Als ich zur U-Bahn Station lief, hatte ich den Zettel mit Johnnys Nummer fest umklammert. Mir schwirrten tausend Gedanken im Kopf herum. Irgendwie ging die Tatsache, dass mich jemand einfach so angesprochen und mich zu einer Party eingeladen hatte, einfach nicht in mein Gehirn.
Beim Abendessen war ich immer noch in Gedanken versunken. „Poppy, alles in Ordnung mit dir?“, fragte mich meine Mum. „Hmm“, machte ich und nahm mir mein zehntes Stück Pizza. Ich esse immer so viel, wenn ich nachdenke. Diese Angewohnheit musste ich mir dann ja später leider abgewöhnen.
Nach dem Abendessen rief ich meine beste Freundin Kate an und erzählte ihr von Johnny. Sie fand ihr „total süß“, zumindest von meiner Beschreibung her.
„Soll ich ihn wirklich anrufen?“, habe ich sie unsicher gefragt.
„Ja, klar, wieso denn nicht?“, sagte Kate.
„Vielleicht hat er mir ja auch nur aus Mitleid seine Nummer gegeben, weil ich verwahrlost oder so aussah? Vielleicht...“
„Hör mal, Poppy“, unterbrach mich Kate. „Du siehst überhaupt nicht verwahrlost aus. Der mochte dich einfach!“
„Meinst du?“
„Ja. Ganz sicher.“
Ehrlichgesagt hatte ich immer noch große Zweifel, dass er mich mochte. Doch ich versprach Kate, ihn anzurufen. Mein Schicksal war besiegelt. Es hatte mir noch so viele Auswege gegeben, aus der ganzen Sache herauszukommen, aber nein. Ich hatte gar keine Chance und war meiner Zukunft hilflos ausgesetzt.Ich rief Johnny an. Gleich am nächsten Tag. Ich saß da, in meinem Zimmer. Unschlüssig, mein Handy in der Hand. Vielleicht konnte er sich gar nicht mehr an mich erinnern. Vielleicht war es auch gar nicht ernst gemeint, das mit der Party. Vielleicht war es nur irgendeine dumme Wette mit einem Freund. Nein. Er mochte mich. Entschlossen tippte seine Nummer ein. Tuut. War doch sein Problem, wenn er mir einfach so seine Nummer gab. Tuut. Außerdem würde ich ihn nie wieder sehen. Tuu… „Hallo?“ Schweigen.
„Äh. Hallo. Hier ist das Mädchen. Das von der Straße. Weißt du noch? Also, du hast mir deine Nummer gegeben und…“
Lautes Lachen. „Ja. Ich weiß, wer du bist.“
„Ja. Genau. Also ja, gut. Ich heiße übrigens Poppy, das habe ich dir ganz vergessen zu sagen…“ Ich war ja auch zu dämlich!
„Schon okay. Also hast du dir das mit der Party überlegt?“, fragte Johnny. Er konnte sich noch an mich erinnern. Er meinte die Einladung ernst. Juhu!
„Ja. Ich habe Zeit heute Abend. Aber weißt du, ich muss auch nicht unbedingt kommen, ich meine, du kennst mich ja nicht mal…“
„Ich kann dich doch noch kennen lernen“, unterbrach er mich. „Treffen wir uns vor Starbucks in der Oxford Street. Du weißt, wo das ist, oder?“
„Ja.“
„Sehr gut. Um acht?“Johnny hatte pünktlich vor Starbucks gestanden und auf mich gewartet. Ich hatte mich entschuldigt, dass ich zu spät war, aber er sagte, es sei nicht schlimm. Dann sind wir losgegangen und haben geredet. Wir haben uns über alles unterhalten, wirklich alles. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Er erzählte mir viel über Musik und vom Gitarre spielen. Nie war da dieses Schweigen, wir redeten durchgängig, das heißt, einer redete und der andere hörte zu. Bis wir schließlich vorm Nightlife standen. Ich wollte schon auf den Eingang zugehen, wo die Leute meterlange Schlange standen, doch Johnny schüttelte den Kopf.
„Erstens, dauert es zu lang und zweitens, sind wir noch nicht achtzehn“, sagte er.
Tja, man musste doch tatsächlich achtzehn sein, um da rein zu kommen. „Und jetzt?“, hatte ich etwas angesäuert gefragt. Was hatte er sich den bloß dabei gedacht? Doch Johnny grinste mich nur an und zog mich hinter das Gebäude. „Und jetzt?“, fragte ich erneut. Johnny war schon weiter gelaufen, bis ans ende der schwarz gestrichenen Rückwand des Klubs. Er winkte mich zu sich und ging in die Hocke. „Hast du mal eine Haarnadel?“, fragte er mich.
„Hä?“
Johnny lachte, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah. „War nur ein Scherz“, sagte er.
Er klopfte gegen die Wand und als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass dort eine kleine Tür war. Die sich jetzt auch noch quietschend öffnete.
„Tja“, sagte Johnny. „Früher brauchte man noch eine Haarnadel, jetzt stehen die Türen einfach offen.“ Ich musste grinsen.
„Woher weißt du von der Tür?“
„Ein Kumpel von mir hat hier mal Getränke geliefert und musste die dann immer von hier aus reinbringen. Hat mir mal davon erzählt.“
„Cool“, sagte ich. Ich war mehr als beeindruckt.
Dann haben wir uns durch den Hintereingang geschlichen. Es war großartig.Das erste, was ich bemerkte, als ich das Nightlife betrat, war der Bass. Der unglaubliche Bass, der durch den Klub dröhnte und mich komplett überwältigte.
„Ganz schön laut hier“, schrie ich Johnny ins Ohr.
„Noch nie in einem Klub gewesen?“, schrie er zurück und grinste mich an.
„Schon, aber da war es irgendwie leiser.“
„Warst du zur Tea Time da, oder was?“ Ich musste lachen.
„Komm ich stell dich ein paar Leuten vor“, schlug er vor, nahm meinen Arm und zog mich durch die Menge. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung mehr, wer die Leute waren, wie sie aussahen oder wie sie hießen. Ich weiß nur noch, dass es viele waren. Sehr viele. Und Johnny kannte sie alle. Wir gratulierten kurz seinem Kumpel (der hieß Ed; das weiß ich noch, aber nur weil mir Johnny noch später öfter über ihn redete) und danach spendierte mir Johnny einen Cocktail. Vielleicht waren es auch zwei. Oder drei. Sie waren alle total lecker und sahen fantastisch aus. So wie Johnny. Der lehnte neben mir lässig an die Bar (mit seiner Jeansjacke, die er auch heute trug) und sah mir amüsiert zu, wie ich die Cocktails trank. Ich trank sie ja nicht einfach so. Davor analysierte ich noch die Farbe, die WIRKLICH sehr beeindruckend waren. Man trinkt ja nicht alle Tage einen Cocktail, der pink und grün GESTREIFT ist.
„Komm, wir tanzen“, schlug Johnny schließlich vor, nachdem ich ausgetrunken hatte. „Ich kann nicht tanzen“, sagte ich.
Gott, der Satz ist so ein Klischee. In jedem zweiten Film kommt der vor. Und dann geht das Paar auf die Tanzfläche und auf einmal können die beiden doch tanzen. Dann tanzen sie so, als ob sie gerade Just Dance gewonnen hätten. Und, Mann, haben die ein Rhythmusgefühl. Treten sich nie auf die Füße und die Bewegungen sind perfekt aufeinander abgestimmt.
Johnny zog mich gegen meinen Willen und Protestgeschrei auf die Tanzfläche und hey, bei uns war es genauso. Wir tanzten einen Fox Trott und eine coole Hip Hop-Nummer und alle Leute klatschten und wir bekamen einen Vertrag für eine Fernsehshow, die dann You Can Dance hieß, wir verdienten Millionen, kauften uns eine riesen Villa mit Pool gleich neben den Kardashians und lebten glücklich bis an unser Lebensende.
Nein, bei Johnny und mir war das überhaupt nicht so. Wir konnten beide nämlich wirklich nicht tanzen. Und genau deshalb kam Alexandre.
Wir gingen auf die Tanzfläche und tanzten. Mir hat Tanzen noch nie so viel Spaß gemacht, wie damals mit Johnny. Wir machten unser Ding und wir wussten, dass es mehr als nur dämlich aussah, aber es war uns egal. Wir lachten und tanzten und lachten und tanzten und dann tippte mir jemand von hinten auf die Schulter. Ich drehte mich um und dachte ich spinne, denn da stand Orlando Bloom. Okay, es war nicht der echte, aber eine wirklich gut gelungene Kopie.
„‘Allo. Isch bin Alexandre Dubois. Du bist großartisch. ‘Ast du schon mal übers Modeln nachgedacht?“ Ja, klar. Ich bin doch der neue Victoria‘s Secrtet-Engel, haben Sie mich nicht erkannt?
Ich dachte, der Mann sein verrückt. Ich dachte, er machte sich über mich lustig.
„N-Nein“, sagte ich unsicher.
„Du bist wirklisch fantastisch, cherié. Isch habe disch beim tanzen beobachtet, wirklisch horrible. Aber weißt du, das ist gut. Das ist anders.“ Irgendwie war ich verwirrt. Der französische Orlando Bloom gab mir seine Visitenkarte.
„Hier. Melde disch doch mal. Du hast wirklisch Potential.“ Ich nahm seine Karte. Die goldene Silhouette eines High Heels war darauf abgebildet. Impression, stand daneben.
Und darunter Modelagentur.
Und darunter eine Adresse.
„Also, dann, au revoir!“, rief er fröhlich und ging. Einfach so. Er ließ mich und Johnny einfach stehen, mit tausenden Fragen im Kopf.
„Au revoir“ heißt übrigens „Auf Wiedersehen“ auf Französisch. Wie Recht er damit hatte.
Das ist der erste Grund.
Sie haben immer, wirklich jedes verdammte Mal Recht. Am Anfang habe ich das noch gar nicht bemerkt, aber irgendwann nervt es. Und zwar richtig. Es ist so, als ob sie in die Zukunft schauen würden und wüssten, was mit dir als nächstes passiert.Hey :)
Woohoo, das zweite Kapitel, endlich! Dieses Kapitel widme ich sarah16kay, weil sie so eine lange Kritik geschrieben hat. Übrigens, wenn ihr das Kapitel gelesen haben solltet (ich hab sehr wenige Reads, ich weiß) oder auch nur einen Ausschnitt oder so, ihr könnt auch einfach „gut“ oder „schlecht“ in die Kommentare schreiben, darüber freue ich mich dann auch schon.
Okay, viieeelen Dank fürs Lesen!
xx Perrie
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Gründe, warum Ich kein Model mehr bin.
Ficção AdolescenteIch war mal Model. Ehrlich wahr. Coole Klamotten und so. Man kommt viel rum, sieht super aus und wird von tausenden Jungs umschwärmt. Mädchen, die Models sind, leben ihren Traum und so weiter. Aber ich sag euch eins: Model zu sein, ist alles andere...