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Die Ereignisse überschlugen sich. Es passierte alles so schnell, dass ich durch meine Verwirrung gar nicht richtig mitbekam, was geschah. Das Spiegelbild-Mädchen fiel zu Boden und im selben Moment stürzte Newt zu ihr um sie zu halten. Er schüttelte sie leicht und versuchte sie aufzuwecken, aber sie zeigte keine Reaktion. Jedoch schien sie noch zu atmen.

Während also alle entweder hektisch durch die Gegend liefen, bloß in Schock das Geschehen betrachteten oder nach Clint und Jeff suchten, weil die beiden wie immer nicht da waren wo man sie gerade brauchte, stand ich einfach da. Ich stand da und begriff nicht, was gerade passiert war. Ich begriff überhaupt nichts mehr. Mein Kopf begann zu pochen und es war, als würde sich alles um mich herum drehen. Und dann drehte sich gar nichts mehr. Alles war still, fast lautlos. Ich spürte nichts. Ich dachte an nichts. Als hätte man mit einem Windhauch alles aus mir herausgeblasen.

Erst als Thomas mich an den Schultern packte und leicht an mir rüttelte, erwachte ich aus meiner Trance. „Claire! Claire!", rief er immer wieder, bis seine Stimme schließlich vollends zu mir durch drang. Doch es schmerzte und verursachte eine Art Stechen in meinem Kopf. „Ist alles in Ordnung? Du siehst nicht gut aus." „Ich bin müde", war alles was ich hervor brachte, denn ansonsten hätte ich mich wahrscheinlich übergeben müssen. „Komm", erwiderte er bloß und versuchte mich zu stützten, als er mich zu den Sanis brachte.

Zwar verlor ich nicht völlig das Bewusstsein, jedoch bekam ich genauso wenig mit. Alles was ich spürte war mein rasender Herzschlag und das Pochen in meinem Kopf. Die Stimmen um mich herum waren unklar, als wäre ich in Watte gewickelt. Ich versuchte nachzudenken, doch irgendwie war mein Kopf leer. Zu leer.

Als ich meine Augen wieder öffnete erleuchteten bereits Sonnenstrahlen, die sich durch die kleinen Lücken im Dach gezwängt hatten, die Hütte. Ich schätzte es war inzwischen morgen, ich musste seit gestern Abend geschlafen haben. Vorsichtig versuchte ich aufzustehen, doch mein Kopf begann wieder zu Schmerzen, also blieb ich erst mal sitzen.

Als Jeff sah, dass ich wach war, kam er sofort zu mir. „Hey Claire, wie fühlst du dich?", fragte er und sah mich besorgt an. Mir geht's gut, ich hab nur ein bisschen Kopfschmerzen. Was ist gestern passiert?", erwiderte ich und schaute ihn fragend an, da ich ehrlich keine Ahnung hatte. „Thomas meinte, du hättest einen Schwächeanfall gehabt, nachdem das Mädchen zusammengeklappt ist. Er hat dich hierher gebracht und du hast die ganze Zeit geschlafen. In der Zwischenzeit hat Newt deinen Zwilling her getragen. Seitdem ist er nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Alby musste die anderen beruhigen, auch wenn er nicht gerade der Beste darin ist. Bis jetzt haben wir noch nicht darüber gesprochen. Newt meinte wir sollten warten, bis du aufwachst", erklärte er. „Warte, hast du eben Zwilling gesagt?", fragte ich. „Naja, was ist sie sonst? Hast du sie überhaupt angesehen? Sie gleicht dir bis aufs Haar."

Ohne ihm zu antworten stand ich auf, trotz der Kopfschmerzen. Jeff hatte Recht, anscheinend war Newt wirklich seit gestern Abend hier. Denn er saß immer noch da, während sie auf einer Liege in der hintersten Ecke lag und sich nicht regte. „Hey Newt", begrüßte ich ihn und ging zu ihm herüber. Ich legte eine Hand auf seine Schulter, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. „Hey Grünschnabel", sagte er und drehte sich um. Er versuchte zu Lächeln, doch er sah unheimlich müde aus. „Ist sie okay?", fragte ich und sah sie zum ersten Mal richtig an. Ihr Haar hatte denselben rot-braun Ton wie meins und ihre Nase war ebenfalls mit Sommersprossen bedeckt. Sie schien auch dieselbe Figur zu haben, nur ihre Kleidung war anders.

„Ja, Jeff sagt ihr fehlt nichts, aber sie ist immer noch bewusstlos", erwiderte Newt seufzend. Vermutlich warf ihn das ganze genauso aus der Bahn wie alle anderen. „Wisst ihr denn wo sie hergekommen ist? Sie kann ja nicht einfach so aus dem Nichts aufgetaucht sein." „So sieht es aber aus. Sie ist aus dem Westtor gekommen und mehr wissen wir nicht. Keine Ahnung wie sie hierhergekommen ist. Wenn sie aufwacht, kann sie es uns hoffentlich sagen. Wenn sie aufwacht", entgegnete er. „Aber da ist noch was. Den hier hatte sie in der Hand." Er gab mir einen Zettel auf dem folgendes Stand: „Sie ist die letzte. Für immer." „Was hat das zu bedeuten?", fragte ich. Er zuckte bloß mit den Schultern.

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt