Überfall

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Die Stunde verging schnell. Kim brachte ihn tatsächlich zum Krankenzimmer und dann bot sie sogar noch an, Bene nach Hause zu begleiten. Sie muss gesehen haben, dass ich mich kaum bewegen kann, dachte er und ging langsam neben ihr her. Sie schien extra langsam zu gehen und als sie dann bei Benes Miethaus angekommen waren, machte sie ihm noch ein paar Vorschläge, wie seine Rückenschmerzen am schnellsten weg gehen würden. Wenn du wüsstest, dass mein Rücken übersät ist mit frischen Wunden und Narben von Schlägen, dachte Bene, als er ihr hinter her blickte, wie sie hinter dem Hügel wieder Richtung Schule verschwand....

An Nachmittag trafen sich Lilly und Kim bei Lilly zu Hause. Kim hatte ihrer Freundin schon alles von dem seltsamen Jungen erzählt. Warum hast du ihn nach Hause gebracht?" fragte Lilly und zog eine Augenbraue hoch. Weil ihm der Rücken weh tat!" antwortete Kim strikt. Es sah so aus, als wenn er bei jeder Bewegung unglaubliche Schmerzen hätte. Im Unterricht hat er ab und zu mit zusammen gepressten Zähnen aufgestöhnt!" Lilly machte ein nachdenkliches Gesicht. Ich trau dem Typ nicht" sagte sie dann. Er verhält sich komisch. Vielleicht sollten wir uns von ihm fernhalten!" Kim runzelte die Stirn, musste Lilly allerdings recht geben. Dieser Benjamin Maximilian Kront benahm sich wirklich komisch, aber heute hatte er einen ganz netten Eindruck gemacht und wenn diese Sache am Strand nicht gewesen wäre, dann hätte Kim den Jungen gerne näher kennen gelernt. Aber sie hatte etwas gegen wildfremde Jungen, die einen am Arm festhielten und von denen man erst los gelassen wird, wenn man sie in den Bauch trat. Vielleicht war es wirklich das Beste, wenn sie ihn nicht näher kennen lernten und ihn einfach ignorieren. Bis vor drei Monaten hatte es diesen Jungen ja noch nicht einmal hier gegeben, also konnte das ja gar nicht so schwer sein...

Am Morgen hatten sie in der ersten Stunde wieder Mathe und Bene wunderte sich, dass seine Sitznachbarin Kim ihm den Rücken zu drehte und mit den Leuten, die hinter ihnen saßen arbeitete. Gestern war sie doch noch ganz anders gewesen. Vorsichtig, damit die Wunden am Rücken nicht wieder aufrissen, setzte er sich gerade hin und tippte Kim leicht auf die Schulter. Als diese sich um drehte war ihr Gesicht ärgerlich. Was ist?" fragte sie und ihre Stimme war alles andere als freundlich. Was willst du?" Nun war Bene irritiert. Ich...ähm, wollte mich noch mal wegen gestern bedanken!" Ihr wütender, ja fast gleichgültiger Gesichtsausdruck blieb und sie zuckte unbeeindruckt die Schultern. Bitte" Dann drehte sie sich um und wandte sich wieder an die Leute hinter ihnen. Was hatte sie? Hatte sie nur einen schlechten Tag? Oder hatte er irgendetwas gemacht, was ihr nicht gefallen hatte? Bene war mit seinem Latein am Ende. Aber er wusste, was ihm helfen würde. Ein langer Strandspaziergang heute Nachmittag. Zufrieden und voller Vorfreude wandte er sich wieder der recht einseitigen Partnerarbeit zu...

Adrian Felix Kront blickte auf, als ein Diener in den Saal eintrat. Dieser schien aufgeregt, aber gleichzeitig auch ängstlich zu sein. Seufzend legte König Adrian seinen Bericht zur Seite und wartete, bis der Diener vor ihm stand. Auch seine Gemahlin hörte mit ihrer Stickerei auf, um die Nachricht des Dieners an zu hören. Majestät!" rief dieser. Es geht um euren Sohn. Den Prinzen Benjamin!" Adrian runzelte die Stirn, doch dann beruhigte er sich wieder ein wenig. Was ist mit ihm, Karl?" fragte er den Diener. Hat er wieder Golf bis zum umfallen gespielt? Oder hat er den Zeremonienmeister aus dem Takt gebracht?"- Nein...Nein, Majestät!" stotterte der Diener. Was ist denn dann sooooo wichtiges passiert?"- Er...Er ist weg! Als ich heute in das Zimmer kam, um ihn zu essen zu geben und ihn anzukleiden, war das Bett leer." Der König brauchte einen Moment, dann tickte er völlig aus. Womit habe ich einen solchen Sohn verdient?" brüllte er, so laut, dass das Geschirr zu klirren begann. Nichts als Unsinn und Ungehorsam im Kopf. Und so einer soll später mal König werden! Nun habe ich ihn schon extra eingesperrt. Ich dachte die Schläge wären genug gewesen, aber nein! Drei Wochen liegt er im Bett und noch bevor die vierte Woche angefangen hat haut der undankbare Junge wieder ab. Aber ich werde ihn finden und dann bekommt er die größte Tracht Prügel seines Lebens!" König Adrian war ganz rot im Gesicht geworden, aufgesprungen und im Kreis gelaufen. Nun ließ er sich wieder auf seinen Thron sinken. Seine Gemahlin, die Königin Emilia Sophie Kront, begann zu weinen, doch der König beachtete sie gar nicht. Er war schon am Überlegen, wo sein Sohn sich wohl dieses Mal versteckt haben könnte...

Mit langen, fließenden Bewegungen führte Lilly die Bürste durch Kims lange Haare. Mittlerweile glänzten diese wie Seide und dann begann Lilly mit einer aufwendigen Flechtfrisur. Sie wollten heute zum baden an den Strand und deshalb machte Lilly Kims Haare zusammen. Nach dem letzten Mal mussten beide ca. 3 Stunden an Kims Haaren herum zerren und bürsten, bis sie wieder durchgekämmt und normal waren. Nun war Lilly fertig und die beiden Freundinnen machten sich mit Picknick Korb und Badesachen auf den Weg. Schon bald fanden sie eine schöne Badestelle und machten es sich bequem. Lilly trug einen nagelneuen hellblauen-dunkelblauen Bikini, während Kims aus einer blauen Shorts und einem schwarzen Oberteil bestand. Lilly wollte gleich ins Wasser und Kim wollte zuerst etwas essen. So machte Kim sich über den Picknick Korb her und Lilly ging eine Runde baden. Es dauerte gar nicht lange, da langweilte sich Kim und beschloss nach dem Essen einen Spaziergang zu machen. Lilly saß über ein Buch gebeugt am Strand und nickte nur kurz, als Kim ihr sagte, dass sie spazieren geht. Die Sonne war herrlich und Kim machte sich einen Spaß daraus, am Wasser entlang zu gehen. Nach ein paar hundert Metern kam sie um einen großen Felsen herum und blieb plötzlich abrupt stehen. Dort am Strand lagen oder besser gesagt saßen zwei Wesen. Sie hatten die Oberkörper von zwei Männer, doch jeder von ihnen hatte von der Hüfte abwärts einen silbern - geschuppten Fischschwanz. Meer Menschen, fuhr es Kim durch den Kopf und sie musste an all die Geschichten denken, die sie von diesen Wesen gehört hatte. Nicht immer schöne Geschichten. Kim wich einen Schritt zurück, doch dann passierte etwas Unerwartetes. Für einen kurzen Moment waren die Wesen in blendend weißes Licht getaucht, doch dann standen sie am Strand. Mit menschlichen Beinen. Sie hatten sich verwandelt. Das war zu viel. Kim schrie auf und wollte wegrennen, als die Männer sich zu ihr um drehten und sie anstarrten, aber ihre Beine waren wie fest gewachsen. Doch dann schrie der eine etwas. Los, schnapp sie dir!" Da war die Starre plötzlich aufgehoben und Kim rannte wie noch nie in ihrem Leben. Sie hörte das Keuchen der Wesen, hörte aber auch, dass sie näher kamen. Nur noch um den Felsen, dann... Da spürte sie plötzlich, dass sich von der Seite jemand auf sie stürzte und sie schlug hart auf dem Boden auf. Ein großer blond haariger Mann packte sie an einem Arm und zerrte sie vom Boden hoch. Ein zweiter braun haariger Mann erschien und musterte sie von Kopf bis Fuß. Nun wünschte sich Kim, sie hätte wenigstens noch ein T-Shirt an gezogen. Jetzt war sie nämlich nur im Bikini. Sie fühlte sich reichlich unwohl unter dem Blicken der fremden Männer. Der Blonde hatte sie immer noch am Arm gepackt und schüttelte sie nun. Wer bist du? Was hast du gesehen? Was tust du hier?" zischte er und schüttelte sie noch heftiger. Kim war viel zu überrascht und eingeschüchtert, um irgendetwas zu sagen. Wieder wurde sie von dem Mann geschüttelt, da mischte sich der andere Mann ein. Aber, aber, Jack" mahnte er und musterte Kim wieder eingehend. Wer wird denn bei so einem schönem Mädchen gleich Gewalt anwenden? Da gibt es viel bessere Methoden!" Er machte einen Schritt auf mich zu, der Blonde, Jack?, ließ mich los und ich wich schnell zurück, als nun Beide auf mich zu kamen. Schließlich stand Kim mit dem Rücken an einem Felsen und die Männer vor ihr. Nun hatte Kim wahnsinnige Angst. Resigniert schloss sie die Augen...


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