Schritte und ein lauter Knall.
Sofort schrecke ich hoch und schaue mich ängstlich in meinem Zimmer um.
Links mein Schreibtisch, daneben ein Regal für Bücher. Gegenüber von meinem Bett ein, eher kleiner, Kleiderschrank und rechts ein großes Fenster, durch das etwas Licht, von den Straßenlaternen, reinfällt.
Also alles wie immer. Und der Knall war wahrscheinlich nur eine Tür.
Ich entspanne mich wieder, schaue kurz auf meinen Wecker und lasse mich dann, mit einem leisen Stöhnen, wieder in die Kissen zurückfallen. Es ist jetzt um 5 AM und in einer halben Stunde muss ich sowieso aufstehen, also hat Schlafen jetzt auch keinen Sinn mehr. Ich strecke mich einmal kurz, schlage dann meine Decke zurück, um aufzustehen und das Licht anzuschalten. Ich blinzele ein paar Mal, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen und gehe dann zu meinem Kleiderschrank.
Ein paar Minuten stehe ich unschlüssig vor dem geöffneten Schrank und entscheide mich dann für eine schwarze Hot Pans und ein schlichtes hellrosanes Top. Ich hole beides aus dem Kleiderschrank, nehme dann noch Unterwäsche und Socken und gehe ins Bad, wo ich mich zuerst dusche, die frischen Sachen anziehe und mich noch schnell mit etwas Puder und Maskara schminke. Meine langen dunkelroten, leicht gewellten Haare, binde ich zu einem hohen Zopf, so wie fast immer. Eigentlich finde ich mich ganz hübsch. Nicht zu dick, nicht zu dünn. Einen tollen Teint und auch sonst habe ich an meinem Körper nichts zu meckern. Ich verstehe die ganzen Mädchen einfach nicht, die total perfekt aussehen und dann trotzdem rumnörgeln, nur um Aufmerksamkeit und Komplimente zu bekommen. Ich lächele meinem Spiegelbild noch einmal kurz zu und gehe dann, aus dem Bad raus und in mein Zimmer, um meinen Rucksack zu packen.
Heute habe ich Geografie, Sport und Physik, weswegen ich mir noch eine kurze Hose und ein Top, für Sport, raussuche und ebenfalls in meinen pinken Rucksack packe. Gerade als ich die Reißverschlüsse schließe, klingelt mein Wecker und ich schalte ihn aus. Jetzt ist es 5.30 AM, also habe ich noch eine Stunde, bis meine Eltern aufstehen. Ich schulteer meinen Rucksack und gehe dann aus meinem Zimmer raus und durch den Flur in unsere Küche, wo ich mir erstmal meinen kleinen Zeh am Türrahmen stoße. (AN: Lol. Like me) "Shit!" Leise vor mich hin fluchend, schmiere ich mir ein Brötchen mit Frischkäse und setze mich auf einen Stuhl, um in Ruhe zu essen.
Nachdem ich aufgegessen habe, fange ich an, den Tisch, für meine Eltern, zu decken. Teller, Besteck, Brötchen, Aufschnitt und was halt so dazugehört. Als ich fertig bin, gehe ich nochmal ins Bad, um mir die Zähne zu putzen und dann in mein Zimmer, um meinen Eltern, so gut wie möglich, aus dem Weg zu gehen.
"LUNA, KOMM HER!" brüllt mein Dad, aus der Küche und gleich danach höre ich Schritte und meine Tür wird aufgerissen. Ich schrecke von dem Buch hoch und schaue zur Tür. Mein Vater kommt rein, packt mich grob am Arm und zerrt mich aus dem Bett, wo ich bis eben, noch lesend gelegen habe. Er zieht mich hinter sich her, in die Küche, wo meine Mum an dem, von mir gedeckten Tisch sitzt. "Du hast den Kaffee vergessen!" meckert mein Vater und schuppst mich in Richtung der Kaffeemaschine, wobei ich mir die Tischkante in Bauch stoße. "Ah!"
"Mecker nicht sondern mach deine Arbeit!" ermahnt meine Mutter mich, was ich auch mache. Ich nehme zwei Tassen aus dem Schrank, schalte den Wasserkocher ein und tue das Kaffeepulver und das, nach 2 Minuten heiße, Wasser rein. Ich rühre noch kurz um und stelle dann die Tassen auf den Tisch. Danach gehe ich wieder, aus der Küche, raus und in mein Zimmer. Auf ein 'Danke' brauche ich gar nicht zu warten, kommen wird eh keins.
In meinem Zimmer gucke ich nochmal auf meinen Wecker. Mittlerweile ist es kurz vor um 7 AM und in 30 Minuten kommt Klara, um mich abzuholen, damit wir gemeinsam zur Schule gehen können. Ich lege mich wieder auf mein Bett, doch zum lesen habe ich irgendwie keine Lust mehr, weswegen ich wieder aufstehe, mich an meinen Schreibtisch setze und Musik von meinem MP3-Player anmache. Ein Handy habe ich nicht... mehr. Ich hatte mir mal heimlich eins gekauft, doch als mein Dad das bemerkt hatte, hatte er es mir weggenommen und mich zur Strafe ein ganzes Wochenene in meinem Zimmer eingesperrt.
