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Es war dunkel.

Knackend streckte ich meinen Arm aus und gähnte.

Taddl saß ruhig auf dem Fahrersitz und hatte seinen Kopf angelehnt. Sein Mund war leicht geöffnet und ein leises Schnarchen kam heraus.

Seufzend starrte ich aus dem Fenster in die Dunkelheit. Es war eine dumme Idee gewesen im Auto zu schlafen, das war alles andere als bequem. Mein Po war eingeschlafen und mein Nacken steif geworden.

Leise öffnete ich die Autotür und stieg vorsichtig aus dem Wagen. Ich schaute noch einmal in den Wagen, um mich zu versichern, dass Taddl auch wirklich schlief und ich ihn nicht geweckt hatte.

Schnell entfernte ich mich vom Wagen und war erleichtert, als ich den knirschenden Kies verlies und auf einer weichen Wiese weiter laufen konnte. Um mich herum gab es nicht viel, zumindest erkannte ich nichts außer einer Tankstelle und einem kleinen Klohäuschen. Die Straße verlief direkt vor mir und Autos brausten hin- und her.

Mein Magen grummelte. Das letzte Essen war schon lange her und ich würde so nicht weiter schlafen können, also suchte ich in meinen Taschen nach Geld und machte mich auf den Weg zur Tankstelle, nachdem ich fündig geworden war.

Die grellen LED Lampen blendeten mich für ein paar Sekunden und ich kniff die Augen zusammen. Ein unangenehmer Geruch stieg mir in die Nase und mir wurde für einen Augenblick schwindelig. Mein Magenknurren riss mich aus meiner Benommenheit und ich schlurfte zum Süßigkeiten Regal.

Eine Kaugummi schmatzende Frau mit grauen Haaren und Zigarette im Mund beobachtete mich und klopfte nervös mit ihren Fingernägeln auf den Thresen, die schon gelb verfärbt waren.

Ich nickte ihr kurz zu und suchte mir schnell eine Packung Skittles und ein Snickers aus. Mehr Geld hatte ich nicht gefunden, also musste das wohl vorerst reichen. Vielleicht hatte Taddl noch etwas oder wir würden nachher an einer Bank halten um Geld abzuheben.

Lächelnd legte ich das Essen auf dem Thresen ab und die Verkäuferin tippte gelangweiligt in ihre Kasse ein.

"5,98€", schmatzte sie und hielt mir ihre Hand hin. Sie zitterte.

Nervös gab ich ihr sechs Euro, nahm meine Sachen und verabschiedete mich mit einem "passt so". Schnell lief ich aus der Tankstelle, der Ort war gruselig.
Ich drehte mich noch einmal um, aber die Frau war verschwunden. Meine Schritte wurden schneller, bis ich wieder draußen war.

Ein Schauer lief mir über den Rücken als ich Schritte hinter mir hörte. Abrupt blieb ich stehen und drückte meine Süßigkeiten an mich.

Ganz langsam drehte ich mich um, doch bevor ich jemanden erkennen konnte, bekam ich einen Schlag auf den Kopf. Alles wurde schwarz.

Ich spürte wie ich auf den Boden fiel und ein brennender Schmerz durchfuhr meine Schulter, weswegen ich gequält aufschrie. Ich unterdrückte meine Tränen und versuchte die Hand wegzutreten, die sich um meinen Fußknöchel geschlungen hatte.

Was zur Hölle war hier los, wer war das!

Ächzend rappelte ich mich auf und biss der fremden Person in den Arm, bis ich von ihr eine Ohrfeige bekam. Schreiend trat ich wie wild um mich, bis ich eine zweite Person erkannte, die sich auf den Fremden stürzte.

Erschrocken krabbelte ich ein paar Schritte zurück. Mit wildem Geschrei und Ächzen prügelten sich die zwei Personen vor mir, bis der aus der Tankstelle einen Schlag in den Nacken bekam und lautlos nach hinten umkippte.

Ich war starr vor Entsetzen, bis der Mann auf mich zu rannte und mein Gesicht in seine Hände nahm.

"Tessia! Gehts dir gut? Sag doch was, mein Gott!"

Zitternd erkannte ich Taddl und fing hemmungslos an zu weinen. Heiße Tränen strömten über mein Gesicht, als ich starke Arme um meinem Körper spürte. Hilflos schlang ich meine Arme um Taddl und drückte mein Gesicht in sein T-Shirt.

Ich wusste nicht was passiert war, ich fühlte mich einfach nur taub und verzweifelt und meine Schulter schmerzte.

"Hey, alles ist gut", flüsterte Taddl leise und strich mir sanft über den Rücken. "Der Mann ist weg, er wird dir nichts mehr tun.""

Ich drückte mich noch einmal fest an Taddl, bevor ich mich etwas löste.

Ernst schaute er mir in die Augen und hielt mich an den Schultern fest. "Was hast du dir alleine gemacht? Und was ist passiert, Tessia? Ich hab mir solche Sorgen gemacht als ich die offene Wagentür gesehen hab!"


"Ich wollte doch nur Essen holen..", flüsterte ich leise.

Seufzend wischte Taddl meine Tränen weg und schüttelte seinen Kopf. Er küsste meine Stirn, was mich kurz aus dem Konzept brachte, und schob mich dann zum Auto.

"Ich hatte es doch vor ein paar Stunden gesagt. Keine Alleingänge mehr, vor allem nicht nachts!" Er fuhr sich über sein Gesicht und erst jetzt bemerkte ich die Wunde an seinem Auge.

Leise lachend holte ich ein Pflaster aus meiner Hosentasche, das ich vorher beim Geld Suchen gefunden hatte, und drehte sein Gesicht zu mir. Vorsichtig klebte ich es auf die blutende Stelle und schaute zufrieden.

Ein klein wenig fing Taddl an zu grinsen, bis er ernst wurde und sich umschaute.

"Steig in den Wagen, wir fahren schnell weiter. Ich hol dir woanders etwas zu essen."

Nickend setzte ich mich in den Wagen und schnallte mich an.

Ich sah im Rückspiegel wie Taddl das Auto von außen absuchte, eine Decke aus dem Kofferraum holte und sich dann noch einmal kritisch umsah, bevor er ebenso einstieg.

Lächelnd hielt er mir die Decke hin, die ich dankend annahm und um meinen Körper schlang. Als ich meine Schulter berührte, zuckte ich kurz zusammen. Was für ein Mistkerl das aber auch gewesen war!

Mit durchdrehenden Reifen fuhr Taddl vom Parkplatz der Tankstelle und hinterließ eine Fontäne aus fliegendem Kies.

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Gibts euch noch?♥

Bodyguard - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt