Gabriel's PoV:
Nachdem wir, zusammen mit der Klasse, Hackbraten und Gemüse zubereitet hatten, wobei Melanie dafür gesorgt hat, dass Kili Luk und ich das vegetarische Menü bekommen, ging es zum essen in die Halle. Angewidert stochern Luk und ich in unserem Gemüse und dem Tofuplätzchen rum. Kili scheint das Zeug anscheinend zu mögen. "Ihr zwei werdet auch aufessen. Ihr wollt doch nicht unnötig auffallen, oder?" Melanie musste sich natürlich an unseren Tisch setzen. Zögerlich spiesse ich einen Brokkoli auf die Gabel und beäuge ihn misstrauisch. "Na iss ihn schon, wer wird dich auch nicht beissen" das 'beissen' betont sie extra. Widerwillig lasse ich den Brokkoli in meinem Mund verschwinden. Gleich scheusslich wie vor meiner Bisszeit. Immerhin weiss ich jetzt wie der grüne Fleck von damals wirklich aussieht. Kartoffeln habe ich gemocht, was ich anscheinend immer noch tue. "Sag mal Luk. Magst du Brokkoli?" Flehend sehe ich ihn an. "Schon, aber Kartoffeln sind widerlich, bäh. Die fühlen sich wie nasses Mehl an." Innerlich vollführe ich einen Freudentanz. Vor Melanie, deren Gesichtszüge sich schon verabschiedet haben, tauschen Luk und ich Brokkoli gegen Kartoffeln. Jetzt bleibt nur noch das Tofu. Ich nehme mir einen kleinen Happen, und muss mir mühe geben, den nicht gleich wieder auszuspucken. Die Konsistenz ist einfach widerlich, aber der Geschmack geht. Luk hingegen lässt sich von der Konsistenz überhaupt nicht stören und schaufelt das Tofu in sich rein. Zusammen mit der Klasse spühlen wir noch ab. "In einer Stunde wollen wir in die Stadt gehen, kommt ihr mit?" fragt uns der Lehrer, nachdem wir fertig abgetrocknet hatten. "Ich glaube wir bleiben lieber hier, nicht wahr Gabriel?" Ich nicke zustimmend, schliesslich müssen wir uns noch an Marlon rächen. Kaum ist die Klasse weg, und mit ihnen schwerenherzens auch Kili, suchen wir uns zwei Eimer und füllen sie mit Schlamm, im Garten ist wegen dem Regen ja genug davon. Die Dreckspampe verteilen wir an der Stelle im verbotenen Teil des Schlosses, an der eine Aussenwand fehlt. Luk steht in die Matschepampe rein und zieht eine Spur bis vor Marlons Sarg. Danach trage ich ihn wieder nach draussen, wo wir versuchen die klebende Masse von seinen Füssen zu kriegen. Bald darauf kommt leider die Klasse schon wieder. Es wird noch zu Abend gegessen, und dann können wir endlich für ein paar Stunden in unsere Särge kriechen. "Achtung, nicht in die Spur stehen!" Warne ich Luk leise. Dieser nickt nur wissend. "Wie geht es eigentlich deinen Striemen?" Luk, besorgt wie eh und je. "Die sind weg, glaube ich zumindest." Damit gibt sich Luk zufrieden und verschwindet, genau wie ich, in seinem Sarg. Hach, ich freue mich schon auf später. Naja, jedenfalls auf den Teil mit der Rache an Marlon. Danach heisst es ja wieder Schule. Bei Draculas Eckzähnen, wir bekommen wahrscheinlich die Aufsätze zurück. Armer Ole, bei seiner Rechtschreibung kann das ganz schön schmerzhaft werden. Wie dem auch sei. Müde schliesse ich meine Augen. Wenigstens einweing sollte ich schlafen, sonst gehe ich noch drauf. Entweder wegen dem Schlafentzug, oder wegen Raffzahn, weil ich andauernd verschlafe.