Ich gucke noch einmal kurz in den Spiegel und gehe dann raus und in den Flur, wo ich mir meine dunkelroten Sneakers anziehe, dann meinen Rucksack aufsetze und rausgehe. Das alles mache ich so leise wie möglich, da ich nicht weis, ob meine Eltern noch da sind. Draußen warte ich ungefähr 2 Minuten und dann kommt auch schon Klara. "Hi!" begrüßt sie mich und wir umarmen uns kurz. Danach gehen wir, fröhlich quatschend, zur Schule.
Klara und auch niemand anderes weis, wie meine Eltern wirklich zu mir sind, was nicht nur daran liegt, dass ich keinem davon erzähle, sondern auch, weil ich nie jemanden zu mir einlade. Nicht mal Max, meinen Freund.
Nach 10 Minuten sind wir an der Schule und gehen rein, ins Schulgebäude und in den Geo-Raum. Klara und ich setzen uns nach hinten, ans Fenster. Vor uns sitzen Anja und Sandra, die wir ebenfalls mit einer Umarmung begrüßen. Danach wird wieder gequatscht. Eigentlich würden wir jetzt draußen, am Schultor, auf Erik und Max warten, aber da am Wochenende eine Party war, glaube ich nicht, dass die beiden zu den ersten beiden Stunden, oder überhaupt zum Unterricht kommen. Klara und ich wollten auch auf die Party gehen, doch meine Eltern lassen mich nie irgendwo hin gehen, weswegen ich sowas immer heimlich machen muss und Klara war mit ihren Eltern am Wochenende bei irgendwelchen Verwandten.
Als es klingelt, kommt Herr Vollmer rein und begrüßt uns. "Moin Leute. Eigentlich wollte ich heute mit euch einen Test schreiben, aber ich hab keinen Bock, denn dann auch noch zu kontrollieren, also schreiben wir keinen." sagt er, während er seine Tasche abstellt und sich auf den Stuhl setzt. Er ist der einzige Lehrer, vor dem wir Respekt haben und wo wirklich alle zuhören. Nachdem er das, mit dem Test, gesagt hat, bricht lautes Jubeln in der Klasse aus und alle freuen sich. Bei Herr Vollmer macht Geo echt Spaß und ist auch meistens echt interessant, doch trotzdem schlafe ich nach einiger Zeit ein.
****
"Hey Luna, aufwachen!" versucht Klara mich zu wecken. Ich hebe meinen Kopf und blinzel ein paar Mal, eher ich bemerke, dass wir fast die letzten im Raum sind. "Hab ich etwa die ganze Stunde verpennt?" frage ich verwundert und fange an, meine Sachen zusammen zu packen. "Naja, nicht die ganze Stunde aber fast." antwortet Klara grinsend, nachdem wir unser Rucksäcke aufgesetzt haben und rausgehen wollen, als mich Herr Vollmer ruft. "Luna, warte mal!" Ich gucke Klara fragend an, doch sie zuckt nur mit den Schultern und geht dann raus.
"Was gibt's?" frage ich Herr Vollmer, als ich vor dem Lehrertisch stehe. "Du musst heute nach der 6. Stunde, 2 Stunden nachsitzen." sagt er, während er seine Tasche packt. "Was? Warum?? Nur weil ich einmal kurz penn, muss ich gleich nachsitzen?!" frage ich, leicht wütend, weil das ja mal echt nicht gerecht ist. "Ja, musst du! Du pennst öfter als nur einmal, im Unterricht!" antwortet Herr Vollmer mit einer Stimme, die mich an meinen Vater erinnert, was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum ich zusammenzucke, da ich bei so einer frechen Antwort sofort wieder Schläge kriegen würde. "Alles ok?" fragt Herr Vollmer, wobei ich merke, dass ich meine Augen zusammenkneife. Sofort öffne ich sie wieder und nicke dann schnell. "Ja, alles ok!" sage ich lächelnd und gehe dann raus, wo Klara auf mich wartet.
"Und, was wollte er?" fragt sie, während wir zur Sporthalle gehen. "Ich muss heute nachsitzen, weil ich fast die ganze Stunde verpennt hab." antworte ich und Klara fängt an zu lachen. "Was?" frage ich verwirrt und wir setzen uns auf eine Bank. "Ich wette, du bist ein bisschen ausgerastet, oder?" fragt Klara zurück und ich fange ebenfalls an zu lachen.
Ja, manchmal kann ich sehr temperamentvoll sein und so schnell lasse ich mir auch nicht alles gefallen, bis auf das mit meinen Eltern.
"Nein, diesmal nicht, aber fies find ich's trotzdem!" antworte ich lachend.
Plötzlich legen sich von hinter, zwei Hände auf meine Augen und ich höre sofort auf zu lachen.