"What I love most about my home is who I share it with."

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Rewis Blick war undefinierbar. Er lächelte Manu und Palle an, doch Paluten vermutete mehr hinter diesem so scheinheilien Ausdruck auf seinem Gesicht. Schweigend stieg Manu hinten ein, woraufhin Palle kurz zögerte, sich dann allerdings nach vorn zu Rewi gesellte, was diesen zu erstaunen schien. Palle war jedoch der Meinung, dass er genug Zweisamkeit mit Manu haben würde. Wenn auch vorerst keine liebevolle. Vorerst. Manu dagegen war sichtlich nervös, als Rewi losfuhr. Ständig rutschte er auf seinem Sitz hin und her und versuchte vergeblich seine Wohnung im Blick zu behalten, doch bereits nach wenigen Sekunden, war sie auch aus Palles Blickfeld verschwunden.
"Hey, Ähm...Manu?" Rewi hatte das Wort ergriffen. Palle runzelte skeptisch die Stirn. Er hatte gehofft, Rewi würde die Klappe halten und vor allem nicht Manu ansprechen. Als Manu jedoch nicht antwortete lachte Rewi leise auf. "Tut mir Leid. Ich meinte natürlich: Hey, Manuel?" Der Sarkasmus in Rewis Stimme war kaum zu überhören. Von hinten hörte Palle ein unverständliches Grunzen. Musste er das verstehen? Hatte es etwas mit Manus und Rewis Konversation zu tun, die die beiden vor Palles Eintreffen geführt hatten? Wahrscheinlich. Was auch immer die zwei miteinander hatten, es musste aufhören. So einen Streit würde Paluten als Drittes Rad nicht ertragen. Unauffällig berührte Paluten Rewi am Oberschenkel, woraufhin dieser erschrocken zusammenfuhr und einen schrecklich langen Moment nicht auf die Straße, sondern in Palles braune Augen sah. Kaum wahrnehmbar schüttelte Palle den Kopf und wich dann Rewis Blick wieder aus. Ihm wurde bereits nach kurzer Zeit klar, dass Manu alles mitbekommen haben musste. Die Fahrt verlief zwar schweigend, Manus Blicke, die Palle ab und zu im Rückspiegel erhaschen konnte, sprachen allerdings Bände. Es schien, als bereue er es mitgekommen zu sein. Als bereue er es, Paluten zu lieben.