Luks PoV:
Einmal. Nur einmal möchte ich doch ausschlafen können. Dies sind meine ersten Gedanken, als ich von einem ausergewöhnlich lautem Gebrüll und Poltern auf meinen Sargdeckel geweckt werde. Genervt stosse ich den Deckel auf und erfasse auf einen Blick die Ursachen sämtlicher Geräusche: Das Hämmern auf den Sargdeckel stammt von Gabriel, der nun mit der Miene eines Weihnachtsmannes, der ein besonders grosses Geschenk dabei hat, auf die Quelle des Gebrülls. Ein Raffzahn mit puterrotem Kopf hält einen Marlon mit noch röterem Kopf am Kragen gepackt und schüttelt ihn. Ich ertappe mich dabei, wie ich schadenfroh anfange zu grinsen. Die anderen Jungvampire sind mittlerweile auch aufgewacht und blicken schlaftrunken Raffzahn nach, der Marlon am Kragen aus dem Raum zerrt. Gabriel und ich wechseln einen schnellen Blick, dann springen wir wie auf Komando auf und folgen unserem Schulleiter und seinem Sohn. Eigentlich wäre es gar nicht nötig gewesen, zu schleichen. Da Raffzahn Marlon hin und wieder eine knallt, sobald dieser Anstalten macht sich zu sträuben, schreit Marlon dementsprechend laut. Fast habe ich Mitleid mit ihm, denn als Raffzahns Liebling war er stets von Behandlungen dieser Art verschohnt geblieben. Doch ich brauche mir nur letzte Nacht in Erinnerung zu rufen und schon weiss ich wieder, dass ein Grinsen hier besser angebracht ist als Mitleid. Sobald Raffzahn den protestierenden Marlon in den Raum gezerrt hat, mit dem Gabriel und ich nur die schlimmsten und unangenehmsten Erinnerungrn verbinden, als wir beide auch schon vor der Tür in Stellung gehen. Ich presse mein Ohr an die Tür und Gabriel linst durchs Schlüsselloch. Zuerst ist nur ein Poltern zu hören und zwei Schreie, die von Marlon stammen, wie Gabriel mir leise flüsternd mitteilt, weil er von Raffzahn zwei Backpfeifen kassiert. Dann kristalisieren sich die Stimmen deutlicher heraus. Raffzahn hält Marlon eine Schimpftirrade. Von wegen, er habe sich noch nie wegen ihm zu schämen gebraucht und er sei eine Schande seiner ganzen Familie und er ende so ja noch wie Gabriel und Luk. Bei diesen Worten muss ich beinahe lachen. Die Vorstellung, dass sich Marlon der Lieblingsschüler und das Mustersöhnchen zu einem ausgekochten Dorn im Auge von Raffzahn mausern könnte, ist aber wirklich zu komisch. Noch dazu wenn man bedenkt, dass Marlon gar keine Schuld trifft bei diesem Schlamm Anschlag. Raffzahn sagt etwas und schnell presse ich das Ohr wieder an die Tür. "Ich lasse dich nicht so einfach damit davon kommen", grollt unser Schulleiter. "Von dir habe ich immer mehr erwartet Marlon. In all den Jahren bestand nie Anlass dazu. Doch du hast mich schwer enttäuscht heute." Ich kann mir Marlons Gesicht genau vorstellen. Aus dem Sarg gerissen und von Raffzahn zur Schnecke gemacht und bestraft zu werden. Kein guter Start in den Tag. Ähm natürlich in die Nacht. Ich bin so in meinen euphorischen Gedanken über unseren Triumph versunken, dass ich nicht mehr gross auf das achte, was hinter der Tür passiert. Sobald ich in meinem Gedankenpalast verscgwunden bin, bin ich nur schwer wieder herauszubringen. Und so merke ich erst, als Gabriel mich in den Arm zwickt, dass die Stimmen von Raffzahn und Marlon verstummt sind...
DU LIEST GERADE
Vampirinternat
FantasyTranssilvanien. Ein Internat. Ein Haufen verrückter Jungvampire und ein strenger Internatsleiter. Das Leben für Luk und Gabriel ist nicht einfach. Verachtet von ihren Familien, weil sie das Tageslicht berühren können, wurden sie aufs Vamperinternat...