Die Regentropfen klatschten gegen das Fenster, als ich mich aus meinem Bett quälte und aufstand. Heute war der erste September – und wie jedes Jahr würde ich nach Hogwarts fahren, um mein letztes Jahr zu beginnen. Dieses Jahr war mein Abschlussjahr an der Zauberschule und ich wollte es mit Bestnoten und möglichst vielen, guten Erinnerungen abschließen. Ich öffnete meinen Schrank und ein Schwall von Kleidung kam mir entgegen. Mit einem tiefen Seufzer wollte ich schon nach meinem Zauberstab greifen und hielt ihn schon in der Hand, als mir einfiel, dass ich ja erst mit 17 außerhalb von Hogwarts zaubern dürfte. Also fing ich an, die Hosen, Kleider und Shirts zu sortieren und einen Teil davon in meinen mittlerweile vollen Koffer zu stopfen. Eine Viertelstunde später hatte der Regen etwas nachgelassen und ich das Chaos beseitigt. Beschwingt zog ich mir eine Jeans, einen dunkelroten Strickpulli und frische Unterwäsche an, bevor ich die Treppe hinunter in die Küche lief, wo meine Eltern und meine Schwester schon frühstückten.
„Was für einen Lumpen hast du denn da an, Lily?" Mit einem gehässigen Blick biss Petunia von ihrem Vollkornbrot mit Diätfrischkäse ab und schaute mir dabei zu, wie ich ruhig einen Stuhl heran zog und nach einer Müslischale griff. „Einen neuen Pulli, der im Gegensatz zu deinem Fimmel warm ist." Ich schüttete Milch über die Cornflakes und Orangensaft in ein Glas. „Mädels, beruhigt euch. Petunia Schatz, Lily hat Recht, du bist zu sommerlich angezogen. Lily, das ist kein Fummel, sondern ein altes Kleid deiner Mutter. Entschuldigt euch." Mein Vater schaute uns scharf an und ich murmelte: „'Tschuldigung", während meine Schwester nur schnaubte. Unsere Eltern glaubten auch nach sieben Jahren, dass wenn man sich die Hand gab und sich entschuldigte, alles wieder gut sei. Aber nichts würde wieder gut werden. Petunia verabscheute, ja hasste mich wegen meiner Magie und verletzte mich so oft, wie sie konnte. Ich löffelte meine Schale aus und stellte sie in die Spüle hinter mir. „Mein Zug fährt in zwei Stunden. Bringt ihr mich hin?" Erwartungsvoll schaute ich in die Gesichter meiner Eltern. Meine Mutter legte ihren Toast beiseite und mein Vater klappte seine Zeitung zusammen.
„Lily, Schatz, wir müssen zu Tante Betty, ihr geht es nicht gut."
Fassungslos klammerte ich mich an die Tischplatte.
„Wie bitte? Diese schrullige Tante ist wichtiger als ich?!"
„Lily!", rief meine Mutter entrüstet.
Wütend schob ich meinen Stuhl zurück und knallte das halbvolle Glas auf die Arbeitsfläche. „Nicht jeder schätzt Freaks wie dich, Lily.", gab Petunia ihre Meinung preis. Ich rauschte aus der Küche und rief noch „Bestellt mir wenigstens ein Taxi!" in Richtung Küche. Oben knallte ich meine Zimmertür zu und warf mich auf das ungemachte Bett. Meine Eltern hatten mich jedes Jahr nach London gefahren und gerade jetzt, wo dieser Hohlkopf von dunklem Zauberer da draußen herum lief und wahllos Leute tötete, war es für mich als Hexe nicht gerade sicher.
Ich vergrub den Kopf in meinen Händen und setzte mich auf. In knapp zwei Stunden fuhr der Hogwartsexpress am Gleis 9 ¾ ab und ich würde bis dahin nach London kommen müssen. Ich kontrollierte noch einmal, ob ich alles hatte: Umhänge, Zaubertrankutensilien, Schulbücher, Fotos. Nachdem ich den Koffer geschlossen hatte, fuhr ich mit dem Zeigefinger über die golden geprägten Initialen L.E. Obwohl alle Koffer mit ihren Initialen hatten, machte es mich auf eine gewisse Weise stolz, genauso wie das Schulsprecherabzeichen, das ganz oben in meiner Umhängetasche lag. Mein Schulleiter, Professor Dumbledore, hatte mich zur Schulsprecherin ernannt, was mich wirklich stolz machte. Die ganze Arbeit der letzten Jahre hatte sich ausgezahlt. Glücklich schulterte ich meine Tasche und zog den Koffer die Wendeltreppe hinunter.
Eine halbe Stunde später war meine Katze Julie in ihrer Transportbox, mein Koffer und das restliche Gepäck im Taxi verstaut und ich umarmte meine Eltern ein letztes Mal. Trotz des morgendlichen Streits wollte ich mich von ihnen verabschieden, denn ich würde sie ja erst an Weihnachten wiedersehen. „Pass auf dich auf, Lily. Und schreib uns, ja?" Meine Mutter drückte mich fest an sich, während mein Vater mich mit einem gutmütigen Lächeln bedachte, als ich meine Arme um ihn schlang. Petunia hatte sich ohne Verabschiedung zu einem Brunch mit ihren Freundinnen aufgemacht.
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Jily - Forever In Love
FanfictionLily Evans letztes Schuljahr an Hogwarts beginnt und sie fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass gerade er - dieser arrogante, dennoch gutaussehende und ausgesprochen nervige - Junge, namens James Potter, mit ihr Schulsprecher geworden ist. ...