Der schlimmste Feind

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Bene:

Ich war so im Halbschlaf und sank gerade tiefer in ein Selbstmitleid Bad. Die Selbstmitleid Dusche goss Mitleid wie Wasser über mir aus und ich fühlte mich ein kleines bisschen besser. Da hörte ich eine Stimme meinen Namen rufen, die meine Wunden aufrissen und mich fast verbluten ließen. „Bene? Bene, bitte sag mir das es dir gut geht. Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe, das wollte ich nicht. Es war nur einfach zu viel für mich. Bitte wach auf, Bene!" Vielleicht sollte ich die Augen nicht aufmachen, dann würden sie meinen Namen noch öfter sagen und das hörte sich so gut an. Aber andererseits würde sie sich dann nur noch mehr Sorgen machen und das wollte ich ihr nicht antun. Langsam, ganz langsam öffnete ich die Augen und sah sie auf meiner Bettkante sitzen. Die braun-blonden Haare fielen ihr ein wenig zerzaust ins Gesicht und ihre wunderschönen grauen Augen waren besorgt aufgerissen. Sie wieder so vertraut und...menschlich au. Nicht mehr so emotionslos, wie gestern Abend. „Kim" sagte ich leise und musste lächeln. Ihr Gesicht verzog sich bei dem Namen und sie seufzte. „Ich weiß nicht, warum du mich immer Kim nennst und eigentlich heiße ich auch Thea, aber wenn es dir Spaß macht, nenne mich ruhig weiter so. Wie geht es dir? Es tut mir so leid, ich wollte dich weder beleidigen noch verletzen, aber du redest die ganze Zeit über Dinge, die mir nichts sagen und dass macht mich ganz nervös."- „ich weiß! Würde mir nicht anders gehen und bitte werde nicht wieder böse, aber darf ich dir erzählen, woher...ich glaube dich zu kenne?" Ich hielt die Luft an und wartete ab. Zuerst zuckte etwas in ihrem Gesicht und ich hatte Angst, sie würde gleich alles was sie zu fassen bekam nach mir werfen, aber dann nickte sie nur. „Von mir aus!" Okay, dann mal los, Bene, feuerte ich mich innerlich an. Dann begann ich alles zu erzählen, was ich gestern auch Caspar und seiner Mutter berichtet hatte. Alles! Ich ließ nichts aus und beobachtete zwischen durch auch ihre Reaktion. Als ich geendet hatte sah sie mich fast verzweifelt an. „Es tut mir so wahnsinnig leid, Bene! Vielleicht stimmt es ja auch was du erzählst, aber ich erinnere mich einfach nicht daran. Man, was ist nur mit mir los? Mit mir stimmt doch etwas nicht. Das ist nicht normal, dass man einfach so Gedächtnislücken hat, obwohl man noch nicht mal 20 ist. Tut mir leid, dass ich gestern Abend und auch heute wieder so ekelhaft zu dir war. Wenn wir nämlich zusammen sind, sagt man so etwas seinem Partner nicht. Ich werde es mir merken! Versprochen!" ich lächelte. Ihre Worte klangen hoffnungsvoll und ich schwor mir alles zu versuchen um ihre Erinnerungen zurück zu holen. Ich wollte sie gerne wieder in meinen Armen halten und in ihre Augen sehen können, ohne Angst zu haben, diesen leblosen Ausdruck dort wieder zu sehen. Ich war so in Gedanken vertieft, dass Caspars laute Stimme mich erst wieder in die Wirklichkeit zurück holte. „Da seid ihr ja. Habt ihr Leonie gesehen?" Er stand im Türrahmen und sah besorgt aus. Ich schüttelte den Kopf und sah Kim an. „Ich auch nicht!" antwortete sie. „Vielleicht ist sie noch im Garten, aber ich meine, dass sie mit rein kommen wollte." Nun schwang ich meine Beine aus dem Bett und zog mir schnell Schuhe an. Kim und Caspar warteten an der Terrassentür auf mich und dann machten wir uns gemeinsam auf die Suche nach Leonie...

Kim:

Der Garten war auf der Hausseite von einer dicken Mauer abgetrennt, auf der anderen Seite fielen die Klippen bestimmt 10-20 m fast senkrecht herab. Kein normaler Mensch wäre dort hinauf oder hinab geklettert. Es war einfach viel zu steil. Ich begann mit den beiden Jungen nach Leonie. Erst im Garten, dann im Haus und anschließend trafen wir uns wieder im Garten. „Nichts!" rief Caspar und Bene nickte. „Keine Spur!" Ich begann mir ernsthaft Sorgen um sie zu machen und lief zwischen den Büschen zum Haus hin und wieder zurück. „Leonie!" schrie ich und die beiden anderen folgten meinem Beispiel. „Leonie, wo bist du? Melde dich!" Ich wollte gerade noch einmal nach ihr rufen, als mir etwas am Rande der Klippen ins Auge stach. „Caspar, Bene!" schrie ich und rannte auf meine Entdeckung zu. „Kommt mal her!" Kurz darauf war ich an der Klippe angekommen und begutachtete meine Entdeckung genauer. Als Bene und Caspar hinter mir zum stehen kamen, hätte sie mich fast die Klippen hinunter gestürzt. „Was hast du gefunden?" fragte Caspar und ich zeigte es ihnen. „Das...Das ist doch.." begann er, doch ich unterbrach ihn. „Ja, das ist Leonie Kette. Dieser Stein ist unverkennbar. Aber ich habe noch mehr gefunden. Hier" ich hielt ihnen ein dickes Tau entgegen. „Das ist hier am Felsen fest gemacht. Offensichtlich ist hier doch jemand runter gestiegen!" Wir alle blickten an dem Seil entlang. Ich warf den Jungen einen Blick zu und schlang mir das Seil dann ums Handgelenk. Was auch immer mit Leonie passiert war, sie war dort hinunter gegangen. Und ich würde das jetzt auch tun...

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