Leise nährte ich mich dem Geschrei. Als ich hörte, worum es in dem Streit ging, gefror mir das Blut in den Adern. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich merkte, wie die Wut in mir aufstieg und mir einzelne Tränen die Wange runter liefen.
"Fass mich nicht an" schrie Nicole tränenüberströmt. "Nicole, lass mich das ganze erklären" flehte Christian.
"Was willst du da bitte erklären?" "Alles. Wir können doch über das Ganze reden"
"Wir können über gar nichts reden, ich rufe die Polizei" schniefte die brünette Frau. "Das wirst du mal schön lassen" sagte Christian. Seine anfangs sanfte Stimme veränderte sich schlagartig in ein bedrohliches Fauchen. Seine Frau schüttelte daraufhin nur ungläubig mit dem Kopf und holte ihr Handy aus ihrer Tasche.
Sie tippte schon darauf herum, als Christian es ihr nicht gerade sanft aus der Hand schlug.
"Ich sagte du wirst das lassen" schrie er laut und schupfte seine Frau nach hinten, an den Kühlschrank. "Du bewegst dich nicht von der Stelle und sagst auch kein Ton, oder es wird noch eine weitere Leiche geben" behauptete er scharf und nahm zeitgleich ein Küchenmesser zur Hand.
Erstarrt vor Angst schaute ich dem Ganzen zu. Mein Herz klopfte laut und ich hatte Angst mich zu bewegen, Angst entdeckt zu werden.
Ich musste unbedingt der Polizei anrufen.
Vorsichtig nahm ich mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte den Notruf. Ein Piepen ertönte und mit jedem Laut hoffte ich, dass Nicole und ich hier lebend herauskamen.
"Notrufzentrale Buenos Aires" ertönte eine weibliche Stimme. Ich wollte schon antworten, als ich merkte, dass ich entdeckt wurde.
Christian schaute mich mit grossen Augen an, währenddessen ich mit rasendem Herzen dort stand.
Verdammt.
"Wer ist da und was ist passiert? Reden sie doch" ertönte wieder die weibliche Stimme, jedoch konnte ich nicht antworten.
Bevor ich irgendetwas machen konnte, hatte mir Christian schon das Handy aus der Hand gerissen und mich neben Nicole in die Küche geschubst.
Mit voller Wucht knallte er mich gegen die Wand und ich musste mir einen Schmerzensschrei verkneifen. Er war es, er war das Monster das mein Leben zerstört hatte. Hasserfüllt schaute ich ihm in die Augen, sie funkelten blutrünstig und ich sah nur hass ihnen.
Was hatten meine Eltern ihm angetan? Wie hatten sie das Ganze verdient? Ich wusste es nicht.
Mein Wut wurde grösser und grösser, mein Atem schwerer und schwerer.
Ihnen wurde auf brutalster Weise die Kehle durchgeschnitten.
Sie waren Tot.
Sie waren Tot wegen ihm.
"Wieso?" fragte ich mit brüchiger Stimme. Es war nur ein Flüstern, kaum zu hören. Ich hatte nicht die Kraft zu schreien. Soll er mich doch umbringen, dass war mir gerade auch egal.
"Ach Luna, Luna" sagte Christian leicht belustigt und strich dabei über das Messer, das er immer noch in der Hand hatte. "Ich hatte meine Gründe, glaub mir" fuhr er fort.
Ich merkte wie Nicole neben mir angsterfüllt anfing zu zittern. Beruhigend ergriff ich ihre eine Hand und strich mit meinem Daumen sanft über ihren Handrücken.
Nur noch ein Wunder konnte uns retten, dass war mir bewusst.
"Ich hätte es gerne bei den zwei Toten gelassen, dass müsst ihr mir glauben, aber ich konnte ja nicht ahnen das du, meine eigene Frau, mir so in den Rücken fällst" redete der Mörder meiner Eltern vor sich hin.
"Noch irgendwelche letzte Worte?"
Fieberhaft dachte ich nach, wie konnte ich uns aus dieser Lage befreien?
Die Polizei. Mit Glück hatte Christian mein Handy nicht ausgeschaltet. Ich musste einfach Zeit gewinnen.
"Wenn du mich ja sowieso umbringst, kannst du mir wenigstens sagen, warum meine Eltern sterben mussten? Immerhin bringt man seine Schwester und ihren Mann nicht einfach so um" fragte ich meinen Onkel, versuchte möglichst stark zu klingen.
Christian dachte kurz nach, bevor er sein Mund öffnete und anfing zu erzählen: "Geld. Ich schuldete deiner Mutter einen Haufen von Geld. Sie hatte mir vor 20 Jahren einen ganzen Batzen davon geliehen, damit ich meinen Traum einer eigenen Firma verwirklichen konnte. Das Ganze hat sie ihrem Mann nicht erzählt. Als dein Vater das aber vor zwei Jahren erfuhr, wollte er das Geld wieder haben und zwar so schnell wie möglich. Als ich ihm erklärte, dass ich das Geld nicht hatte, wurde er wütend, sehr wütend. Ich hätte meine Firma schliessen müssen und das wiederum hätte mich in den Ruin getrieben. Verstehst du? Meine Existenz stand auf dem Spiel, mein gesamtes Leben." erklärte er und kam mir dabei immer näher und näher.
"Meine Eltern starben also wegen Geld?" fragte ich empört, ich musste meine Wut zurückhalten. So viele Tränen hatte ich geweint, so oft mit dem Gedanken gespielt, einfach aufzugeben.
"Tue nicht so, heutzutage ist doch jeder Geldgierig. Du hättest in meiner Situation genauso reagiert" zischte er und legte das Messer, mit einem leichten Druck, unter meine Kehle.
"Christian, bitte leg das Messer weg" mischte sich nun Nicole ein. Sie versuchte ihr Angst zu überdecken, dass merkte man ganz deutlich.
"Du musst gar nichts sagen. Meinst du, du hättest ohne das Geld in so einem Haus wohnen können? So ein Leben führen können?" Christian wurde mit jedem Wort lauter und mit jedem Wort wurde der Druck, die Aggressivität grösser.
"Lieber hätte ich mich mein Leben lang nur von Brot und Wasser ernährt" erwiderte Nicole. Trauer spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder.
Christian schaute sie wütend an. "So etwas wie dich als Mann zu haben.." wollte Nicole fort fahren, wurde jedoch unterbrochen.
Wutentbrannt stiess Christian nämlich das Messer in Nicoles Bauch. Mit einem qualvollen Schrei sank die Frau zu Boden. Ihre Hand, die immer noch in meiner lag, verkrampfte sich und entglitt meiner immer wie mehr.
"Und so etwas wie dich als Frau zu haben, du undankbares Miststück "schrie er auf sie ein und kickte der wimmernde Frau am Ende seiner Worte in die Seite.
Ich sah wie die arme Frau ihre Augen schloss, Blut qualmte in Strömen aus ihrem Bauch.
War sie... War sie tot? ¨
Mein Blick glitt über ihren leblos aussehenden Körper. Nicole.
"Du bist so ein Monster" flüsterte ich leise, musste mir meine Tränen zurück halten.
"Wenn du das sagst" Christian zuckte mit seinen Schultern. Hatte er denn gar kein Reuegefühl? Liess ihn das wirklich so kalt? Immerhin war es seine Frau, die Mutter seines Sohnes.
Gaston. Er tat mir so leid.
"Also, kommen wir zu dir" sagte mein Onkel und schaute mir direkt in meine Augen. Er wirkte Gefährlich, jedoch verspürte ich im Moment keine Angst. Das einzige Gefühl das in mir war, war ein riesen Hass.
Hass auf die Person die meine Mutter, meinen Vater und vielleicht Nicole umbrachte. Hass auf die Person die mein und das Leben von Gaston zerstörte. Hass auf die Person die auch mich umbringen wird.
"Noch irgendwelche letzten Worte?" fragte Christian, währendem er das Messer wieder an meiner Kehle ansetze.
"Ich hasse dich" war das Letzte was mir über die Lippen kam, bevor er das Messer in meine Kehle drückte und mir schwarz vor Augen wurde. Ich hörte kurz noch leise eine Sirene, bevor es vorbei war.
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Nach Regen kommt Sonne! Lutteo
FanfictionIch war schon seit klein auf, ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Ich hatte viele Freunde. Ich war glücklich, ich war verdammt glücklich. Doch das alles veränderte sich mit dieser einen Nachricht, diesem einem Moment. Meine kleine, aber bunte Welt...