"Danke. Ich laufe ab hier." Rewi drehte sich ohne ein weiteres Wort um und lief eiligen Schrittes die Straße entlang. Palle sah ihm nachdenklich hinterher, während Manu hinter ihm gerade aus dem Auto stieg und von hinten auf ihn zu kam. War Rewi eifersüchtig? Es gab keinen Grund, warum er das sein sollte. Er hatte Jodie. Palle hatte Manu. Und überhaupt war er derjenige gewesen, der alles wieder gut machen wollte.
"Er oder ich." flüsterte Manu plötzlich, der direkt neben Palle aufgetaucht war. Mit großen Augen sah Palle Manu an, der jedoch starr geradeaus sah; dorthin, wo Palles Blick gerade noch gehangen war. Der Punkt, an dem Rewi hinter einer Hauswand verchwunden war.
"Was ist das für eine Frage?" gab Palle kopfschüttelnd zurück. "Du bist..." er stoppte sich selbst am weiterreden. 'Vorerst keine Liebe', rief er sich in Erinnerung. Vorerst. "Du bist mein bester Freund und niemand sonst." Manu nickte stumm. Dann drehte er sich um und lief auf das YouTube Haus zu. Palle dachte Manu kurz erschaudern zu sehen, als dieser vor der Haustür stehen blieb, war sich seiner Wahrnehmung jedoch nicht allzu sicher. Manchmal wünschte sich Palle einfach eine Return Taste für das echte Leben. Wäre jedenfalls bestimmt ziemlich praktisch, so ein Ding. Da Manu bereits ungeduldig wartete, beschloss Palle ihm aufzuschließen und sich selbst von etwas Balast zu entladen. Er wusste, dass er es nicht erzählen musste, dass Manu vielleicht nie dahinter käme, aber vielleicht lag es daran, dass er wollte, dass Manu es wusste. Nervös steckte er den Schlüssel ins Schlüsselloch und schloss die Tür auf.
"Bevor wir reingehen..." Palle sah Manu tief in die Augen. Wieso verzauberte ihn dieser stechende Grünton immer wieder aufs Neue? "Du solltest wissen; es war nicht nur einmal." Manus Augen funkelten plötzlich auf. Palle hatte Angst vor der noch folgenden Reaktion. Er hatte Angst vor einem weiteren Abschied. Was würde Manu tun? So schnell, wie das Funkeln in Manus Augen angesetzt hatte, verschwand es auch wieder und der braunhaarige, junge Mann nickte nur stumm, während er begann die Treppen zu Palles Wohnung hinaufzugehen. Paluten folgte ihm hastig.
"Ich musste es dir doch sagen, Manu. Ich will nicht, dass du nicht weißt, dass-"
"Wie oft?" Manus Stimme zitterte. Jedes Wort, musste er scheinbar qualvoll aus sich herauspressen. Palle verstand nicht ganz, was sein Freund meinte. Zweifelnd runzelte er die Stirn.
"Was?"
"Wie oft hast du schon mit Rewi geschlafen?"
"Manu...ich...ich weiß nicht genau. Es war so..."
"So oft?"
"Nein...nein! Es waren höchstens dreimal. Viermal vielleicht."
"Viermal..." Manu wirkte komplett geistesabwesend, bis er fast mit jemanden zusammenstieß. Tim Bergmann lehnte an der Wand und sah zu den beiden Neuankömmlingen herunter. Ein Schock durchfuhr Palles Körper, als er seinen Freund auf dem Flur erblickte. Was wusste Bergi? Was hatte er gehört? Palle und Manu hatten sich nicht gerade leise unterhalten, daher durfte ihm die Untehaltung nicht entgangen sein.
"Hey Palle! Hast du einen Kumpel mitgebracht?" Tims Blick verriet nichts, er lächelte lediglich wohlwissend - nicht anders als sonst auch. Was machte er mittags einfach so allein auf dem Flur? Das ergab für Palle keinen Sinn.
"Ähm ja." brachte Palle mit Mühe hervor und schnappte sich Manus Handgelenk, der wie gelähmt, den größeren Mann vor sich anstarrte.
"Aber wir müssen auch schon wieder los, Bergi. Jedenfalls haben wir noch ne Menge zu tun. Fragen bitte später." Tim schmunzelte, während sich Palle mit Manu im Schlepptau an ihm vorbeidrängte.
"Kein Problem." gab er lächelnd zurück. "Gut, dass es dir wieder besser geht, Pat."
Palle brachte nur ein stotterndes "D-Danke." hervor und zerrte Manu weiter zu seiner Haustür. Während Paluten Mühe hatte den Schlüssel überhaupt ins Schlüsselloch zu taxieren, sah sich Manu immer wieder ungeduldig über die Schulter. Er wollte etwas loswerden, aber ob Tim noch stand wo er gestanden hatte wusste keiner der beiden. Erleichtert gab Palle einen Seufzer von sich, als er die Tür öffnete und zur Seite trat, um Manu hereinzulassen.
"Endlich." hörte er seinen Freund brummen, der sich bereits ins Wohnzimmer aufgemacht hatte, um dort Platz zu nehmen. Palle warf noch einen letzten Blick auf den kalten, einsamen Flur. Verunsichert fragte er sich, was Bergi wusste, oder wenigstens zu wissen glaubte.

Im Wohnzimmer war es angenehm kühl. Die Mittagssonne strahlte zwar unnachgiebig durch jedes Fenster, welches das Zimmer zu bieten hatte, konnte aber keine Hitze innerhalb der Mauern herstellen. Manu hatte sich bereits auf die Couch gesetzt und begann nun langsam seine Schuhe auszuziehen. Seufzend ließ Palle sich neben ihm nieder und blinzelte in die Sonne.
"Denkst du er hat uns gehört?" fragte Manu nachdenklich. Palle zuckte nur mit den Schultern.
"Denkst du er ahnt was?" Manu sah Palle nervös an, nachdem er seine Schuhe sorgsam bei Seite gestellt hatte. Paluten sah allerdings weiterhin aus dem Fenster in die Sonne. Seufzend nickte er schließlich. Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber er konnte sich denken, dass Tim, wenn er das eine mit dem anderen verknüpfte, schnell hinter das Geheimnis der beiden und so auch hinter Manus Identität kommen konnte.
"Selbst wenn er es wüsste," begann Palle zögernd und erwiderte Manus Blick, "Tim würde das für sich behalten. Da bin ich mir sicher."
"Er würde dich trotzdem darauf ansprechen. Würdest du ihn anlügen?"
"Nein. Ich denke nicht." Zweifelnd runzelte Manu die Stirn, woraufhin Palle genervt die Augen verdrehte. "Ach komm schon. Er ist einfach ein echt guter Kumpel von mir, also lass es ihn wissen."
"Bald weiß es jeder."
"Findest du es etwa schlimm?" Palle rümpfte die Nase, doch Manu sah ihn einfach nur schweigend an. "Gibt es für dich nichts schlimmeres, als das unsere Fans wissen, dass ich mit Rewi geschlafen habe und wir zusammen sin-"
"Wir sind nicht zusammen."
"Wir waren es."
"Das ist ein Unterschied, Patrick."
"Wir werden wieder zusammen kommen." Manu musterte Palle weiterhin kritisch, doch dieser konnte sich selbst kaum am Reden hindern.  "Und wenn du mich dafür auf den Mond schießen würdest, ich würde dich trotzdem küssen und neben dir in einem Bett schlafen wollen und überhaupt, dir in..."
"Du schweifst vom Thema ab." war die überraschend kühle Antwort, die Palle von seinem Redeschwall erlöste.
"Ja. Stimmt." Dann herrschte Stille. Beklemmendes Schweigen erfüllte den Raum. Es gab nichts mehr zu sagen. Worte waren ausgesprochen. Das Thema schien abgeschlossen. Nervosität breitete sich langsam, wie ein Schleier aus finsterem Nebel über die beiden Verliebten aus. Palle versuchte herauszufinden, wie er Manu zurückgewinnen konnte. Wie könnte er Manu dazu bringen sich wieder auf ihn einzulassen? Sie wollten es doch beide. Oder nicht? Wenn Manu sagte, dass er Palle liebte, ihn nie aufgehört hatte zu lieben, aber trotzdem etwas Abstand wollte, verstand Palle das. Aber wann würde Manu bereit sein? Wie lang würde er brauchen? Paluten konnte die Luft um sie herum vor Spannung förmlich knistern hören. Wäre jetzt nicht ein guter Zeitpunkt Freddie zu besuchen? Versuchen erstmal ihm alles zu erklären? Natürlich ohne zu viel zu verraten. Der Gedanke jetzt aufzustehen machte Palle nervös. Er wartete auf einen guten Zeitpunkt, allerdings schien jeder Zeitpunkt ein schlechter Zeitpunkt zu sein. Dann spürte Palle einen Luftzug an seiner rechten Seite. Manu, neben ihm, war aufgestanden und lief ungelenk in die Küche.
"Ich hab Hunger!" rief er und Palle hörte das Öffnen des Kühlschranks. Jetzt könnte er gehen. Allerdings erinnerte ihn der Gedanke, jetzt Freddie zu besuchen an das erste Mal, als er Manu allein gelassen hatte und dieser verschwunden war. Inzwischen war Palle natürlich klar, dass Manu ins UFO gekommen war und ihn zusammen mit Rewi im Tiefschlaf vorgefunden hatte. Es musste schrecklich für ihn gewesen sein. Sollte er Manu einfach anbieten mitzukommen? Wahrscheinlich würde Freddie Manu erkennen. Spätestens wenn Palle anfangen würde zu erzählen. Wahrscheinlich. Als sich der Kühlschrank mit einem lauten Knall wieder schloss, stand Palle auf. Langsamen Schrittes lief er in Richtung Küche, bis Manu ihm mit einem Joghurt in der Hand, entgegen kam und Paluten abrupt stehen blieb. Auf Manus fragenden Blick hin lächelte Palle etwas und zeigte auf Manus Füße. "Wenn du mit willst, zieh dir am besten deine Schuhe wieder an. Ich will das mit Freddie so schnell wie möglich hinter mich bringen." Palle hasste Streit. Besonders mit seinen Freunden.
"Natürlich komm ich mit!" Erwiderte Manu und steckte sich einen Löffel Joghurt in den Mund, den er sofort schluckte und sauber wieder aus seinem Mund zog. "Nur noch einen Moment, ja?" Palle nickte und Manu lief an Palle vorbei ins Wohnzimmer, wo er eilig den Joghurt aß und sich dann anschließend wieder die Schuhe anzog, bis er ausgehbereit vor Palle stand und schwach lächelte. Es war ein aufgezwungenes Lächeln. Palle wusste das.
"Na dann..." Palle lächelte zurück und schnappte sich seine Schuhe. "Geh schonmal zum Auto, Mänjuel. Ich komm dann nach." Mit einem knappen Nicken wandte sich Manu ab und trat aus Palles Wohnung. Verträumt sah Paluten ihm nach. Es war alles so angespannt zwischen ihnen. Immer wenn sie sich ansahen, Blicke tauschten oder sich anlächelten. Nichts taten sie entspannt oder freundschaftlich. Eine unsichtbare Barriere schien sie vorerst noch voneinander zu trennen. Vorerst.

Ähm...ja...Danke für die 550 Reads Leude xD Is für mich schon ne stattliche Zahl. Freu mich auch über Rückmeldungen aller Art, man sieht sich...^^ (P.S. Bin im Moment nich sooo zufrieden mit der Story aber ich hoff das bügelt sich wieder glatt...)

GLPalle ~~ Heimliches VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt