Das war dann der Moment, an dem Harrys Blick kurz auf mich fiel und er leicht lächelte. Dann wandte er sich aber seiner Mutter zu, die mich wütend ansah. Ich schluckte und senkte sofort den Blick. "Es tut mir leid, Ma'am. Ich werde diesen Fehler nicht nochmal machen!" "Dafür wird deine Vorgesetze sorgen.", entgegnet sie mit kalter Stimme.
Hätte ich nur gewusst, wie oft ich diesen Fehler noch machen würde.
Ich nickte und entfernte mich. Dennoch war ich sicher, Harry lächeln zu sehen, weshalb ich den Tobsuchtsanfall und die darauf folgende Ohrfeige mit klopfendem Herzen und Lächeln hinnahm. Er hatte gelächelt. Wegen meiner Tollpatschigkeit. "Mister Louis!" Eine weitere knallende Ohrfeige. Ich zuckte zusammen. Fast das gesamte Personal hatte sich um mich und Madame versammelt. "Entschuldigung, Madame. Es wird nicht wieder vorkommen!", sagt ich und sah auf den Boden. Die Aufmerksamkeit war mir unangenehm, vor allem, weil ich sehen konnte, wie viele hämisch grinsten. Madame nickte und packte meinen Oberarm. "Das wird es! Noch einmal und sie tauschen mit Mister Payne in die Bibliothek! Verstanden?" Ich nickte schnell und sie schleuderte mich harsch Richtung Tür. "Jetzt geh und mach' dich nützlich!" Ich verschwand schnell und half beim Putzen der Eingangshalle. Es war eine mühsame Arbeit, aber ich tat sie gerne, weil ich wusste, dass ich damit etwas für Harry tat. Wieder musste ich lächeln.
Er ließ mich ihn beim Namen nennen. Und er hatte mich einen Freund genannt. Er hatte mich bemerkt, mich, unter annähernd 200 Dienern und Hausmädchen.
Gegen Abend wurde ich mit ein paar anderen Jungs in den Stall geschickt, so wie jeden Tag. Wir waren nahezu Freunde geworden durch diese tägliche Arbeit. Liam allerdings war mich schon lange ein Freund. Auf diesem Anwesen lebte ich schon seit ich denken konnte. Ich war ein Findelkind, was erklärte, warum ich keine Nachnamen besaß, und wuchs bei der Hausmutter der Kindermädchen auf. Als sie starb fing ich an als Diener zu arbeiten, mit gerade mal 12 Jahren. Liam kam zwei Jahre später dazu und ich arbeitete ihn ein. Wir wurden beste Freunde.
"He, auch mal da?", lachte ich und er murrte. "Madame hat mich alle Bücher abstauben lassen, die bei 'A' eingeordnet sind." Ich schlug ihm mitfühlend auf die Schulter und Adam reichte ihm eine Mistgabel. Wir machten uns an die Arbeit, den stinkenden Mist aus dem Stall zu schippen und frisches Stroh zu verteilen. Dann wuschen wir uns und kehrten zurück zum Anbau, indem die Angestellten wohnten. Mein Herz schlug schnell. Bald würde ich wieder zu Harry gehen. Ich wollte auf jeden Fall, dass wir Freunde wurden. Dann wäre ich ihm fast so nah, wie ich ihm gerne wäre. "Hey, alles in Ordnung? Bist du nervös?", fragte Liam. Der neben mir ging und mich beobachtete. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, bin ich nicht. Ich ärgere mich nur über heute Mittag. So ein dummer Fehler!" Er lächelte. "Mach' dir nichts daraus. Ich glaube, es hat keinen gestört. Außer Misses Styles und Madame natürlich." Wir lachten leicht und gingen dann zu unseren Strohbetten im Schlafraum. Ich zog mich nicht um, was aber keinem auffiel. Und dann wurde das Licht gelöscht. Nur noch eine halbe Stunde, dann würden die Diener des Nachtdienstes gerufen werden. Und da würde ich mich rausschleichen.
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Reaktionen in die Kommentare!
Ich versuche immer, noch einmal drübergelesen aber auch mir kann mal was entgehen. Einfach ignorieren :)
AOF
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My Prince(ss) ~Larry
Fanfiction"Ich bin so der normale Typ. Denke ich. Weder besonders auffallend, noch unauffallend. Ich bin Diener in dem englisches Adelshaus Styles. Und der Prinz ist das schönste Gemälde des ganzen Anwesens. Seine Stimme ist das wohlklingendste auf der Welt...