Überraschung 🙈 als kleines Dankeschön für die 2 Tausend Reads. Ihr seid der Hammer! ❤️
ZÜMRA
"Ich weiß nicht, warum mich das Schicksal so vieles in so kurzer Zeit hat durchmachen lassen. Etwa um zu sehen, ob ich in schwierigen Augenblicken durchhielt?"
Paulo Coelho - Die Spionin
Wie angekündigt war ich einige Male nach Stuttgart gefahren, hatte mir Wohnungen angesehen, mich für eine entschieden und diese mit dem nötigsten eingerichtet.
Leider war die Zeit schneller vergangen, als mir lieb war. Um mich einige Tage an das neue Lebensumfeld zu gewöhnen, war ich nun am Donnerstag – ein Tag vor der Erstsemesterbegrüßung – in Stuttgart aufgetaucht und versuchte mich zurecht zu finden.
Leere.
Dieses Wort würde meine jetzige Situation am besten beschreiben. Alleine, in einer ganz neuen Stadt, in einem ganz neuen Umfeld. Ganz ohne Bekannte. Ganz ohne Bilal.
Meine Wohnung war relativ zentral für Stuttgarter Verhältnisse – es dauerte 20 Minuten mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof –, war groß, lag in einem Häuserblock mit vielen Hochhäusern. Es gefiel mir hier. Stuttgart war die einzige Stadt, in der Bilal nicht leben wollte. Nie leben wollte. Und nun stand ich hier. Mitten in der Innenstadt auf der Königsstraße. „Ich vermisse dich", flüsterte ich kaum hörbar und presste meine Augenlider aufeinander.
Leere.
Meine Beine führten mich durch die Gegend. Immer wieder hörte ich kurdische Wörter, verstand Bruchteile, erinnerte mich an Bilal und mir war nach weinen zu Mute. Irgendwann – nach etwas mehr als einer Stunde herumirren – hatte ich unbewusst die Gegend meiner Wohnung erreicht, indem ich den gleichen Weg wieder zurücklief, den ich zur Stadt zurückgelegt hatte. Langsam lief ich die restlichen drei Schritte zur Eingangstür, als plötzlich ein Motorrad hinter mir zu hören war. Eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Unbewusst füllten sich meine Augen und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Bilal...
Der Motor ging aus, es folgten Schritte, die näher kamen, doch aus meiner Starre kam ich trotzdem nicht raus. Bilal...
„Kann ich kurz vorbei?", ertönte eine tiefe und raue Stimme, die mich leicht zittern ließ und zurück in die Realität katapultierte. Kurz nickte ich und ging einen Schritt zur Seite und machte so den Weg zur Tür frei. „Du bist die neue Mieterin, oder?", wurde ich angesprochen als ich in die Leere blickte. Nickend drehte ich meinen Kopf in die Richtung, wo die Stimme herkam. Ein junger Mann, in meinem Alter oder einige Jahre älter als ich, stand vor mir. „Ich bin dein Nachbar. Ich darf doch du sagen, oder?", vergewisserte er sich lächelnd, woraufhin ich wieder nickte. „Kommst du rein?", fragte er nach einem inneren Kampf – das sah ich seinen Augen an. Auch merkte ich, dass er langsam gehen wollte, weswegen ich erneut nickte und einen Fuß ins Gebäude setzte, damit er die Tür loslassen konnte. „Danke", flüsterte ich und lief hinter ihm auf den Fahrstuhl zu. Während wir Stockwerk für Stockwerk in die Höhe fuhren, klingelte mein Handy auf halbem Weg.
Hatice Teyze.
„Ja, dayê (Kurdisch: Mutter)?", versuchte ich meine Stimme normal klingen zu lassen. „Du hast meine Anrufe nicht angenommen", stellte sie fest und ich presste meine Augenlider zusammen. „Ich war in der Stadt, und mein Handy war bis eben noch auf lautlos", versuchte ich sie zu überzeugen und bemerkte, dass der Aufzug langsamer wurde und letztendlich im 12. Stockwerk hielt. Kurz nickte ich meinem Nachbarn zu – um keinen unhöflichen Eindruck zu hinterlassen – und verließ den Fahrstuhl.
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Fels in der Brandung
Teen FictionZwei zerstörte Seelen, die aufeinandertreffen. Die sich gegenseitig heilen. Zümra und Azad. Man sagt Liebe sei das Aufeinandertreffen von zwei Seelen, die gegenseitig all ihre guten und schlechten Seiten akzeptieren und bereit sind alles füreinander...