How We Feel

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I was dumb, I was wrong, I let you down
But I know how I feel about you now
All that it takes one more chance
Don't let our kiss be our last
Give me tonight and I'll show you
I know everything changes
I don't care where it takes us
'Cause I know how I feel about you now
(Sugababes - 'About you now')

Ich hatte meinen Kopf an der Schaukel gelehnt, eine ganze Weile saß ich schon hier. Der Spielplatz war menschenleer, was mich nicht weiter verwunderte, schließlich verriet der mit Sternen geschmückte Nachthimmel, dass es eigentlich zu spät war, um sich hier aufzuhalten. Eigentlich, denn was mich anging, so gab es gerade keinen richtigeren Ort, an dem ich mich aufhalten sollte.

Es waren einige Tage vergangen, seitdem mein Vater unter die Erde gebracht worden war. Tage, die ich allein verbracht hatte. Nicht weil ich musste, sondern, weil ich es mir so gewünscht hatte. Allein zu sein war nichts Schlechtes – im Gegenteil – jeder Mensch sollte in der Lage sein, auch mal allein sein zu können und es idealer Weise auch zu genießen. Es gab gewisse Dinge, die man mit sich selber abklären musste. Sein Glück an andere festzubinden war nicht gesund, weder für einen selbst, noch für die Menschen, die man liebte. Damit meinte ich nicht, dass man nur allein auf dieser Welt war und man keine Hilfe von anderen annehmen sollte. Auch das war nicht richtig. Aber um Glück zu finden - wahres Glück - musste man zuerst mit sich selbst im Reinen sein. Sich selbst kennen und mögen lernen. So sah ich das zumindest.
Und das hatte ich auch gebraucht, nach dem Selbstmord meines Vaters. Nach all dieser Zeit voller Schmerz und Trauer, Sorgen und Leere. Ja, es war durchaus einiges zusammen gekommen, dass ich verarbeiten musste, Wunden, die ich heilen lassen musste. Und sie würden wahrscheinlich noch etwas brauchen, aber das war in Ordnung so. Sobald man anfängt seine Schmerzen loszulassen, sich nicht länger daran festhält, als hätte man sonst nichts anderes, fängt die Dunkelheit an sich zu erhellen. Es ist wirklich wahr.

Dads Sachen hatte ich also entsorgen lassen und dann hatte ich Zeit mit mir selbst verbracht. Ich war in mich gegangen, hatte viel nachgedacht. Meine Gedanken wandern lassen, ganz ohne Filter, ohne Tabus. Dann hatte ich mir heißen Kakao gemacht, meinen Lieblingsschlafanzug angezogen und einen ganzen Tag damit verbracht, in meinem Bett zu liegen und ein Buch zu lesen. In eine andere Welt einzutauchen, das war auch mal wieder schön gewesen.

Einen Tag darauf war ich bereit gewesen, die Wohnung wieder zu verlassen und mich unter Menschen zu mischen. Ich hatte auf Paul aufgepasst, der, meiner Meinung nach, liebster Achtjährige in ganz München. Die Adventszeit hatte begonnen, weswegen wir zusammen verschiedene Plätzchen gebacken hatten, in allen möglichen Formen und mit allen möglichen Streuseln. Selbstverständlich durften bei Paul keine FC Bayern-Plätzchen fehlen. In Gedanken an Mario, hatte ich ihm ein Plätzchen mit seinem Namen dekoriert. Mario.

Ja, natürlich hatte ich auch an ihn gedacht. Am Ende wartete er immer in meinen Gedanken, egal wo sie sich aufgehalten hatten. Es war immer Mario, am Ende war es immer Mario. Mario.

Auf dieser Schaukel wartete ich auf ihn, er müsste jeden Moment hier sein. Das hoffte ich zumindest. Eher zögerlich hatte er zu diesem Treffen zugestimmt, 'Ja...okay.', hatte er die Unsicherheit in seiner Stimme versteckend gesagt. Doch ich hatte sie natürlich trotzdem gehört und es hatte dazu geführt, dass die Unsicherheit auch mich überfiel.

Letztendlich hatten wir beide bloß Angst vor einem gebrochenen Herzen. Aber wer hatte das schon nicht?

Ich schaukelte ruhig hin und her, die Ruhe selbst war ich, wartete auf ihn, unsicher darüber, was genau ich ihm sagen und wie er darauf reagieren würde. Ich wusste nur, ich würde nicht länger weglaufen.
„Hey.", ertönte es hinter mir. Da stand er, die Hände in den Hosentaschen gesteckt, einen zögerlichen Ausdruck auf seinem Gesicht. Mario.
Ich lächelte leicht. „Hey."
Mario kam vor, beugte sich zu mir runter und gab mir eine kurze Umarmung, sein Geruch sprang mir in die Nase und ich musste für einen kurzen Moment die Augen schließen.

Maybe tomorrow (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt