8. Kapitel

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,,Was habt ihr euch nur dabei gedacht?", Frederik lief auf und ab.
Er fuhr sich dabei auch mehrmals durch die Haare.
Er war verzweifelt, dass wusste ich.
Doch ich war sauer! Und zwar so richtig.

,,Ella, wir geben euch als Prinzessin aus, dann müsst ihr euch wie eine benehmen. Wisst ihr überhaupt wie geschockt meine Mutter war? Sie zweifelt sogar an der Wahrhaftigkeit der Geschichte. Ihr habt der engsten Vertrauten von Prinzessin Henrietta, das Dessert übergekippt.
Allgemein seid ihr, wie eine Bäuerin ausgeflippt, die ihren Gemahl mit einer anderen erblickt hat.
So wird das nicht funktionieren."

Ich ließ mich auf das große Himmelbett fallen. Das ist einfach so viel Stress auf einmal.

,,Das Hühnchen hat es nicht anders verdient. Ich kann nun mal nicht damit umgehen, wenn man mir Unrecht tut.
Versteht das bitte. Jeder hackt auf mir herum, jeden stört etwas an mir. Ich will doch nur in Frieden leben."

Frederik kam ans Bett heran und zog mich zu sich hoch.

,,Ich habe euch ein Bett zum schlafen bereit gestellt, damit ihr nicht im Wald eure letzten Atemzüge tätigt.
Ich bitte euch, euch zu benehmen.
Und ihr solltet wissen, dass ihr durch jeden kleinsten Fehler zu Tode verurteilt werden könnt."

,,Wie meinst du das?", ich war ein wenig verwirrt.

,,Meine Schwester Henrietta und meine Mutter sind nicht gerade die Einfühlsamsten hier. Wenn ihr nicht aufpasst, seid ihr schneller euren Kopf los, als euch lieb ist.
Darum bitte ich euch aufzupassen.", Frederik schaute mir aufdringlich in die Augen.
Er schien sich echt Sorgen zu machen.

,,Was soll ich nun tun?", fragte ich ihn.

,,Am besten vereinbart ihr ein Treffen mit Henrietta. Das kann ich auch für euch tun.
Lady Iléna wird auch bei ihr seien.
Entschuldigt euch dann zuerst bei Henrietta und dann bei Iléna.
Dann können wir nur hoffen, dass es ohne Konsequenzen ausgeht."

,,Heißt das, ich könnte noch welche bekommen?", die Panik steigt in mir.
Ich habe nicht über das alles nachgedacht und jetzt wird mir erst bewusst, wie ernst diese Situation ist.

,,Es könnte sein, dass sie euch zu irgendwas einteilt.
Sie glauben zwar alle, dass ihr eine Prinzessin seid, doch ihr seid ein Mensch wie jeder andere auch.
So könnte sie euch auch in die Küche schicken, zum Hühnchen rupfen. Ihr seid zwar eine Prinzessin. Jedoch habt ihr nicht das Recht ihre Vertraute zu tadeln. Das hat alleine nur meine Schwester."

,,Na, ein Hühnchen habe ich noch zu rupfen.
Frederik, muss ich mir solche Aussagen gefallen lassen? Sie hat mich beleidigt.", meine Stimme wurde höher.
Warum muss ich mich entschuldigen, wenn sie das Biest war?

,,Ich kann da leider nichts für dich tun, Ella. Ihr solltet nun schlafen gehen. Es war ein anstrengender Tag für euch.
Gute Nacht.", Frederik machte kehrt und Dienstmädchen Olga kam rein.

Sie half mir beim Umziehen, sagte aber kein Wort.
Ich frage mich, ob sie das je tun würde.

,,Emilia!", die Frau schrie.
Sie war meine Mutter. Das sah ich vom weiten.
,,Ja?", ich lehnte mich aus der Türlehne hinaus.
Ich hatte Angst. Angst davor, was die Frau da tut. Sie hatte das so oft getan. So oft.
,,Komm her!", fordert sie mich.
Ich weigerte mich. Ich wollte nicht zu dieser Frau, die mich quälen würde.
,,Ich sagte komm her!", nun warf sie etwas nach mir, danach verlor ich das Bewusstsein.

Ich wachte auf. Schweiß gebadet. Mir liefen die Schweißperlen förmlich durchs Gesicht.
Dieser Traum kommt mir so bekannt vor.
Meine Mutter.. ich hatte sie so lange nicht mehr gesehen. Sie hat mir so oft Unrecht getan. Deswegen lebte ich auch nicht mehr Zuhause, sondern im Heim.  Sie war überfordert mit mir, schlug mich. Nur mein Bruder Henrie durfte bei ihr lieben, weil sie sich angeblick gebessert hatte..

Die Gedanken quälten mich, sodass ich durch den Palast schlenderte.
Es war wohl früher Morgen, denn die Angestellten des Palastes kamen nach und nach auf die Gänge.
Sie waren leise, jedoch merkte man wie hektisch ihre Aufgaben hier waren.
Eine Wache baute sich vor mir auf.

,,Miss, es ist früh in der Stund, gibt es ein Problem?"

,,Nein,  ich konnte nur nicht schlafen und wollte mir etwas die Beine vertreten."

,,Verstanden, sollen wir Ihnen ein Dienstmädchen zur Verfügung stellen, die sie begleitet?"

,,Nein, dass ich nicht nötig. Ich hätte nur eine Frage, ob es hier Räumlichkeit gäbe, wo man Bücher findet?", der Soldat nickte und befahl einen jungen Angestellten mich dort hinzuführen.

Dort angekommen, öffnete er mir die Tür und schloss sie, als ich hineintrat.

Die Bücherei, wenn man es so nennen kann, war relativ klein, jedoch gab es jede Menge Bücher und Schriften hier.
Was mir aber als erstes auffällt, war ein Arbeitstisch wo jemand drauf schlief.
Das war niemand anderes als der Thronerbe.
Er hatte seinen Kopf auf seinen Arm und gab seltsame Geräusche von sich.

Scheint als hätte da jemand einen guten Schlaf.
Ich bezweifelte aber, dass es angenehm war.

Ich ignorierte den schlafenden Prinzen und begab mich in Richtung Bücher.
Die Bücher hatten alle kein Namen und als ich sie öffnete, sprang mir nur Schriften entgegen, die ich nicht entziffern konnte.
Dabei wollte ich nur wissen, in welchem Jahrhundert wir uns befanden.
Damals hat mich Geschichte nie sonderlich interessiert, doch es wäre schön zu wissen, in welcher Zeit ich mich befand.
An Pest oder so, will ich jetzt nicht unbedingt erkranken.

,,Mhhhmm."
Ich glaube es dauert nicht mehr lange bis der Prinz aufwacht.
Soll ich hier bleiben und so tun, als hätte ich ihn nicht gesehen ?
Oder sollte ich lieber gehen, kann ja sein dass der Prinz das ganze hier falsch deutet.

Ich beschloss einfach noch ein wenig zu bleiben.
Denn ich wollte irgendwas hier rausfinden.
Ein wenig herumschnüffeln sollte ja nicht verboten sein.

Ich war ganz vertieft in ein Buch, dass selbstbemalt war, als ich plötzlich eine Atmung hinter mir hörte.
Ich ließ reflexartig das Buch fallen und drehte mich um.
Hinter mir stand niemand anderes, als der Thronerbe.
Das er aufgestanden ist, habe ich gar nicht mitbekommen.

,,Ella, mich freut es, dass wir uns so schnell wieder sehen, doch ich hätte mit einen romantischeren Ort, als diese staubige Bücherecke gerechnet."
Er verbeugte sich und gab mir dabei einen Handkuss.
Ich verbeugte mich ebenfalls und sah ihn verwirrt an.
Ich verstehe warum Lady Arista gesagt hatte, dass er viele Frauen Kontakte hat.
Er versucht die Frauen ja förmlich mit seinem Blick zu umgarnen.

,,Eh, ja eure Hoheit. Ich konnte nicht mehr weiterschlafen und wollte mir etwas die Beine vertreten. Und nun bin ich hier gelandet, Ha ha.", oh ja Emilia, dass war ja so lustig. Du bist ja eine richtige Vollidiotin.

Dem Prinzen schien meine nervöse Art gar nicht zu stören. Im Gegenteil wohl.
Er hielt mir seinem Arm hin.

,,Wie wärs, wir machen einen Spaziergang durch den Palast.
Ich erzähle euch etwas über diesen Ort und ihr erzählen mir etwas über euch.
So lernen wir uns ein wenig kennen.
Und ich brenne darauf, mehr von euch zu erfahren."

Seine braune Augen strahlten.
Und die Bemerkung von Frederik schien in den Hintergrund zu rücken.
Er war interessant und ich brenne darauf mehr zu erfahren.
Mehr von dem verletzten Jungen, den er zu verbergen mag.

Eine Liebe aus einer anderen ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt