XLV

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Danke für 14.000 Reads! Ein etwas kürzeres Kapitel, aber hoffentlich gefällt es euch dennoch :D

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Wir saßen im Wohnzimmer auf dem verfilzten, dunkelroten Teppich, weil hier etwas mehr Platz war als in der engen Küche. Meine Mutter öffnete geschickt die doppelte Schleife und holte nacheinander schön verpackte Geschenke heraus.

"Amy", las sie vor, was auf einem großen, rechteckigen Geschenk stand.

Irgendwie war das ganze verdammt gruselig. Wer schenkte uns einfach so Geschenke? Die Person kannte auf jeden Fall unsere Namen und allein das war beängstigend.

Meine Mum wies meine kleine Schwester an zu warten und legte das Geschenk vor ihr ab. Neugierig betrachtete meine Schwester das Geschenk mit ihren großen, braunen Rehaugen.

"Brian und Ryan". Ein riesiges Geschenk wurde vor ihren winzigen Füßen abgelegt und ihre Augen begannen zu strahlen.

"Ms David bin wohl ich", sagte sie, als sie einen Umschlag raus fischte und neben sich ablegte.

Dann kramte sie weiter und holte als Nächstes ein Geschenk für Evan heraus.

"Zoey", las sie vor, als sie das letzte Geschenk heraus nahm. Es war kleiner als das von meinen Geschwistern. Etwa die Hälfte meiner Hand. Dazu klebte unten ein Brief dran.

Ich guckte mir das Geschenk genauer an. Das rote, glitzernde Papier war sorgfältig um die Geschenke gewickelt und die Namen waren in einer ordentlichen Druckschrift mit schwarzem Edding geschrieben.

"Öffnet die Geschenke ruhig", sagte unsere Mum. Meine Geschwister ließen sich dies auf keinen Fall zweimal sagen. Eifrig stürzte sich Amy auf ihr Geschenk, genauso wie Brian und Ryan. Keine Sekunde später flogen die Papierfetzen in der Luft herum und fielen wie buntes Konfetti wieder zu Boden.

"Unglaublich", kreischte Amy aufgebracht, als ihr Geschenk zu Vorschein kam. Zwei nagelneue Puppen mit Accessoires hinter der Plastikverpackung erschienen. Dazu zwei Hefte mit Sticker und Vorlagen zum Zeichnen und Glitzerstifte.

Auch mein Mund stand offen. Wer kaufte uns so etwas? Wer hätte für so was schon das Geld?

Brian und Ryan hatten eine Hot Wheels Bahn mit verschiedenen Autos. Sie waren komplett aus dem Häuschen, genauso wie Evan, als er zwei noch eingepackte Boxhandschuhe in der Hand hielt.

"Solche besitzen auch einige Profis", staunte er mit offenen Mund. Er könnte nicht glauben, was er dort in der Hand hielt.

Meine Mutter ließ stumm und mit unleserlichen Miene den Brief, während meine  Päckchen immer noch vor meiner Nase lag. Meine Geschwister waren immer noch hin und weg gerissen von ihren Geschenken, als ich endgültig nach meinem griff.

Es war leicht und ich entschied erst, den Brief zu lösen und zu lesen.

Hey Kätzchen,

Frohe Weihnachten.

Ich hoffe, dass dein Geschenk dir gefallen wird.

Es stand kein Name auf dem Brief, aber das brauchte ich auch nicht. Denn plötzlich wurde mir alles klar. All die Geschenke waren von Eric. Nur er nannte mich Kätzchen.

Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen. Warum hatte er das getan?

Ich schlag meine Finger um das Geschenk und löste die Klebestreifen. Sorgfältig packte ich es aus und hielt eine weiße Schatulle mit hellblauer Schleife in der Wand. Meine Augen weiteten sich und mit zitternden Händen öffnete ich die Schatulle.

Mein Mund war offen und meine Augen wurden größer den je. Mein Atem stockte.

Auf dem weißen Samt lang eine silberne, schlichte Kette mit einem runden Anhänger, kleiner als mein kleiner Fingernagel. Es war ein hell blauer Stein, fest gebunden mit einer eingeriebenen Fassung. Das Steinchen glänzte und funkelte verführerisch und das klare und helle blau wirkte wie ein wolkenloser Himmel. Wunderschön.

Zu geschockt, um mich zu rühren, blieb ich mit der Schatulle in der Hand sitzen und starrte auf das kostbare, elegante Schmuckstück. Warum hatte mir Eric zu etwas geschenkt? Es sah aus, als sei es ein Vermögen wert!

Während meine Familie immer noch beschäftigt war, stand ich mit dem wunderschönen Schmuckstück auf und ging in das Badezimmer. Vor dem Spiegel holte ich die Silberkette ganz vorsichtig heraus und strich mit meinen Fingern sanft über das Material, bis ich beim Anhänger ankam. Ich fuhr über den Stein, von dem ich keine Ahnung hatte, wie man ihn nannte. Doch Aussehen tat er äußerst wertvoll und besonders. Die Oberfläche war glatt und kühl, wie die eines Eiswürfels.

Dann öffnete ich den Verschluss der Kette, legte sie mir behutsam um und schaffte es, sie mit etwas Mühe wieder zu schließen. Mit großen Augen starrte ich mein Spiegelbild an und stellte fest, dass der himmelblaue Stein meiner Augenfarbe fast entsprach.

Geblendet von der Schönheit des Steines, bemerkte ich erst, dass auf dem Deckel in der Innenseite ein Zettelchen mit Informationen war. Mit der Beschreibung, die in goldener und geschwungener Schrift gehalten war, konnte ich nicht besonders viel Anfangen. Nur als mir das Wort 'Saphir' in die Augen sprang, schnappte ich nach Luft. Natürlich sah der Stein wertvoll, elegant und luxuriös aus, trotzdem hätte ich nie gedacht, dass Eric mir eine Silberkette mit einem winzigen Edelstein als Anhänger kaufen würde. Mir blieb fast die Luft weg und mein Herz hämmerte los. Freude machte sich in mir breit, weil er mir und meiner ganzen Familie Geschenke gemacht hatte. Diese Geste war unfassbar nett, jedoch gar nicht nötig gewesen. War es schlimm, dass ich im nichts schenkte? Ich hätte ja nicht wissen können, dass er es schon tat.

Gleichzeitig war ich froh, dass die Kette ziemlich schlicht war, weil ich mit keiner pompösen und detaillierten Kette rum laufen könnte und wollte. Den Anhänger könnte ich in meinem Ausschnitt verstecken, damit man nur die Kette sah.

Ich blickte abermals in den Spiegel und seufzte glücklich. Meine Gedanken glitten zu morgen. Ich müsste noch mit meinem Bruder reden, bevor ich morgen zu Eric gehen konnte, aber auch das ließ sich machen.

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