Unbekannte am Strand

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Gleichmäßig schlugen die Wellen auf die scharfen Felsen, die die Küste säumten und die Gischt spritzte. Der Himmel war strahlend blau und die Sonne beleuchtete die ganze Szenerie milde von oben. Die 16-jährige Kim Lesley Arias, die von allen immer nur Kim genannt wurde, stand mit ihrer besten Freundin Lilly oben auf einer Klippe und blickte auf den Strand unter ihnen. Hierher kamen sie immer, wenn sie sich von einer anstrengenden Mathe Klausur zu erholen. Nach einer Weile stiegen die Beiden den schmalen Pfad zum Strand hinunter. Der Wind blies Kim die langen braun-blonden Haaren aus dem Gesicht, Lillys, verhältnismäßig, kurze Haare waren zurück gebunden. Du bekommst die nie wieder auseinander!" bemerkte Lilly mit einem Seitenblick auf Kims, jetzt schon total verfilzte, Haare. Ja, ich weiß!" Kim grinste nur und lief weiter. Sie wollte so schnell wie möglich zum Wasser. Als sie Lilly erreichte, die schneller gewesen war, blieb Kim überrascht stehen. Lilly stand zu einer Salzsäule erstarrt da und blickte geradeaus. Kim blickte an ihr vorbei und wäre fast ebenfalls erstarrt. Dort am Strand, keine 100m von ihnen entfernt, stand ein Junge. Aber nicht irgendwer, es war ER. Er war etwa 17 Jahre, gr0ß und schlank und einfach nur umwerfend! Der Wind zerzauste sein rot-blondes Haar, das in einem starken Kontrast zu seiner braungebrannten Haut stand. Und selbst Shorts und ein enges schwarzes T-Shirt konnten seinen athletischen Körperbau nicht verbergen. Er war ein Traumprinz wie aus einem Märchenbuch und ließ Kims Herz höher schlagen. Er lag im hellen Sand und blickte scheinbar in Gedanken versunken hinauf zu den Wolken. Sein Gesicht war der Sonne zu gewendet, sodass sie seinen Gesichtsausdruck nicht wirklich sehen und deuten konnte. Der Junge setzte sich so plötzlich auf, dass Kim reflexartig einen Schritt nach hinten machte. Sein Gesichtsausdruck war nun sehr deutlich. Schmerz? Trauer? Was um alles in der Welt dachte der Typ jetzt? Was würde Kim jetzt darum geben, dass zu wissen...

Bene rieb sich übers Gesicht. Die Sonne war angenehm und auch der Sand war warm, aber etwas quälte ihn. Die Sehnsucht nach seinen Geschwistern und dem Golfspielen mit seinem besten Freund. Dieser Ort war zwar wirklich schön, aber nichts konnte dieses Verlangen stillen. Er würde wohl nach Hause zurück kehren. Bene wusste, dass sein Vater austicken würde, aber vielleicht konnte er sich von seinem Vater unbemerkt in den Palast schleichen und wenigsten für ein paar Minuten seine Geschwister und seine Mutter sehen. Komm sofort nach Hause!" Es war nicht die Erste Nachricht, die er von seinem Vater bekommen hatte und es würde auch ganz gewiss nicht die Letzte sein. Wenn Bene sich jetzt auf den Weg machen würde, dann wäre er in ca. 3 Stunden zu Hause. Und wenn er ganz großes Glück hatte, dann würde sein Vater jetzt noch in irgendeiner Besprechung sitzen. Bene trat so weit ins Meer hinein, dass es ihm bis an die Knie reichte und schloss die Augen. Er konzentrierte sich auf die Geräusche seines Körpers und spürte die Wärme durch seinen Körper fließen. Hierfür musste er seine ganze Konzentration aufbringen. Als er die Augen wieder öffnete, flimmerten die Ränder seines Sichtfeldes in einem blau grünlichem Ton. Der Junge, der mit vollem Namen Benjamin Maximilian hieß, kurz Bene genannt, öffnete die Augen wieder und merkte, dass die Verwandlung begonnen hatte. Bene wollte sich gerade in die Fluten stürzen, als er einen leisen Schrei hörte. Blitzschnell wandte er den Kopf und sah ein Mädchen. Ihre langen braun-blonden Haare wehten im Wind und er konnte Schrecken und Verwirrung in ihren Augen erkennen. Dann tauchte plötzlich noch ein zweites Mädchen auf, höchstwahrscheinlich ihre Freundin. Sie packte sie am Arm und zerrte sie hinter sich her, weg von ihm. So konnte er das beim besten Willen nicht stehen lassen. Innerhalb von Sekunden war Bene wieder in seiner menschlichen Gestalt und hatte die Beiden mit ein paar großen Schritten eingeholt. Die Haare des einen Mädchens flatterten wie Fahnen im Wind, während sie über den Strand rannten. Gleich habe ich sie, dachte Bene. Hätte er doch nur besser auf gepasst! Es durfte nicht bekannt werden, dass es so jemanden wie ihn wirklich gab. Das wäre das Ende! Für alle seine Brüder und Schwester, seine Eltern und sein ganzes Dorf. Es wäre eine Schande und das hätte ihm gerade noch gefehlt! Jetzt hatte er sie erreicht. Bene streckte die Hand aus und packte das eine Mädchen am Arm. Sie schrie auf und wandte sich zu ihm um. Es hatte lange (sehr, sehr lang) braun-blonde Haare und große graue Augen, die ihn vor Angst und Schrecken geweitet anstarrten. Sie war ganz blass und doch wunderschön. Sie schrie wieder und ein Tritt von ihr in den Unterleib riss ihn zurück in die Wirklichkeit. Vor Schmerzen ließ er sie los und krümmte sich auf dem Boden zusammen. Aua, aua, aua! Hatte die einen festen Tritt drauf! Als Bene wieder aufblickte war von den Mädchen nichts mehr zu sehen. Mühsam richtete er sich auf und holte ein Handy aus seiner Tasche. Mit schnellen ungeduldigen Fingern tippte er eine Nummer ein und hielt sich das Handy dann ans Ohr. Papa?...Ich habe ein Problem!"


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